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Ingebor­g-Dre­witz-­Li­te­ra­tur­preis verliehen

Mitteilungen17806/2002Seite 35

Mitteilungen Nr. 178, S.35

Seit 1989 wird alle drei Jahre der Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis
für Gefangene an Autorinnen und Autoren verliehen, die herausragende Texte in der Haft oder in Erinnerung daran geschrieben haben. Die Jury prämiert herausragende Einzel- oder Gruppenarbeiten von Strafgefangenen, seien dies Erzählungen, Gedichte, Essays, Theaterstücke oder auch journalistische Arbeiten. Der ideelle Preis besteht in der Veröffentlichung der Texte in einer Anthologie, die vom agenda-Verlag Münster herausgegeben wird. Ende April wurden 2 Autorinnen und 10 Autoren ausgezeichnet.
Nicht nur die verstorbene Dichterin Ingeborg Drewitz, unvergessen auch für ihre Straffälligenarbeit, bildet ein Bindeglied zur HU – auch der Berliner Landesverband hat einen Preis seit längerer Zeit nach eben dieser Namenspatronin benannt. Und Birgitta Wolf, die Schirmherrin der Preisverleihung von Ende April, ist seit 1971 Trägerin des von der HU im Gedenken an deren Mitbegründer Fritz
Bauer, dem Strafvollzugsreformer und Generalstaatsanwalt,
benannten Preises für ihre jahrzehntelang betriebene Gefangenen-nothilfe. Sowohl in der „Gefangenennothilfe Birgitta Wolf e.V.“ engagiert, als auch selbst Ingeborg- Drewitz-Preisträgerin der HU-Berlin nahm an der Literaturpreisverleihung auch Helga Engel teil, die seit einigen Jahren unermüdlich den ständig anschwellenden bundesweiten Gefangenenbriefkontakt der HU-Berlin verwaltet
(vgl. Bericht in den Mitteilungen 177, S. 7). Nicht bei der
Preisverleihung anwesend war dagegen das HU-Mitglied Kenny Berger, dessen Werk zum wiederholten Mal ausgezeichnet wurde und der seit über 24 Jahren (!), ohne kurzfristige Aussicht auf Entlassung einsitzt. Wie anderen PreisträgerInnen wurde es ihm leider nicht ermöglicht, persönlich an der Preisverleihung im Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn teilzunehmen.
Entgegen dem derzeit leider in der veröffentlichten Meinung arg vernachlässigten Verfassungsgrundsatz der Resozialisierung
Strafgefangener leistet die HU so wenigstens einen bescheidenen
Beitrag: Seit kurzem gehört zum Trägerkreis des Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises auch der HU-Landesverband NRW (weitere Mitglieder sind die Gefangeneninitiative Dortmund e.V., das Strafvollzugsarchiv der Universität Bremen, die Bundeskonferenz katholischer Gefängnisseelsorger Tönisvorst, sowie „Chance e.V.“ aus Münster).
Kontaktadressen:
Dokumentationsstelle Gefangenenliteratur der Universität Münster, Prof. Dr. Helmut H. Koch, Leonardo-Campus 11, 48149 Münster oder Gefangeneninitiative Dortmund e.V., Regina Merkel, Hermannstr. 78, 44263 Dortmund.
                                                                                          Tobias Baur

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