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Begrüßung

08. Juli 2011
Datum: Samstag, 26. August 1961

Prof. Dr. Wilhelm Tim Hering begrüßt am 8.Juli 2011 die Gäste des Empfangs des RV München-Südbayern zum 50. Geburtstag der Humanistischen Union

BegrüßungProf. Dr. Wilhelm Tim Hering begrüßt die Gäste

Prof. Dr. Wilhelm Tim Hering begrüßt die Gäste

Ich begrüße Sie alle im Namen des Regionalverbands der Humanistischen Union ganz herzlich zum Empfang unserer heutigen Feier „50 Jahre HU“

Eine besondere Freude ist es, dass heute Frau Dr. Lotte Köhler bei uns ist, denn sie ist ein Gründungsmitglied der HU. Dann haben wir von den Grünen unter uns: Den Landesvorsitzenden Herrn Janecek, den Herrn Stadtrat Benker sowie die Stadträtin Frau Henn von den LINKEN. Außerdem begrüße ich von der SPD den Landtagsabgeordneten Florian Ritter, Herrn Lessmann von der Piratenpartei Bayern und Herrn Dihm von der neuen Richtervereinigung.

Besonders aber alle anwesenden Freunde aus der HU, die ich hier leider  nicht namentlich nennen kann.   

Wenn man den heutigen Anlass und seine Bedeutung richtig würdigen will, muss man sich an die Situation von 1961 erinnern, was sicher nicht alle von ihnen können:
Es war die Hochzeit des kalten Krieges mit seinen strengen Wachsamkeitsritualen, die die antikommunistische Linientreue der veröffentlichten Meinungen sicherstellen sollte.
Daher geschah es, dass die Aussendung eines Essays des Philosophen Kolakowski über den polnischen Katholizismus vom BR-Rundfunkrat abgesetzt wurde, weil er dem kirchlichen Beauftragten im Rat missfiel. Das war für den Leiter des Sonderprogramms im BR endgültig zu viel. Es war Gerhard Szczesny. (Mitgewirkt hatte wohl auch der Zorn über die Absetzung einer Don Giovanni Aufführung in Augsburg, weil der kirchliche Beobachter am „unsittlichen“ Bühnenbild Anstoß genommen hatte. Sie erkennen schon, was damals alles geschehen mußte, bis das Maß überlief)
Gerhard Szczesny rief als Reaktion zur Gründung einer „Humanistischen Union“ auf, die für weltanschauliche Offenheit kämpfen sollte und wider die damaligen christlichen Fundamentalismustendenzen gerichtet war. Sie wurde dann am 26.8.61 vollzogen und wir werden diesen Aufruf anschließend hören von Herrn Wolf Euba gelesen, der vielen von Ihnen aus Funk und Fernsehen bekannt ist.   
Natürlich war dieses kulturelle Ärgernis nur ein Aspekt des damaligen politischen Klimas mit seinem ständig weiter wachsenden Unmut, der schließlich zur „friedlichen Revolution“ von 1968 führte. 
Diese Texte verlangen eine Rückversetzung in die damalige Zeit um ihre Brisanz zu verstehen. Aber sie zeigen auch, dass sich viele zugrunde liegende Probleme auch später nicht gelöst wurden und auch nicht von selbst verschwunden sind.

Als 2. Beispiel werden wir das Memorandum zum Kernbereich des Rechtsstaates von 1978 hören, also 17 Jahre nach der HU-Gründung. Es entstand somit zur Zeit der APO-Angst. (Das Fatale war ja, dass sich die Terrorakte gegen herausragende. Staatsrepräsentanten richteten und nicht primär gegen unbeteiligte Bürger, was besondere Besorgnis erzeugte). Damals versuchte der Staat – mit Unterstützung der primären Massenmedien – die Furcht vor terroristischen Aktivitäten unter Missachtung vieler rechtsstaatlicher Grundlagen zu schüren. Dieses HU Memorandum zum Kernbereich des Rechtsstaats wird Frau Corinna Spies für uns lesen.

Es gibt noch weitere fundamentale Stellungnahmen der HU, die beträchtliche Wirkung hatten. Sie sollen hier nicht vorgetragen werden, um den Charakter dieses Jubiläums-empfangs nicht weiter zu gefährden. Zwei seien aber genannt (deren Kopien ausliegen): Da ist einmal das Memorandum zum Sympathisantenbegriff von 1977 in Form eines Briefes an den Bundespräsidenten Walter Scheel. Es stand ganz im Zusammenhang des Memos zum Kernbereich des Rechtsstaats und hatte eine bedeutende Resonanz (sogar BK Kohl musste im Bundestag darauf Bezug nehmen – sicher nicht leicht für ihn!).
Und dann sei noch die fundamentale Untersuchung von Fritz Bauer zum „Recht auf Widerstand“ erwähnt (1962), die anlässlich des 20-jährigen Gedenkens an die „Weiße Rose“ und den 20.Juli entstand. Fritz Bauer ist ja auch der Namensgeber für den Preis der HU, der in unregelmäßigen Abständen verliehen wird. Er hat darin den Obrigkeitsgehorsam angegriffen, der den NS-Widerstand so schwierig machte. Er ist also der „große Bruder“ des Preises „Aufrechter Gang“, der von der bayer. HU für den Kampf zur Durchsetzung bürgerrechtlicher Belange besonders in Bayern verliehen wird und wir freuen uns, drei der früheren Preisträgerinnen heute unter uns zu haben. Es sind

Magdalena Federlin (1989), Dr. Gisela Forster (1992) und Christine Ernst-Zettl (2008)
Gerade das Wiedersehen mit ihnen ist uns eine ganz besondere Freude.

Dies sei genug als tour d´horizont des Gedenkens an 50 Jahre HU- Aktivitäten.
Ich bitte nunmehr Herrn Euba, uns den Text des Gründungsaufrufs von 1961 zu verlesen und anschließend liest dann Frau Corinna Spies das Memorandum zum Kernbereich des Rechtsstaats.

Ich wünsche uns allen einen schönen Nachmittag!

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