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„Zuviel negative Infor­ma­ti­onen ...“

Mitteilungen218/21912/2012Seite 22

Ergebnisse der Leserbefragung zur Zeitschrift vorgänge. Mitteilungen Nr. 218/219 (Heft 3/4 2012), S. 22/23

Im Frühjahr hatten wir die Leserinnen und Leser um ihre Einschätzung der Zeitschrift vorgänge gebeten und ihre Erwartungen an deren Neugestaltung erfragt. Wichtigster Grund für diese Befragung: der geplante, und im Sommer bereits vollzogene Wechsel der Zeitschrift in den Eigenverlag. Er soll genutzt werden, um die vorgänge wieder etwas näher an die Humanistische Union (HU) heranzuführen, die Zeitschrift für neue Leserkreise zu öffnen, sie inhaltlich und optisch neu zu gestalten. Von einer Befragung der bisherigen Abonnenten und potentieller neuer Leserinnen und Leser versprachen wir uns wichtige Anregungen.

Der Rücklauf war überraschend gut, weshalb die Auswertung länger dauerte als ursprünglich geplant.  All jenen, die einen Fragebogen ausgefüllt und eingesandt haben, danken wir herzlich. Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse:

Die Leserschaft der vorgänge

Insgesamt gingen 78 ausgefüllte Fragebögen bei uns ein, davon stammmten 52 von Abonnierenden der vorgänge, 26 füllten den in den HU-Mitteilungen beigelegten Fragebogen aus (vereinfacht als Nicht-Abonnierende behandelt). Nur 11% der Antworten stammten von Frauen.

Die Altersstruktur der Leserschaft gibt das derzeitige Dilemma der vorgänge wieder (Grafik 1): sie liegt noch jenseits der Altersstruktur der HU. Der Abo-Rückgang der vergangenen Jahre dürfte also zu einem großen Teil auf das fortschreitende Alter der Leserinnen und Leser zurückzuführen sein.

Unter den Rückantworten waren auch 14 frühere Abonnenten der vorgänge. Der mit Abstand häufigste Grund, warum sie ihr Abo beendet hatten, war schlicht die fehlende Zeit zum Lesen; der Preis und die Inhalte spielten nur selten eine Rolle. Mancher gab an, dass sich seine Prioritäten verschoben hatten, anderen war die Zeitschrift zu angepasst, zu konservativ oder zu sehr von der HU entrückt. Soo angepasst können die vorgänge jedoch nicht sein, immerhin plagte einen früheren Abonnenten das Zuviel an negativer Information in den vorgängen.

In der mangelnden Zeit für die Lektüre kann aber auch ein fehlendes Interesse an den Inhalten der Zeitschrift stecken. Dies verdeutlichen die Antworten auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen sich die Nicht-BezieherInnen ein vorgänge-Abo vorstellen könnten: hier rangierten mehr Beiträge zu HU-Themen vor niedrigerem Preis und einer (frei) verfügbaren Online-Ausgabe.

Dass die vorgänge-Leserschaft aus den höheren Bildungsschichten stammt, durfte man voraussetzen – die Antworten zu den Lesegewohnheiten bestätigten dieses Vorurteil. Ein großer Teil liest Spiegel und/oder Zeit, zahlreiche Zeitschriften und Fachmagazine. Die Lektüre der vorgänge beschränkt sich dann meist auf wenige ausgewählte Beiträge (Grafik 2).

Bewertungen und Wünsche

Die deutliche Mehrheit aller Antwortenden ist mit der Zeitschrift im Großen und Ganzen zufrieden. Auf einer Skala von -2 bis +2 bewerten sie die vorgänge im Durchschnitt mit +0,91.

Im Detail zeigte sich jedoch ein differenzierteres Bild. Annähernd ausgeglichen wurde der wissenschaftliche Erkenntniswert der vorgänge eingeschätzt (Grafik 5). Manchem waren die Artikel zu theorielastig, zu trocken oder zu juristisch – andere vermissten jedoch sozialwissenschaftliche Bezüge.

Größeren Verbesserungsbedarf sahen die Befragten beim Informationsgehalt der vorgänge (Grafik 3). Dazu passend rangierte der Wunsch nach mehr nachrichtlichen und informativen Beiträgen an erster Stelle, noch vor dem Wunsch nach mehr internationalen Bezügen und mehr Meinungsbeiträgen (Grafik 9). Weiteres Verbesserungspotenzial sah die Mehrzahl der Befragten auch bei der Verständlichkeit (Grafik 6) und dem Inspirationsgehalt (Grafik 4) der Texte.

Die verbandsinterne Diskussion um eine Neuausrichtung der Zeitschrift konzentriert sich stark auf bisherige Konzept der Themenschwerpunkte, die den derzeitigen akademischen Charakter der vorgänge prägen, aber auch zu ihrer HU-Ferne beitragen. Dieses Konzept wird von vielen befürwortet, immerhin ein Viertel der Befragten wünschen sich aber mehr bürgerrechtliche Beiträge. Wie dies vielleicht miteinander zu vereinbaren geht, wird derzeit im Redaktionsbeirat der Zeitschrift und innerhalb des HU-Vorstands diskutiert. Über weitere Schritte zur Umgestaltung der vorgänge werden wir demnächst berichten.

Sven Lüders
ist Geschäftsführer der Humanistischen Union

Die vollständigen, anonymisierten Ergebnisse der Leserbefragung können HU-Mitglieder im Wiki abrufen (https://www.humanistische-union.de/wiki/intern/vorgaenge) oder in der Geschäftsstelle anfordern.

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