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Bewegte Bilder über das Grundgesetz und die Meinungs­frei­heit

Mitteilungen19112/2005Seite 22-23

Humanistische Union präsentierte Filme auf dem zweiten Filmfestival „OneWorld Berlin“

Mitteilungen Nr. 191, S.22-23

Die Humanistische Union präsentierte auf dem diesjährigen „One World Berlin – Medienfest zum Thema Menschenrechte“ erneut mehrere Filme. Neben zwei Kurzfilmen aus dem US-amerikanischen First Amendment-Projekt des Sundance Channels gab es einen exklusiven Vorgeschmack auf das bundesdeutsche GG 19-Projekt.

Damit festigte das zum zweiten Mal in Berlin stattfindende „One World-Festival“ seinen Ruf. Wie im vergangenen Jahr wurden nur Dokumentarfilme gezeigt; die meisten dieser Filme waren deutsche Erstaufführungen. Nur wenige Beiträge, wie Rosa von Praunheims neuester Film „Männer, Helden, schwule Nazis“, waren bereits auf bundesdeutschen Festivals zu sehen. Zu dem exklusiven Touch des Festivals gehört unbedingt auch das Rahmenprogramm: Jeder Film wurde von einer Bürger- und Menschenrechtsorganisation präsentiert. Nach den Aufführungen bestand die Möglichkeit, mit den Machern und Fachleuten über die Dokumentationen zu diskutieren.

GG 19

Die berühmte Ausnahme von der Regel, nur fertiggestellte Dokumentarfilme zu zeigen, war das von der Humanistischen Union präsentierte Projekt „GG 19″. Zum einen ist „GG 19″ kein klassischer Dokumentarfilm, sondern ein Versuch, die ersten 19 Artikel des Grundgesetzes in einzelnen Episoden umzusetzen. Außerdem ist dieses Filmprojekt längst nicht abgeschlossen – der Dreh hat erst vor wenigen Wochen begonnen. Produzent Harald Siebler (movie members filmproduktion) zeigte daher dem Publikum keine fertigen Filme, sondern eine Rohschnitt-Fassung, die normalerweise besser als die Sitzungsunterlagen des PKG vor neugierigen Blicken geschützt ist. Damit gewährte das Festival einen einmaligen Blick auf die drei bis jetzt abgedrehten Kurzfilme. Die Filme über die Artikel 18 (Verwirkung von Grundrechten), Artikel 6 (Schutz der Ehe und Familie) und Artikel 15 (Sozialisierung von Eigentum) pendelten gelungen zwischen Komödie, Drama und düsterer Zukunftsvision.

Das Mammutprojekt „GG 19″ geht auf eine Idee Harald Sieblers zurück, die er vor einigen Jahren hatte. Am Ende sollen die 19 Kurzfilme einen spielfilmlangen Film ergeben, der sich aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Stilmitteln, gedreht in 19 deutschen Städten, den Grundrechten annähert. Damit dies gelingt, schrieben verschiedene Autoren die Drehbücher. Jeder Film wird von einem anderen Regisseur inszeniert. Der Produzent konnte etliche bekannte SchauspielerInnen für das Projekt gewinnen, einige werden im dabei zum ersten Mal Regie führen.

Momentan laufen die Dreharbeiten für die übrigen Episoden, berichtete Harald Siebler in der anschließenden Diskussion. Wenn alles nach Plan verlaufe, hoffe er, auf der Berlinale 2007 den Film vorstellen und danach bundesweit in die Kinos bringen zu können. Wir freuen uns schon jetzt auf die Verfilmung des Grundgesetzes und planen, die Zusammenarbeit mit Harald Siebler fortzusetzen.

First Amend­ment-Pro­ject

In den Vereinigten Staaten fasst der Erste Verfassungszusatz mehrere Grundgesetze zusammen. Er schützt im Wesentlichen die Meinungs- und Pressefreiheit, die Versammlungsfreiheit und die Religionsfreiheit. Trotzdem gibt es immer wieder Angriffe gegen den Ersten Verfassungszusatz.

In zwei, jeweils knapp halbstündigen Filmen befassten sich drei Filmemacher mit Bedrohungen des „First Amendment“. In „Some Assembly Required“ dokumentiert John Water die Aktionen von BürgerInnen gegen den Parteitag der Republikaner 2004 in New York und die massiven Verletzungen des Demonstrationsrechts durch die Polizei. Unter anderem begleitet Water einen Demonstrationsbeobachter unserer US-amerikanischen Schwesterorganisation ACLU durch die Straßen Manhattans.

In „Fox versus Franken“ wird von Chris Hegedus und Nick Doob der Prozess des mächtigen, konservativen Fernsehsenders Fox gegen den linken Kritiker Al Franken nachgezeichnet. Fox klagte Franken und seinen Verlag Dutton wegen einer Trademark-Verletzung an. Fox meinte, der Spruch „fair and balanced“ sei ein eindeutig und nur mit Fox assoziierter Spruch, den Al Franken als Untertitel seines satirischen Sachbuchs „Lies and the lying liars who tell them – A fair and balanced look at the Right“ nicht benutzen dürfe. Die Aufsehen erregende Klage wurde abgeschmettert.

Nach den Filmen diskutierten Prof. Dr. Clemens Arzt (Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege), Patrick Jacobshagen (Rechtsanwalt mit der Spezialisierung Medienrecht) und Uwe Höft (Bündnis 90/Die Grünen – LAG Demokratische Rechte) über die Filme, inwiefern die in ihnen dokumentierten Verletzungen der Meinungsfreiheit und des Demonstrationsrechts auf Deutschland übertragbar seien und wie auf Verletzungen dieser Grundrechte reagiert werden soll.

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