Themen / Rechtspolitik

"Geräusche der Nacht"

14. Dezember 2006

Ingeborg-Drewitz-Preis für Gefangenenliteratur 2007

Mitteilungen Nr. 195, S. 27

Das Leben im Knast unterliegt zwar – de jure gesehen – keinem „besonderen Gewaltverhältnis“ mehr, aber eine nur allzu selten beachtete Randzone unserer Gesellschaft ist das Leben im Strafvollzug dennoch. Da kann ein bisschen Ermunterung zur selbstbewussten Formulierung des Blickes von „drinnen“ auch weiterhin nicht schaden.

Schon seit 1989 wird im Turnus von drei Jahren der Ingeborg- Drewitz-Preis für Gefangenenliteratur verliehen (nicht zu verwechseln mit dem Drewitz-Preis der Berliner HU!). Das Projekt wurde initiiert von der Gefangeneninitiative Dortmund und der Dokumentationsstelle Gefangenenliteratur und wird inzwischen von einem breiten Trägerkreis realisiert, dem neben den Gefängnisseelsorger-Zusammenschlüssen, dem Strafvollzugsarchiv an der Universität Bremen auch der HU-Landesverband NRW und weitere Vereine angehören. Eine unabhängige Jury wählt jeweils herausragende Texte aus den meist mehrere hundert Texte umfassenden Einsendungen aus; diese werden in einem Sammelband veröffentlicht.

Die Idee geht nun in die nächste Runde. Motto der diesjährigen Ausschreibung ist „Geräusche der Nacht“. Gesucht werden wiederum Prosatexte, Gedichte und andere Texte von Inhaftierten (und ehemaligen Gefangenen). Der genaue Ausschreibungstext kann bei der HU NRW angefordert werden; Einsendeschluss ist der 1. Juni 2007. Die Jury, der wie immer Literaturwissenschaftler, Soziologen, ehemalige Preisträger, ein Journalist und ein Gefängnispfarrer angehören werden, tagt dann im Herbst/Winter 2007. Preisverleihung sowie die Vorstellung der Sammelpublikation werden voraussichtlich im Frühjahr 2008 stattfinden.

Der Trägerkreis plant, im nächsten Jahr die nicht unerhebliche Arbeit rund um den Preis auf etwas stabilere Füße zu stellen. Um die etwa 9000 EUR aufzubringen, die die Realisierung jeweils kostet (Porto und Büromaterial, Reisekosten der Jury, Preisverleihung und Buchveröffentlichung), soll ein Förderkreis (unter dem Dach eines der beteiligten Vereine) gebildet werden. Wir werden zu gegebener Zeit auch die Mitglieder der Humanistischen Union einladen, dieses bundesweit bedeutsame Projekt zu unterstützen. Ein niedriger Regelbeitrag soll es auch weniger finanzstarken Sympathisanten erlauben, dem Förderkreis beizutreten.

Norbert Reichling

Information zum Literaturwettbewerb über die Humanistische Union – Landesverband NRW, Kronprinzenstr. 15, 45128 Essen

nach oben