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Diese Wanze muss gestoppt werden!

09. Oktober 2011

Sven Lüders

Humanistische Union kündigt Ausschöpfung aller rechtlichen Mittel und Musterklagen gegen Online-Trojaner an. Zugleich fordert die Bürgerrechtsorganisation Betroffene auf, sich bei ihr zu melden.

Diese Wanze muss gestoppt werden!

Gestern hat der Chaos Computer Club (CCC) eine Software veröffentlicht, die vermutlich von deutschen Sicherheitsbehörden zur Überwachung von Computern eingesetzt wird. Dazu erklärt die Bundesvorsitzende der Humanistischen Union, Prof. Dr. Rosemarie Will: „Sollten sich die vom CCC beschriebenen Defizite der Software bestätigen, wäre der Einsatz dieses Programms ein gravierender Verstoß gegen alle gesetzlichen Überwachungsvorschriften und unsere verfassungsrechtlichen Grundwerte. Von der Vertraulichkeit unserer Kommunikation und der Integrität unserer IT-Systeme würde beim Einsatz solcher Softwareprogramme nicht mehr viel übrig bleiben.

Die Vorsitzende der Humanistischen Union kündigte an, dass nach den Hackern nun auch die Bürgerrechtsorganisation ihrer Aufgabe nachgehen werde: „Wir werden uns mit allen juristisch verfügbaren Mitteln dafür einsetzen, die weitere Nutzung solcher Trojaner zu stoppen. Außerdem fordern wir Aufklärung darüber, wer für die Programmierung und Nutzung derart gesetzeswidriger Software verantwortlich ist.

Die Humanistische Union ruft alle Bürgerinnen und Bürger (insbesondere in Bayern) dazu auf, Ihre Rechner auf einen möglichen Befall durch den Online-Trojaner zu prüfen*. Sie bittet Betroffene, sich vertrauensvoll an die Bürgerrechtsorganisation zu wenden. Rosemarie Will: „Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, sind wir dringend auf Betroffene angewiesen, auf deren Rechnern der Trojaner ohne ihr Wissen installiert wurde. Wir sind bereit, mit Ihnen gemeinsam den Rechtsweg zu bestreiten.

Die Bürgerrechtsorganisation bietet Betroffenen finanzielle und juristische Hilfe bei entsprechenden Musterprozessen an. Alle diesbezüglichen Anfragen an die HU werden auf Wunsch vertraulich behandelt.

Die Humanistische Union unterstützte bereits das erste Verfahren um sog. Online-Durchsuchungen vor dem Bundesverfassungsgericht. Ihr damaliger stellv. Bundesvorsitzender, Prof. Dr. Fredrik Roggan, erstritt mit seiner Beschwerde gegen das nordrhein-westfälische Verfassungsschutzgesetz das neue Grundrecht auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme. Rosemarie Will sieht die Bürgerrechtsorganisation deshalb in der Pflicht: „Viele unserer damals in Karlsruhe vorgebrachten Bedenken zum Gefahrenpotential von Online-Durchsuchungen werden durch die jetzt bekannt gewordenen Details noch übertroffen.

Zur Finanzierung der Musterprozesse gegen den Bundestrojaner bittet die Humanistische Union um Spenden auf ihr Konto: 30 74 200 bei der Berliner Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00), Stichwort: Online-Trojaner. Zuwendungen an die Humanistische Union können steuerlich geltend gemacht werden, da wir vom Finanzamt für Körperschaft Berlin I als gemeinnützige Organisation im Sinne der Abgabenordnung anerkannt sind.

Für Rückfragen steht Ihnen der Geschäftsführer der Humanistischen Union, Sven Lüders, unter Mobilnr. 01520 183 1627 oder E-Mail lueders (at) humanistische-union.de zur Verfügung. Für vertrauliche Kommunikation nutzen Sie bitten die Möglichkeiten der Verschlüsselung Ihrer Mails. Unsere öffentlichen Schlüssel finden Sie hier auf unserer Webseite oder auf den öffentlichen Schlüsselservern.

* Aktualisierte Hinweise zur Prüfung auf eine Infiltration:

Die jetzt veröffentlichte Version des Online-Trojaners ist ausschließlich auf Rechnern mit einem 32bit-Betriebssystem der Firma Microsoft (Windows XP, Vista oder Windows 7) lauffähig. Um zu prüfen, ob sich auf Ihrem Rechner eine Version des Online-Trojaners befindet, können Sie entweder den Virenscanner der Firma F-Secure (der den Trojaner als „Backdoor:W32/R2D2.A“ erkennen soll) oder das Identifikations- und Löschprogramm der Fa. Steganos nutzen. Alternativ können Sie selbst nachschauen, ob folgende beiden Komponenten auf Ihrem Rechner vorhanden sind (die bei einer Infektion installiert werden):

  • die Datei c:windowssystem32mfc42ul.dll
  • ein Windows-Kernel-Modul namens winsys32.sys (das einschlägige Task-/Systemmanager anzeigen).

Sollte sich ein Verdacht auf eine Infiltration ergeben, empfehlen wir Ihnen, sich mit dem Chaos Computer Club in Verbindung zu setzen (0zapftis (at) ccc.de) – die KollegInnen freuen sich über weitere Untersuchungsexemplare des Schädlings.

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