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Schmerz­haft. Endlich untersucht eine Studie, warum Polizisten immer wieder BürgerInnen misshan­deln. Doch das Ergebnis hilft weder den Opfern noch der Polizei

11. August 2007

Tageszeitung, 11.8.2007

… Ob amnesty international oder das Komitee für Grundrechte, ob Humanistische Union oder andere Bürgerrechtler – auf ein solches Buch wartet man in Deutschland schon lange.

… Doch was die Autorin Christiane Bosold mit ihrer Dissertationsschrift vorgelegt hat, ist für die Alltagsarbeit der Einen wie der Anderen schlicht unbrauchbar. Im Rahmen eines KFN-Forschungsprojekts „Polizei im Wandel“, unterstützt vom Niedersächsischen Innenministerium, erhielten insgesamt 2.800 PolizistInnen verschiedener Altersgruppen und Dienstgrade Fragebögen. Rund 1.700 anonymisierte Fragebögen wurden zurückgesandt und ausgewertet. Das bedeutet einen Rücklauf von etwa 61 Prozent und somit eine äußerst gute Quote. Daraus hätte etwas Ordentliches werden können, auch wenn die Mehrheit der Befragten die Frage nach einer eigenen Beteiligung oder Beobachtung von Übergriffen nicht beantwortet hat. Wenn selbst in der Anonymität nicht sein kann, was nicht sein darf, dann sagt dies viel über polizeiliches Selbstverständnis aus.

… Unterm Strich liest sich das ganze Werk denn auch eher wie der Schriftsatz eines Gutachters, der vom Anwalt eines beschuldigten Polizeibeamten beauftragt wurde. Nein, noch schlimmer: Es ist ein verbaler Übergriff auf alle, die sich ernsthaft mit Polizeigewalt auseinandersetzen wollen oder müssen. Allein das Buch zu lesen bereitet körperlichen Schmerz.

OTTO DIEDERICHS

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