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Historische Kriegs­lü­gen*

in: vorgänge Nr. 218 (Heft 2/2017), S. 5-16

Hindenburgs Behauptung, das deutsche Heer sei im Felde unbesiegt geblieben, schuld an der Niederlage sei die Heimatbevölkerung, die der kämpfenden Truppe einen Dolch in den Rücken gestoßen habe, dürfte allgemein als wahrheitswidrig bekannt sein. Ebenso Hitlers Behauptung, seit 5.45 Uhr werde zurückgeschossen, womit er Polen zum Auslöser des 2. Weltkriegs machen wollte. Aber dies sind nicht die einzigen Kriegslügen. Wolfgang Wette Autor zeigt anhand einer Reihe weiterer Fälle, dass die Eliten eines kriegführenden Landes ihr Handeln rechtfertigen und durch Kriegspropaganda untermauern. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die politischen Kriegslügen die Berufung auf den „gerechten Krieg“ längst abgelöst haben und die Wahrheit bereits vor dem Beginn eines Krieges verfälscht wird, um die Legitimität des eigenen Handels zu untermauern.

Aischylos (525-456), der griechische Dichter und Schöpfer der griechischen Tragödie, erkannte den Zusammenhang bereits in voller Klarheit: „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.“[1] Diese Erkenntnis ist seitdem in verschiedenen Varianten vieltausendfach wiederholt worden. Das kann kein Zufall sein. Es muss damit zusammenhängen, dass die historische Wirklichkeit den Sachverhalt immer wieder bestätigt hat.

Durch die leidvollen Erfahrungen in den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts, jetzt auch schon des 21., sind wir allerdings mehr als einmal belehrt worden, dass die Weisheit des Aischylos einer Erweiterung bedarf: Die Wahrheit stirbt nicht erst „im Krieg“, sondern schon in der Entstehungsphase einer gewaltsamen Auseinandersetzung. Während eines Krieges waren die Führungseliten eines kriegführenden Landes jeweils bestrebt, die Glaubwürdigkeit ihrer Rechtfertigungsbehauptungen durch ihre Kriegspropaganda zu untermauern. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges – um diesen Fall zu nehmen[2] – kam dann nicht etwa die Wahrheit auf den Tisch, sondern die Verschleierung der Wahrheit respektive der Kampf um die Wahrheit setzte sich weiter fort. Der in Deutschland nach 1918 erbittert geführte Meinungskampf über die Kriegsschuldfrage bietet dafür ein reiches Anschauungsmaterial.[3]

Kriegs­me­ta­physik – eine tradi­ti­ons­reiche Verschlei­e­rungs­stra­tegie

Wenn der Begriff Kriegslüge fällt, denkt man gewöhnlich an einen Auslöser, einen konkreten Anlass wie zum Beispiel die Ermordung des österreichischen Thronfolgers im Juli 1914, der hernach zur Kriegsursache stilisiert wurde. Bei dieser Betrachtungsweise wird häufig vergessen, dass es im damaligen zeitgenössischen Denken eine Weltsicht gab, die gleichsam als Humus diente, auf dem die aktuelle Kriegslüge erst gedeihen konnte. Gemeint ist ein bestimmtes Denken über „den“ Krieg im Allgemeinen. Dieses Denken, das besonders im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts weit verbreitet war, bezeichne ich als Kriegsmetaphysik. Gemeint sind die Vorstellungen, „der“ Krieg sei „der Vater aller Dinge“ oder ein Naturereignis, das ausbreche wie ein Vulkan und das von Menschen nicht gebändigt werden könne; oder der Krieg sei von Gott gewollt, womöglich ein „Gottesgericht“; oder aber – als linke Variante – er sei ein gleichsam „naturnotwendiges“ Produkt des Kapitalismus beziehungsweise des Imperialismus.[4]

In klassischer Weise formulierte zur Zeit des deutschen Kaiserreiches der preußische Generalstabschef Helmut von Moltke d. Ä. die zeitgenössische konservativ-militaristische Kriegsmetaphysik: „Der Friede ist ein Traum, und nicht einmal ein schöner, und der Krieg ein Glied in Gottes Weltordnung. […] Ohne den Krieg würde die Welt im Materialismus versumpfen.“[5] Sätze wie dieser führten bei den Menschen zu der fatalistischen Grundhaltung, dass Kriege offenbar immer wiederkehren und daher nicht verhindert werden könnten.

Spätestens seit der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht im 19. Jahrhundert verfolgten Aggressoren das Ziel, die eigene Verantwortung für die Entfesselung kriegerischer Gewalt vor der eigenen Bevölkerung zu verschleiern. Sie wussten, dass das eigene Lager nur durch eine Verteidigungslüge für den Krieg mobilisiert werden konnte. Der Krieg musste als eine gerechte Sache erscheinen, und als gerecht wurde nur die Verteidigung des eigenen Landes gegen einen Aggressor angesehen. Es galt also, das eigene Land als das angegriffene hinzustellen, den Feind ins Unrecht zu setzen und ihm die Kriegsschuld aufzubürden. Wenn in der Regel alle kriegführenden Mächte die Menschen ihres Landes mit einer Verteidigungspropaganda mobilisierten, so bedeutete dies allerdings nicht, dass es sich dabei durchgängig um Kriegslügen handelte. So befanden sich etwa die von Hitler-Deutschland überfallenen Länder Europas zweifellos in einer Verteidigungssituation.

Eine preußische Kriegslüge

Friedrich II., König von Preußen, von seinen Bewunderern auch als „der Große“ bezeichnet, steht für den manipulativen Umgang mit der Lehre vom „gerechten Krieg“, anders ausgedrückt: für die Praxis der Kriegslügen im 18. Jahrhundert. Im Jahre 1740 gab er seiner Armee den Befehl zum Angriff auf Schlesien, das er, ganz der Machtpolitiker, dem preußischen Staat einverleiben wollte, bevor der Rivale Österreich zum Zuge kam. Das war der Beginn des sogenannten Ersten Schlesischen Krieges (1740-1742). Während die Angriffshandlungen bereits im Gange waren, schrieb Friedrich seinem Minister Heinrich Graf von Podewils: „Ich habe den Rubikon überschritten, mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel.“ Nun sei es Sache des Ministers, sich im Nachhinein eine „justa causa“ auszudenken, also einen „gerechten Grund“, ein Rechtfertigungsmotiv.[6] Im Hinblick auf die internationale Öffentlichkeit konstruierte der Minister nun einen erbschaftsrechtlichen Anspruch, der mit der herrschenden Lehre vom gerechten Krieg nicht zu kollidieren schien. So wurde versucht, die aggressive und rechtswidrige Politik des preußischen Königs zu kaschieren.[7]

Deutsch-­Fran­zö­si­scher Krieg 1870/71

Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck manipulierte im Jahre 1870 die „Emser Depesche“ in der Weise, dass der französische Kaiser Napoleon III. dadurch in die Rolle des Aggressors gedrängt wurde und Deutschland den Krieg erklärte.[8] In den Augen der deutschen Öffentlichkeit ergab sich dadurch die Lage, dass Bismarck die angegriffenen Deutschen verteidigte. Verborgen blieb, dass er selbst es gewesen war, der auf den deutsch-französischen Krieg hingearbeitet hatte, weil er ihn als ein geeignetes Mittel zur Herstellung des preußisch-deutschen Nationalstaats brauchte.

Wilhelm Liebknecht, neben August Bebel der bekannteste Sozialdemokrat seiner Zeit, zog in seinem Buch über die Emser Depesche (erschienen 1899) eine Verbindungslinie zwischen Friedrich II. und Bismarck: „Die Völker sehen hier, wie Kriege gemacht werden. […] Dass die Politik sich verbrecherischer Mittel bediente, das ist uralte Praxis. Dass sie der Verbrechen sich rühmt [gemeint ist Bismarck, d. Verf.], das ist neu. Auch der ‚Alte Fritz‘ hat Ähnliches verbrochen wie Bismarck. Allein er schämte sich. […] Bismarck ist stolz auf seine Verbrechen, er ist stolz auf die Fälschung der Emser Depesche. […] Jedes Mittel war ihm recht, das zum Ziel führte; und er hat auch nicht, wie die Despoten des Altertums, seine Gegner mit Dolch und Gift auf dem Wege geräumt, so hat er sich nicht gescheut, Tausende und Hunderttausende von Menschen zu töten, wo es galt, seinem maßlosen Ehrgeiz Befriedigung zu sichern.“[9] Liebknechts Buch trägt den Titel „Die Emser Depesche oder Wie Kriege gemacht werden“. Im Kontext des damals verbreiteten Denkens in den Kategorien einer Kriegsmetaphysik stellte es auch eine Aufforderung zu der Erkenntnis dar, dass Kriege von Menschen gemacht werden. Liebknecht, der Aufklärer, nennt umstandslos „Ross und Reiter“ und sagt in aller Klarheit, wer die Verantwortung für den Tod von Hunderttausenden von Menschen im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 trug.

Erster Weltkrieg: „Mitten im Frieden überfällt uns der Feind“

Der Erste Weltkrieg begann in Deutschland wiederum mit einer Verteidigungslüge. Weil die Mehrheit der Menschen durchaus friedliebend war, musste die Regierung, die den Krieg wollte, bestrebt sein, ihre politischen Absichten möglichst vollständig zu verschleiern. Sie wandte in der Julikrise 1914 ihr ganzes diplomatisches Geschick auf, um vor der Bevölkerung des eigenen Landes als unschuldig dazustehen. Aus diesem Grunde sagte die deutsche Reichsleitung 1914 nicht die Wahrheit. Am 31. Juli 1914 verkündete Kaiser Wilhelm II. die Verteidigungslüge: „Man drückt uns das Schwert in die Hand.“[10] In seinem „Aufruf an das deutsche Volk“ vom 6. August wiederholte er diese Behauptung: „Es muss das Schwert nun entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf, zu den Waffen! Jedes Schwanken und jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich.“[11] Zur Rechtfertigung des deutschen Krieges war damit die Legende von der „Vaterlandsverteidigung“ in die Welt gesetzt. Sie sollte sich als äußerst wirksam und zugleich als äußerst zählebig erweisen.

Der Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg verbreitete in der Julikrise von 1914 durch geschickte Regie den Eindruck, Deutschland bleibe nichts anderes übrig, als auf die russische Generalmobilmachung zu reagieren und sich zu verteidigen. Mit dieser Manipulation drängte er die zögernde Sozialdemokratie, die noch kurz zuvor Friedenskonferenzen und Friedensdemonstrationen organisiert hatte[12], dazu, eine Verteidigungssituation anzunehmen.

Nicht nur die Konservativen, sondern auch die oppositionelle SPD-Reichstagsfraktion bewilligten daraufhin die Kriegskredite. Im Interesse der Landesverteidigung schloss die SPD einen sogenannten Burgfrieden mit dem Kaiser und seiner Regierung.[13] Der Chef des Marinekabinetts, Admiral Georg von Müller, freute sich über den gelungenen Coup: „Stimmung glänzend. Die Regierung hat eine glückliche Hand gehabt, uns als die Angegriffenen hinzustellen.“[14]
General Erich v. Falckenhayn, 1914 preußischer Kriegsminister, war einer der ständigen Kriegstreiber in der deutschen Militärführung[15] und in den letzten Julitagen „einer der entschiedensten Befürworter sofortigen Losschlagens“[16], obwohl er zumindest ahnte, dass Deutschland keineswegs mit einem raschen Sieg rechnen konnte. Am 4. August äußerte er eine Weltsicht, welche die zynische Geisteshaltung führender deutscher Militärs widerspiegelte und seine ganze „verbrecherische Verantwortungslosigkeit“ offenbarte.[17] Er sagte: „Wenn wir auch darüber zugrunde gehen, schön war‘s doch“.[18]

Kriegsende 1918: Die verleugnete Niederlage

Nach dem verlorenen Krieg behaupteten die militärische und die politische Führung wahrheitswidrig, das deutsche Heer sei „im Felde unbesiegt“ geblieben.[19] Am 12. November 1918 erließ der Chef der Obersten Heeresleitung, Hindenburg, einen letzten Aufruf an die in die Heimat zurückflutende Armee. „Aufrecht und stolz“, ließ er die Soldaten wissen, „gehen wir aus dem Kampfe, den wir über vier Jahre gegen eine Welt von Feinden bestanden“.[20] Fortan galt die deutsche Armee als „im Felde unbesiegt“. Diese wahrheitswidrige Formel wurde nun landesweit bei der Heimkehr der Truppen von der Front wiederholt. Auch der Vorsitzende der Revolutionsregierung der Volksbeauftragten, der Sozialdemokrat Friedrich Ebert, benutzte sie sinngemäß in seiner Ansprache an die heimkehrenden Truppen in Berlin am 11. Dezember 1918: „Kein Feind hat Euch überwunden […] Erst als die Übermacht der Gegner an Menschen und Material immer drückender wurde, haben wir den Kampf aufgegeben. […] Erhobenen Hauptes dürft ihr zurückkehren.“[21]

Bereits seit Herbst 1918 wurde das in der Obersten Heeresleitung erfundene Gerücht verbreitet, schuld an der Niederlage sei die Heimatbevölkerung. Sie habe die kämpfende Front nicht hinreichend unterstützt, sondern ihr vielmehr „den Dolch in den Rücken gestoßen“. Mit dieser Dolchstoßlegende versuchten die führenden deutschen Militärs, den negativen Kriegsausgang auf jene Kräfte der deutschen Gesellschaft abzuwälzen, die sich seit 1917 für einen Verständigungsfrieden eingesetzt hatten.[22] Hindenburg präsentierte sich am 18. November 1919 – ein Jahr nach Kriegsende – selbstherrlich vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der den Ursachen der Niederlage nachgehen sollte. Der ehemalige Generalfeldmarschall tönte dort: Wir mussten unterliegen, „wenn nicht die gesamte Heimat für den Sieg auf dem Schlachtfelde eingestellt wurde und die moralischen Kräfte nicht dauernd aus der Heimat erneuert wurden“. Aber die Heimat habe versagt: „Ich wollte kraftvolle und freudige Mitarbeit, und bekam Versagen und Schwäche.“ Und dann folgte das böse Wort vom Dolchstoß: „So mussten unsere Operationen misslingen, es musste der Zusammenbruch kommen. […] Ein englischer General[23] sagte mit Recht: ‚Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden‘. Den guten Kern des Heeres trifft keine Schuld.“[24]

Es handelte sich um eine mehrschichtige Nachkriegslüge: In den Köpfen der Deutschen sollte sich festsetzen, dass die deutsche Militärführung den Krieg erstens nicht gewollt, zweitens ihn keineswegs verantwortungslos und ineffizient geführt und ihn drittens militärisch nicht verloren habe. Das war eine folgenschwere Realitätsverweigerung. In nationalistischen Kreisen nährte sie die Vorstellung, dass dieser Krieg nicht beendet, sondern eigentlich nur unterbrochen sei.

Fortan benutzten die deutschen Nationalisten die von Hindenburgs Autorität gedeckte Dolchstoßlegende als innenpolitische Propagandawaffe gegen Sozialdemokraten, Juden und Pazifisten, die Hitler später summarisch als „Novemberverbrecher“ diffamieren sollte. Nach 1933 stellte die nationalistisch verfälschte Interpretation des Kriegsendes 1918 ein wichtiges Motiv für das Hitler-Regime dar, schon in den Jahren der Kriegsvorbereitung alle potentiellen Kriegsgegner aus dem politischen Leben gewaltsam auszuschalten. Als Reaktion auf die Kriegsniederlage von 1918 entfesselten das NS-Regime und die Wehrmacht am Ende des Zweiten Weltkrieges einen systematischen Terror gegen alle Deutschen, die des Defätismus verdächtig waren, und verhinderten so, dass sich ein Widerstand gegen den Krieg organisieren konnte.

Zweiter Weltkrieg: Krieg gegen Polen

Am 1. September 1939 eröffnete das im Danziger Hafen liegende deutsche Linienschiff „Schleswig-Holstein“ ohne jede Kriegserklärung mit seinen schweren Geschützen das Feuer auf die polnische Westerplatte. Gleichzeitig ließ Hitler einen Angriff polnischer Soldaten auf den oberschlesischen Sender Gleiwitz vortäuschen. Deutsche Staatsbürger in polnischen Uniformen griffen die Radiostation an, um den NS-Propagandisten Stoff für ihre Ablenkungspropaganda zu liefern. Hitler verkündete noch am selben Tag in einer Reichstagsrede seine Verteidigungslüge, deren Kernsätze lauteten: „Polen hat nun heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten.“[25]

Hitler hatte diesen Krieg von langer Hand geplant, seine Ziele aber vor der deutschen Öffentlichkeit verborgen, indem er zwischen 1933 und 1938 – zur allgemeinen Irreführung – eine geschickte Friedenspropaganda betrieben hatte.[26] Der deutsche Angriff auf Polen ist das vielleicht bekannteste Beispiel für das sehr viel ältere Ablenkungsmanöver, durch das sich der eigentliche Angreifer zum Angegriffenen machen möchte.

Überfall auf die Sowje­t­u­nion: Präven­tiv­kriegs­lüge

Am 22. Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht in einer Stärke von drei Millionen Mann die Sowjetunion, die sich aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes von 1939 in Sicherheit wiegte. Hitler und sein Propagandaminister Joseph Goebbels präsentierten an diesem Tage wiederum eine Verteidigungslüge. Die Sowjetunion, so behaupteten sie, habe eine aggressive Politik betrieben. Sie habe ihre Armeen an ihrer Westgrenze aufmarschieren lassen, habe damit die Abmachungen des Freundschaftsvertrages mit Deutschland gebrochen und „in erbärmlicher Weise verraten“. „Heute“, behauptete Hitler, „stehen rund 150 russische Divisionen an unserer Grenze. […] Damit aber ist nunmehr die Stunde gekommen, in der es notwendig wird, diesem Komplott der jüdisch-angelsächsischen Kriegsanstifter und der ebenso jüdischen Machthaber der bolschewistischen Moskauer Zentrale entgegenzutreten.“ Nun sei das Schicksal Europas, des Deutschen Reiches und des deutschen Volkes in die Hand der deutschen Soldaten gelegt. Damit war die Präventivkriegslegende geboren.[27] Glaubte man der NS-Propaganda, hatte Deutschland wieder einmal nur „zurückgeschossen“.

Der ameri­ka­ni­sche Vietnam­krieg 1964-1975

Auch der amerikanische Vietnamkrieg von 1964 bis 1975 begann mit einer Lüge. Die amerikanische Administration unter dem demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson suchte und fand einen Vorwand, um in den Krieg gegen Nordvietnam einzutreten. Es handelte sich um den sogenannten Tonkin-Zwischenfall vom 2. und 4. August 1964. Angeblich hatten nordvietnamesische Kriegsschiffe im Golf von Tonkin (vor Nordvietnam) zwei US-Zerstörer beschossen. Nun ordnete Präsident Johnson sogenannte Vergeltungsbombardements gegen Ziele in Nordvietnam an. Hernach ließ er sich vom amerikanischen Kongress eine Generalvollmacht zur Ausweitung des Krieges geben. Dieser sollte bis 1975 dauern und mit einem Sieg Nordvietnams enden.[28] Die amerikanischen Soldaten mussten gedemütigt und fluchtartig das Land verlassen.

Der erste Golfkrieg 1980-89

Der iranisch-irakische Krieg von 1980 bis 1988 wird als Erster Golfkrieg bezeichnet. In diesem Krieg unterstützten die Regierungen der westlichen Länder insgeheim den irakischen Diktator Saddam Hussein. Als die irakische Armee im Jahre 1990 in Kuwait einmarschierte, antworteten die USA und einige Verbündete mit dem Zweiten Golfkrieg. Um diesen Krieg vor der Öffentlichkeit zu legitimieren und  im eigenen Lager Kriegsbereitschaft zu mobilisieren, erfand die US-amerikanische Administration unter Präsident George Bush sen. nun eine neue Sprachstrategie: die Dämonisierung des Gegners.[29] Der irakische Diktator und vormalige Verbündete Saddam Hussein wurde jetzt als „Hitler des Orients“ bezeichnet. Präsident Bush sen. selbst war der Stichwortgeber. In einer Rede vom 8. November 1990 sagte er, die irakischen Truppen hätten sich in Kuwait „ungeheuerliche Akte der Barbarei“ zuschulden kommen lassen, „die nicht einmal Adolf Hitler begangen hat“.[30] Damit verschaffte Bush dem Saddam-Hitler-Vergleich eine weltweite Resonanz. In Deutschland führte dieser Vergleich, der auf eine Gleichsetzung hinauslief, zu großen Irritationen.[31]

Der Kosovo-­Krieg 1999 und der „Hufei­sen­plan“

54 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kämpften erstmals wieder deutsche Soldaten im Ausland, nämlich gegen das serbische Rest-Jugoslawien. Dies geschah im Rahmen der Nato, aber ohne UNO-Mandat. Es handelte sich um einen Angriffskrieg, der weder vom Völkerrecht noch vom Grundgesetz (Artikel 26) gedeckt war. Rest-Jugoslawien hatte Deutschland weder angegriffen noch ging von ihm eine Bedrohung aus. Der damalige Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen), legitimierte den deutschen Militäreinsatz, der – in historischer Perspektive betrachtet – einen schwerwiegenden Tabubruch darstellte, mit Erfahrungen aus der NS-Zeit. Nur brachte er diese jetzt ganz anders als bislang üblich ins Spiel.[32] Er habe nicht nur gelernt „Nie wieder Krieg!“, argumentierte er im Deutschen Bundestag, sondern auch „Nie wieder Auschwitz!“ Das war eine historisch unhaltbare, aber politisch wirkungsmächtige historische Analogie.[33] Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) präsentierte der internationalen Öffentlichkeit seinerzeit einen „Hufeisenplan“, wonach die serbische Regierung angeblich die Albaner systematisch aus dem Kosovo vertreiben wolle. Tatsächlich war dieser Plan frei erfunden.[34] Es handelte sich also um eine der üblichen Kriegslügen.[35]

Diese Wende in der Kriegsbegründung wurde später als „Menschenrechts-Bellizismus“ bezeichnet, als Krieg für die Menschenrechte. Aus dieser Erfahrung wurde dann die politische Strategie der „Schutzverantwortung“ (Responsibility to Protect) entwickelt, die 2005 die Zustimmung fast aller Mitgliedsländer der Vereinten Nationen fand.[36] Wegen der im internationalen Militäreinsatz gegen Libyen 2011 erwiesenen Missbrauchsgefahr hat sich diese Strategie jedoch bereits als problematisch erwiesen.

Der Dritte Golfkrieg: Erlogene Massen­ver­nich­tungs­waffen

Der Dritte Golfkrieg von 2003 wurde seitens der Regierung Bush jun. zunächst als militärische Antwort auf den terroristischen Angriff auf das World Trade Center am 11. September 2001 gerechtfertigt („War on Terror“), obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hatte. Später zog die amerikanische Regierung, wie schon 1990/91, die grausame Diktatur des irakischen Präsidenten Saddam Hussein zur Begründung heran. Präsident George W. Bush führte im Gefolge des Irak-Kriegs auch die Begriffe „Schurkenstaat“ und „Achse des Bösen“ ein. Damit machte er einmal mehr seine dichotomische Weltsicht deutlich: Hier die Guten und Willigen, dort die Bösen, die notfalls bekriegt werden müssen. Um die Gefährlichkeit von Saddam Hussein weltweit zu verdeutlichen, rückte die US-Propaganda erneut Saddam-Hitler-Vergleiche in das Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Schließlich operierte die US-Propaganda mit der Behauptung, Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen und sei daher eine Bedrohung für die ganze Welt. Auch diese Behauptung sollte sich später als Lüge zum Zwecke der (präventiven) Kriegführung entpuppen.

Das syste­ma­ti­sche Beschönigen oder Totschweigen der Kriegs­wirk­lich­keit

Zum Komplex der Kriegslügen gehört seit jeher auch die Beschönigung, Heroisierung oder Ausblendung der Kriegswirklichkeit in der Berichterstattung der Kriegführenden wie auch in den meisten Feldpostbriefen der kämpfenden Soldaten.

Kriege sind eine extrem lebensfeindliche Angelegenheit. In ihnen fügen sich Menschen, die sich nicht kennen, den denkbar schwersten Schaden zu. Sie nehmen sich – und vielen nicht kämpfenden Zivilisten – gewaltsam Leben und Gesundheit. Wer als Staatsmann oder Militär eine kriegerische Auseinandersetzung plant oder in Kauf zu nehmen bereit ist, hält die Darstellung der Kriegswirklichkeit für einen subversiven Akt. Das musste Erich Maria Remarques mit seinem Buch „Im Westen nichts Neues“ ebenso erfahren wie der Hamburger Lehrer Wilhelm Lamszus mit seinem 1912 erschienenen Zukunftsroman „Das Menschenschlachthaus“.[37] Lamszus wurde von der reaktionären Presse als „schlechter Deutscher“ und als „vaterlandsloser Geselle“ verunglimpft. Der Kronprinz verlangte seine Entlassung aus dem Schuldienst. Auf Remarque prasselten wütende Reaktionen der nationalistischen Presse nieder. Der Kriegsschriftsteller Franz Schauwecker qualifizierte seinen Roman als „Kriegserlebnis eines Untermenschen“ und dessen Gesinnungsgenosse Georg Friedrich Jünger meinte herablassend, der Roman ergehe sich „in schwächlichen Klagen gegen den Krieg“.[38]

Da sich die grausame Wirklichkeit des Krieges öffentlich nicht sehen lassen kann, muss sie versteckt werden. Militärs schotten ihr Tätigkeitsfeld seit jeher mit einem fast undurchdringlichen Gestrüpp von Geheimhaltungsvorschriften ab. Sie behaupten, die Geheimhaltung sei eine „Kriegsnotwendigkeit“. Der Feind müsse im Unklaren gelassen werden über die eigenen Absichten und Möglichkeiten. Für die Mobilisierung und Aufrechterhaltung von Kriegsbereitschaft in der Bevölkerung des eigenen Landes ist die Verschleierung der Kriegsrealität von zumindest ebenso großer Bedeutung.

In den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts übernahm die Militärzensur die Aufgabe, die Weitergabe kriegsrelevanter Informationen sowie die Berichterstattung über die Kriegsrealität möglichst vollständig zu unterbinden. So durften beispielsweise Bilder von getöteten deutschen Soldaten sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg nicht veröffentlicht werden.

Die folgen­schwere Ausnahme: Freie Bericht­er­stat­tung im Vietnam­krieg

Im Hinblick auf die Verschleierung der Kriegsrealität nimmt der amerikanische Vietnamkrieg (1964-1975) eine Sonderstellung ein. Er war der einzige Krieg, über den die westlichen Kriegsberichterstatter offen und unzensiert schreiben durften. Das hatte einen juristischen Hintergrund: Weil die US-Regierung keine förmliche Kriegserklärung ausgesprochen hatte, trat auch das Gesetz über die Militärzensur nicht in Kraft.[39] Daher konnte in diesem Krieg auch über die Verluste der amerikanischen Streitkräfte berichtet werden, unterstützt durch beeindruckende Filmszenen und Fotos. Diese Berichterstattung zerstörte die Moral der amerikanischen Heimatfront. Ein Großteil der Bevölkerung der USA entzog der Regierung schließlich ihre Unterstützung. So wurde dieser Krieg – bildlich gesprochen – in erster Linie in den amerikanischen Fernsehzimmern verloren. Seit den Erfahrungen des Vietnamkriegs gaben die Militärs das Informationsmonopol nie mehr aus der Hand. Sie bestimmten nun wieder allein, was die Medien berichten und was die Bevölkerung erfahren durfte wohl wissend, dass Berichte über das Töten und die Todesangst von den Menschen ferngehalten werden müssen, wenn die Moral nicht zusammenbrechen soll.

Kriegs­ver­hü­tung durch „gerechten Krieg“?

Zum ältesten Repertoire der politischen Kriegsrechtfertigungen gehört die Lehre vom gerechten Krieg. Sie entstand als kirchliche Theorie im 5. Jahrhundert n. Chr. (s. dazu den Beitrag von U. Frey in diesem Heft). Die Intention der damaligen Theologen war es, kriegerische Gewalt möglichst einzudämmen, indem ihre Inanspruchnahme an ganz bestimmte Voraussetzungen gebunden wurde. Tausend Jahre später begann das entstehende Völkerrecht, die kirchliche Lehre vom gerechten Krieg abzulösen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Reihe völkerrechtlicher Verträge, die das Recht der Staaten auf Krieg umfänglich beschnitten. Nur das Recht der Selbstverteidigung gegen einen Angriff blieb als „natürliches“ Recht unberührt.

Schon in den Jahrhunderten zuvor hatten es die Kriegsherren strikt vermieden, den Eindruck aufkommen zu lassen, als führten sie einen „ungerechten“ Krieg. Jetzt, seit dem Eintritt einer demokratischen Öffentlichkeit in das politische Leben der europäischen Nationen, bemühte sich die politische Leitung kriegführender Staaten jeweils darum, im Kriegsfall die eigene Nation als die Angegriffene erscheinen zu lassen. Keine kriegführende Regierung gab jemals zu, einen – illegitimen – Angriffskrieg führen zu wollen oder geführt zu haben. Die Kriegspropaganda verbreitete Lügengeschichten, die vom einzelnen Bürger oder Soldaten kaum zu durchschauen waren. Im Strudel der Legenden, die den Krieg der Aggressoren vertuschen oder rechtfertigen sollten, ging gelegentlich die – unbestreitbare – Tatsache unter, dass es auch echte Verteidigungsfälle gab. Denken wir nur an die Beispiele Belgien 1914, Polen 1939 und Sowjetunion 1941.

In der Propaganda kriegführender Staaten ist die Berufung auf die Lehre vom „gerechten Krieg“ längst abgelöst worden von den politischen Kriegslügen. Vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte muss befürchtet werden, dass eine Revitalisierung dieser Lehre das Führen von Kriegen eher begünstigen würde als dass sie zu ihrer Verhütung beitragen könnte. Eine Politik der Kriegsverhinderung und der Deeskalation von Konflikten braucht keine Lehre vom gerechten Krieg.

WOLFRAM WETTE   Prof. i.R., Dr. phil., geb. 1940, Historiker, 1971-95 Militärgeschichtliches Forschungsamt, dann Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Mitbegründer der Historischen Friedensforschung (AHF); Mitherausgeber der Reihen „Geschichte und Frieden“ und „Frieden und Krieg“, Ehrenprofessor der russischen Universität Lipezk. Jüngste Veröffentlichung: Ernstfall Frieden. Lehren aus der deutschen Geschichte seit 1914. Bremen: Donat 2017, mit dem einschlägigen Abschnitt: Weil sich die Wahrheit nicht sehen lassen kann: Das System der Kriegslügen, S. 293-356.

Anmerkungen:

* Beim vorliegenden Text handelt es sich um die erweiterte Fassung meines Aufsatzes „Historische Kriegslügen“, erschienen in: Wissenschaft & Frieden, Heft 1/2013, Dossier Nr. 72, zum Thema „Nichts als die Wahrheit – Über die Kreativität der Unwahrheit im Kontext von Krieg und Gewalt“, S. 3-5, http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?dossierID=076#b

1 http://www.zitate.de/autor/Aischylos/.

2 Vgl. Hellmut von Gerlach: Die große Zeit der Lüge. Der Erste Weltkrieg und die deutsche Mentalität (1871-1921). Bremen 1994.

3 Wolfram Wette: Seit hundert Jahren umkämpft: Die Kriegsschuldfrage. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 59. Jg., Heft 9/2014, S. 91-101. S. auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsschuldfrage.

4 Vgl. Wolfram Wette: Kriegstheorien deutscher Sozialisten. Marx, Engels, Lassalle, Bernstein, Kautsky, Luxemburg. Stuttgart 1971.

5 Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Grafen Helmut v. Moltke. Berlin 1892/93, Bd. III, S. 154. Zum historischen Kontext, vgl. Wolfram Wette: Militarismus in Deutschland. Geschichte einer kriegerischen Kultur. Frankfurt/M. 2008, S. 102 f.

6 Vgl. Reiner Steinweg (Hrsg.): Der gerechte Krieg. Christentum, Islam, Marxismus. Frankfurt/M. 1980.

7 Theodor Schieder: Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche. Berlin 1983, S. 144 f.

8 S. im Einzelnen Eberhard Kolb: Der Kriegsausbruch 1870. Politische Entscheidungsprozesse und Verantwortlichkeiten in der Julikrise 1870. Göttingen 1970.

9 Wilhelm Liebknecht: Die Emser Depesche oder Wie Kriege gemacht werden. Mit einem Nachtrag: Bismarck nackt. 1899. Zit. nach Wette, Ernstfall Krieg. Lehren aus der deutschen Geschichte seit 1914. Bremen 2017, S. 297.

10 Ansprache Wilhelms II. vom 31.7.1914, in: Schulthess´ Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. 30. Jg. 1914. Hrsg. v. Wilhelm Stahl. Erste Hälfte. Berlin 1917, S. 370.

11 Aufruf Kaiser Wilhelms II. „An das deutsche Volk!“ vom 6.8.1915. Text in: Schulthess´ Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. 30. Jg. 1914, S. 388; Originalton in: http://www.youtube.com/watch?v=_ientIq9uUI.

12 Wolfram Wette: Ernstfall Krieg., Kap.: Der Weg der Sozialdemokratie von Basel 1912 bis zur Kriegskreditbewilligung 1914, S. 61-80.

13 Vgl. Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg. Düsseldorf 1974 und Lothar Wieland: Die Verteidigungslüge. Pazifisten in der deutschen Sozialdemokratie 1914-1918. Bremen 1998.

14 Notiz Admiral v. Müllers vom 1.8.1914, zit. nach Dieter Groh: Negative Integration und revolutionärer Attentismus. Die deutsche Sozialdemokratie am Vorabend des Ersten Weltkrieges, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1973, S. 672.

15 Holger Afflerbach: Falkenhayn. Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich. München 1994.

16 Stig Förster: Russische Pferde. Die deutsche Armeeführung und die Julikrise 1914. In: Das ist Militärgeschichte! Probleme – Projekte – Perspektiven. Hrsg. v. Christian Th. Müller u. Matthias Rogg. Paderborn u.a. 2013, S. 63-82 (S. 78 f.).

17 So Stig Förster: Der deutsche Generalstab und die Illusion des kurzen Krieges, 1871-1914. Metakritik eines Mythos. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 54 (1996), H. 1, S. 61-95, S. 95.

18 Kurt Riezler: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. Hrsg. v. Karl Dietrich Erdmann. Göttingen 1972, S. 228. Zit. nach Förster, Russische Pferde (Anm. 16), S. 71, und ders., Illusion ( Anm. 17), S. 95.

19 Ulrich Heinemann: Die verdrängte Niederlage. Politische Öffentlichkeit und Kriegsschuldfrage in der Weimarer Republik. Göttingen 1983; Thomas Flemming/Bernd Ulrich: Heimatfront. Zwischen Kriegsbegeisterung und Hungersnot – wie die Deutschen den Ersten Weltkrieg erlebten, Epilog – „Dolchstoß-Legende“, S. 270-277. Siehe auch den gut informierten Eintrag zur Dolchstoßlegende
in: http://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende.

20 Hindenburgs Aufruf an die Armee vom 12.11.1914, u.a. in: Gerd Krumeich: Die Dolchstoß-Legende. In: Etienne Francois/Hagen Schulze (Hrsg.), Deutsche Erinnerungsorte, Bd. 1. München 2009, S. 585-599.

21 Rede Friedrich Eberts in Berlin vom 11.12.1918. In: Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Hrsg. von Herbert Michaelis u. Ernst Schraepler, Bd. 3, Berlin 1958, S. 504 f.; sowie in: Die deutsche Revolution 1918/19. Dokumente. Hrsg. Gerhard A. Ritter u. Susanne Miller. 2. Aufl. Frankfurt/M. 1983, S. 139-142.

22 Wolfram Wette: Die Dolchstoßlegende – eine deutsche Kriegslüge von 1918/19 und ihre schwerwiegenden Folgen. In: Aachener Friedensmagazin, Lügengeschichte des Monats November 2014. http://aixpaix.de/muenchhausen/dolchstoss.html.

23 Gemeint war der englische General Frederik Maurice, den ein Schweizer Journalist bereits am 17.12.1918 in der „Neuen Zürcher Zeitung“ mit der – später dementierten – Aussage zitierte, die deutsche Armee sei „von der Zivilbevölkerung von hinten erdolcht“ worden. Siehe Barth, Dolchstoßlegenden und politische Desintegration. Das Trauma der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg 1914 – 1918. Düsseldorf 2003, S. 324.

24 Hindenburg am 18.11.1919. Zit. nach Boris Barth: Dolchstoßlegenden (Anm. 23), S. 322.

25 Hitlers Rundfunkrede vom 1.9.1939. In: Max Domarus: Hitler. Reden 1932 bis 1945, Bd. II, Erster Halbband: 1939-1940, Wiesbaden 1973, S. 1315.

26 Vgl. meinen Beitrag: Die propagandistische Mobilmachung für den Krieg. In: Wilhelm Deist / Manfred Messerschmidt / Hans-Erich Volkmann / Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik. Frankfurt/M. 1989, S. 117-161.

27 Vgl. Gerd R. Ueberschär/ Lev A. Bezymenskij (Hrsg.): Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941. Die Kontroverse um die Präventivkriegsthese. Darmstadt 1998; Bianka Pietrow-Ennker (Hrsg.): Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Frankfurt/M. 2011.

28 Bernd Greiner: Aus gegebenem Anlass. Ein Krieg, der mit einer Lüge begann und im Desaster enden musste. In: Mittelweg 36, 5/2007, S. 4 -16; ders.: Krieg ohne Fronten. Die USA in Vietnam, Hamburg 2007.

29 Wolfram Wette: Ein Hitler des Orients? NS-Vergleiche in der Kriegspropaganda von Demokratien. In: Gewerkschaftliche Monatshefte, 4/2003, S. 231-242.

30 Zit. nach John R. MacArthur: Schlacht der Lügen. Wie die USA den Golfkrieg verkauften. München 1993, S. 83.

31 Vgl. Wette, Hitler des Orients? (Anm. 29), S. 234-236.

32 Vgl. Michael Schwab-Trapp: Kriegsdiskurse. Die politische Kultur des Krieges im Wandel 1991-1999. Opladen 2002; und ders.: Der Nationalsozialismus im öffentlichen Diskurs über militärische Gewalt. Überlegungen zum Bedeutungswandel der deutschen Vergangenheit. In: Wolfgang Bergem (Hrsg.), Die NS-Diktatur im deutschen Erinnerungsdiskurs. Opladen 2003, S. 171-185.

33 Vgl. dazu Egbert Jahn: Nie wieder Krieg! Nie wieder Völkermord! Der Kosovo-Konflikt als europäisches Problem. Mannheim 1999.

34 Vgl. Heinz Loquai: Der Kosovo-Konflikt. Wege in einen vermeidbaren Krieg. Die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999. Baden-Baden 2000.

35 S. die WDR-Dokumentation von Jo Angerer/Mathias Werth: Es begann mit einer Lüge. 2001.

36 S. http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzverantwortung.

37 Wilhelm Lamszus: Das Menschenschlachthaus. Bilder vom kommenden Krieg. Hamburg, Berlin 1912.

38 Nachweise bei Wette, Ursachen (Anm. 26), S. 96.

39 Winfried Scharlau: Wie realistisch schildern Medien den Krieg, die Täter und die Opfer? In: Thomas Kühne/ Horst Gleichmann (Hrsg.), Massenhaftes Töten. Krieg und Genocide im 20. Jahrhundert. Essen 2004, S. 383-393, S. 390.

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