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Säkularer Staat und religiöse Werte

Mitteilungen10/2008Seite 15

Samstag, 29. November 2008 in München. Aus: Mitteilungen Nr. 202 S. 15

In verschiedenen Zusammenhängen werden von wertkonservativen Kreisen, vor allem von den Kirchen, Thesen verfochten, die einer Zementierung historisch bedingter Privilegien der beiden christlichen Kirchen und dem Monopolanspruch auf gesellschaftliche Werte gleichkommen würden. Solche Thesen lauten beispielsweise:

  • Die abendländische Gesellschaft fußt allein auf christlichen Grundwerten
  • Ohne Religion kann es keinen Wertekonsens geben
  • Ein weltanschaulich neutraler Staat darf selbst keinen Werteunterricht erteilen.

Eine andere These hat ähnlich große Verbreitung gefunden: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.” Diese Behauptung, die auch als „Böckenförde-Diktum“ bekannt ist, dient heute zur Begründung von Partnerschaften zwischen Staat und Kirchen, sei es bei der Erziehung, bei der Gesetzgebung und nicht zuletzt bei der Alimentierung der Religionsgesellschaften. Während der Tagung sollen diese Thesen aus humanistischer und verfassungsrechtlicher Sicht kritisch überprüft werden. Und es soll gezeigt werden, wie anhand von religionsneutralen und universellen Prinzipien ein Wertekonsens, also eine Ethik für alle, erreicht und vermittelt werden kann. Dies ist dringend nötig, weil die deutsche Gesellschaft heute durch einen weltanschaulichen und religiösen Pluralismus gekennzeichnet ist, der sich in einer Vielfalt individueller Lebensformen mit persönlichen Sinnentwürfen spiegelt.
Die Tagung ist eine Kooperation der Humanistischen Union Südbayern und der Petra-Kelly-Stiftung.

Programm

10.00h

Begrüßung: Heide Hering (Petra-Kelly-Stiftung) & Dr. W. Tim Hering (Humanistische Union)

10.15h

Leitkultur Humanismus und Aufklärung – Wie christlich sind unsere Werte? Dr. Michael Schmidt-Salomon, (Giordano-Bruno-Stiftung, Mastershausen) 

10.55h

Diskussion 

11.35h

Werte, Religion und Toleranz im säkularen Staat. Mit kritischen Anmerkungen zum „Böckenförde-Diktum“, Prof. Dr. Hartmut Kreß (Ev.-theol. Fakultät, Universität Bonn) 

12.15h

Diskussion 

12.55h

Mittagspause 

14.30h

Bekenntnisneutrale Wertevermittlung an Schulen,  Werner Fuß (Fachverband Ethik, München) 

15.00h

Diskussion 

15.50h

Kaffeepause 

16.05h

Podiumsdiskussion: Säkularer Staat, Religionsfreiheit, Toleranz und ihre Grenzen mit Dr. Michael Schmidt-Salomon, Prof. Dr. Hartmut Kreß, Werner Fuß, moderiert von Jadwiga Adamiak (Journalistin) 

Tagungsort & Anmeldung
Die Tagung findet am 29. November 2008 von 10-17 Uhr im Raum EG 0.131 des Münchner Gasteigs (Rosenheimer Straße 5, 81667 München) statt. Es wird um eine vorherige Anmeldung bei der Humanistischen Union München gebeten, per Fax 089 / 859 30 44 oder E-Mail humanistische-union@link-m.de.

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