Themen / Demokratisierung

Die Bundes­re­pu­blik (ver)dankt

01. Juni 2000

Mitteilung Nr. 170, S. 48

Menschen wie Beate Klarsfeld, Theodor W. Adorno, Otto Köhler und natürlich auch Fritz Bauer verdanken wir in Deutschland lebenden Menschen mehr, als uns oftmals bewußt ist. Nein, keine Angst, das vorzustellende Buch klagt nicht an, es moralisiert nicht – zum 50. Jahrestag der Bundesrepublik wird in ansprechender Art und Weise kritisch hinterfragt, wodurch sich die heutige Demokratie gelungen installieren ließ: Nicht zuletzt, nein, eher vorneweg, weil sich Einzelpersonen zu „Nestbeschmutzern“ machten und für demokra-tische Stukturen im Nachkriegsdeutschland mit Worten und Taten kämpften. Die Veränderung der politischen Kultur in Westdeutsch-land von der autoritären Adenauer-Ära zur plural-liberalen Demokratie wurden durch Menschen wie Bernd Naumann, Peter Weiss, Barbara Just-Dahlmann oder Rolf Hochhuth beeinflußt. Dabei muß ein Blick auf die deutsche Vergangenheitspolitik der letzten
50 Jahre, in kritischer Absicht immer zugleich auch eine Auseinander-setzung mit dem Nationalsozialismus implizieren – so überdrüssig manch Einer und Einem dieses Thema erscheinen mag. Glücklicherweise werden die Großen Demokraten auf eine so angenehme Weise portraitiert, daß man fast gar nicht bemerkt, wie sehr die NS-Vergangenheit in diesem Buch eine Rolle spielt. So werden in überzeugenden Einzelbeiträgen 3 Frauen und 20 Männer in Beziehung zur Entwicklung der Bundesrepublik gesetzt.

Ich möchte dieses Buch vordringlich empfehlen, denn die „Engagierte Demokraten“ stellen eine ansprechend-kritische und zugleich spannend geschriebene Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit dar. Auch wenn ich normalerweise 48 DM für ein Buch im nichtgebundenen Zustand als zu teuer empfinde, fällt bei diesem Buch das normalerweise weg – denn dieses Buch ist seine Anschaffung wert.

Hrsg.: Claudia Fröhlich/Michael Kohlstruck, „Engagierte Demokraten. Vergangenheitspolitik in kritischer Absicht“, Münster 1999, 314 S., 48 DM.

nach oben