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Fritz Bauer. Tod auf Raten

23. November 2010
Datum: Dienstag, 23. November 2010
Uhrzeit:20:00:00 Uhr

Vorführung des Films von Ilona Ziok – vorher Sektempfang, anschließend Podiumsgespräch mit der Regisseurin.

Dienstag, 23. November 2010 um 20 Uhr

Naxos-Kino, Wittelsbacherallee 29, 60316 Frankfurt

Eintritt: 7 Euro

Fritz Bauer. Tod auf Raten

Ilona Zioks brandneuer Dokumentarfilm „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ (http://www.fritz-bauer-film.de) ist einer der erfolgreichsten Filme der diesjährigen Berlinale und war bislang nur in Sondervorstellungen zu sehen.

Regisseurin Ilona Ziok schildert das Leben und Sterben von Fritz Bauer, der einen wesentlichen Beitrag zur demokratischen Nachkriegsgeschichte in Deutschland geleistet hat und 1961 zu den Mitgründern der Humanistischen Union gehörte.

Fritz Bauer glaubte an die Pflicht zum Widerstand in einer Diktatur. So setzte er bis heute gültige Maßstäbe und wurde zum Pionier modernen zivilgesellschaftlichen Denkens.

Bekannt wurde Fritz Bauer darüber, daß er die Frankfurter Auschwitz-Prozesse ins Laufen gebracht hat. Weniger bekannt ist heute, wie er in Hessen die Reform des Strafvollzugs vorangetrieben hat (konservative Justizminister haben nicht nur in Hessen die Bauer’schen Reformen wieder weitgehend abgebaut).

„Die einschneidendste Wirkung für den Aufbau einer Demokratie hatte aber“, so betont Regisseurin Ilona Ziok, war Bauers Prozeß gegen Otto Ernst Remer (Braunschweig, 1952/53), der als Mitglied der dann verbotenen nationalsozialistich ausgerichteten SRP die Verschwörer des 20. Juli 1944 öffentlich verunglimpfte. Indem Bauer als Generalstaatsanwalt die Rehabilitierung der „Verschwörer“ durchsetzte, erreichte er, dass zum ersten Mal im Nachkriegsdeutschland der NS-Staat rechtskräftig zum Unrechtsstaat erklärt wurde.

Ilona Zioks Dokumentarfilm unterstreicht dick die restaurative Politik in der Ära Adenauer und die Dreistigkeit, mit der ehemalige Nazi-Größen und – Mitläufer wieder in demokratische Ämter und Posten eingesetzt wurden oder sich selber einsetzten. Hier gibt sich die Regisseurin ebenso kompromisslos wie ihr Filmprotagonist Fritz Bauer. Der war durch sein vielfach provozierendes Auftreten und seine Härte gegenüber NS-Verbrechern im restaurativen Klima der Adenauer-Ära zur „Provokation für den Zeitgeist“, nicht nur der rechten und rechtsradikalen Kritik. Aufsätze und Reden mit Titeln wie „Mörder unter uns“ und „Am Ende waren die Gaskammern“ erregten auch beim bürgerlichen Publikum der 50er und 60er Jahre Anstoß. Antisemitische und politische Anfeindungen begleiteten das Leben des jüdischen Schwaben.

Fritz Bauer hatte unterschätzt, wie viele Kollegen in Politik und Justiz auch schon während des Dritten Reichs im Amt waren, und auch nicht bedacht, dass sehr viele deutsche Familien damals belastet waren. Einer wie er wurde als „Nestbeschmutzer“ gehasst und für seinen mutigen Einsatz für Aufklärung mit Morddrohungen bestraft. Das stürzte ihn in tiefe Depressionen. 1968 wurde er tot aufgefunden. Die Umstände seines Todes geben bis heute Rätsel auf.

Näheres auf www.fritz-bauer-film.de

IG Metall und Otto-Brenner Stiftung unterstützen die Filmvorführung des Naxos-Kinos im Theater.

Anfahrt zur Naxoshalle: Straßenbahn Linie 14 bis Waldschmidt-straße (Zugang über die Wittelsbacherallee 29 durch die Toreinfahrt in den Hinterhof) oder U4 bis Merianplatz (Zugang über die Waldschmidtstraße gegenüber dem Mouson Turm zur Naxoshalle)

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