Themen / Datenschutz

Verleihung der BigBro­therA­wards 2005 in Bielefeld

28. Oktober 2005

Fredrik Roggan überreicht „Oscar für Datenkraken“ an den hessischen Innenminister Volker Bouffier

Die Humanistische Union e.V. verteilt heute zusammen mit anderen Datenschutz- und Bürgerrechtsgruppen die BigBrotherAwards 2005 (BBA). Den Preis in der Kategorie „Politik“ verlieh der stellvertretende Bundesvorsitzende der Humanistischen Union, Dr. Fredrik Roggan, an den Minister des Inneren, Volker Bouffier, für die zahlreichen Eingriffe in die Privatsphäre durch das neue hessische Polizeigesetz. Weitere Preise gingen u.a. an den scheidenden Bundesinnenminister Otto Schily („Lebenswerk“), den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulf („Behörden und Verwaltungen“) und das Organisationskomitee des Deutschen Fußballbundes („Verbraucherschutz“).

Die „Oscars für Überwachung“ (Le Monde), die Deutschen BigBrotherAwards, werden seit 2000 vom Verein FoeBuD in Bielefeld verliehen. Die Preisträger – Unternehmen, Organisationen und Politiker – verletzen nach Meinung der Jury erheblich die Privatsphäre der Bundesbürger. Vergeben wird der Preis, in verschiedenen Kategorien, darunter „Politik“, „Verbraucherschutz“, „Wirtschaft“ und „Kommunikation“.

Mit den „Negativ-Preisen für Datenkraken“ soll auf ausufernde Kontrolle, Manipulation und Überwachung hingewiesen werden. In diesem Jahr wurden der Jury dazu fast 300 Vorschläge eingereicht. Für die Auswahl zeichnen der FoeBuD, der Chaos Computer Club (CCC), die Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), die Humanistische Union, das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF), der Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft (FITUG) sowie die Internationale Liga für Menschenrechte verantwortlich. Die Big BrotherAwards sind international vernetzt: 14 europäische Länder sind bereits dabei; die Schwesterorganisation „Juridicum remedium“ in Prag verleiht zeitgleich mit Deutschland die ersten tschechischen BigBrotherAwards.

Der Name der Preise ist George Orwells Buch „1984“ entnommen, in dem er bereits Ende der vierziger Jahre seine Vision einer zukünftigen Gesellschaft entwarf, die unter totaler Überwachung steht. Durch die BigBrotherAwards soll das abstrakte Thema Datenschutz durch konkrete Beispiele anschaulich und allgemein verständlich gemacht werden. In den vergangenen fünf Jahren fanden die Preisverleihungen ein großes Echo in der Öffentlichkeit. BigBrotherAwards erhielten beispielsweise der Metro-Konzern für den Einsatz von RFID-Schnüffelchips, das Lkw-Mautsystem von TollCollect, Microsoft, die Payback-Kundenkarte, die GEZ für ihre Schnüffelmethoden sowie die Bundesagentur für Arbeit für ihren ALG-II-Fragebogen, das Bundeskriminalamt usw…

Die Jury des deutschen BigBrotherAwards 2005:
Rena Tangens, padeluun – Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs [FoeBuD];
Karin Schuler, Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. [DVD];
Dr. Rolf Gössner, Internationale Liga für Menschenrechte [ILMR];
Dr. Fredrik Roggan, Humanistische Union e.V. [HU];
Frank Rosengart, Chaos Computer Club e.V. [CCC];
Alvar C. H. Freude, Förderverein Informatik und Gesellschaft e.V. (Fitug);
Werner Hülsmann, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF)

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