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Entmi­li­ta­ri­siert die Staats­emp­fänge!

Mitteilungen Nr. 165, S. 19

Sie schütteln sich minutenlang die Hände (solange die Fernsehkameras surren), sie küssen sich womöglich die Wangen, sie nehmen voreinander die Hüte ab. So sie Päpste sind, knien sie sich hin und küssen den roten Teppich des Flughafens; Gesten, die zeigen sollen, wie lieb und/oder wert einem der andere und/oder dessen Land ist; Gesten, die offenkundig machen sollen, daß man friedfertig ist und unbewaffnet, daß einem die Besucher/die Gastgeber trauen.
Doch daneben und drumherum stehen waffenstrotzende Uniformierte, die die Menge grüßen/salutieren – nicht mit der waffenlosen, entblößten Hand / nicht mit dem Hut in der Hand – nein: mit tötlichem Gerät.
Die Zeiten sind längst passé, – so es solche überhaupt je gegeben hat – wo sich Staatsoberhäupter in persona duellierten. So können sie ihre Waffen getrost im Arsenal lassen, sie haben ja ihre waffenstrotzenden Schwadronierer.
Wir sind ja Solcherartiges von tagtäglichen Fernsehbildern her gewohnt. Aber versetzen wir uns mal in die Lage eines ahnungslosen Beobachters, nun: z.B. von einem fremden Stern: Welchen Eindruck bekommt der von uns, wenn er sieht, daß ein Staatsmann einen Gast, einen geladenen Freund und/oder geschätzten Partner und Verbündeten (so bezeichnen sie sich doch gegenseitig) zwar mit entblößtem Haupt und waffen- sowie fehdehandschuhfreier Hand begrüßt, aber umgeben von bewaffneten und sich mit ihren Waffen brüstenden Kriegsmännern ist. Welch freundlicher, vertrauensseeliger, friedfertiger Empfang!
Staatsmänner, wenn ihr eure Gäste unbedingt mit Musik und Ehren empfangen wollt, dann mit Tanz- statt mit Marschmusik, dann umgeben von Angehörigen einer Berufsgruppe, die dem Leben dient und nicht dem Tod.
Wie wärs mit Hebammen?

Johannes Glötzner

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