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One World Berlin Human Rights Film Festival findet vom 12. bis 18. Oktober 2017 in den Kinos Moviemento und Lichtblick sowie im Refugio Berlin statt -HU präsentiert mehrere Filme

18. Oktober 2017
Datum: Mittwoch, 18. Oktober 2017

Zum 12. Mal findet das One World Berlin Human Rights Film Festival in Berlin statt. Vom 12. bis 18. Oktober 2017 zeigen wir aktuelle Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und den USA. DieThemenschwerpunkte dieses Jahr sind: die Verbrechen des NSU und Hindernisse bei deren Aufklärung und juristischer Ahndung; Grundeinkommen und ein kommunales Coworking Space als Modellprojekte für mehr soziale Gerechtigkeit; das Eintreten für reproduktive Rechte in den USA sowie die Integration von LGBTQI* Geflüchteten. Alle Filmvorführungen werden begleitet von Gesprächen mit Filmemacher*innen und thematischen Expert*innen.

Das Festival wird am 12. Oktober 2017 eröffnet mit der Berlin Preview von FREE LUNCH

SOCIETY – KOMM KOMM GRUNDEINKOMMEN (A 2017, Berlin-Premiere) von Christian Tod. Vor ein paar Jahren galt das universelles und bedingungsloses Grundeinkommen als linke Utopie, in der Praxis nicht durchzuführen. Inzwischen gehören deutsche Unternehmer zu den engagiertesten Verfechtern dieses Reformprojektes, auf Internetplattformen können sich Menschen für Grundeinkommen bewerben. FREE LUNCH SOCIETY beleuchtet Pro- und Kontraargumente und setzt das Grundeinkommen in Zusammenhang mit übergeordneten Fragen nach Gemeingut, Gemeinwesen und gerechter Ressourcenverteilung.

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Situation von LBGTIQ*-Migrant*innen. Am 13. Oktober findet im Refugio Berlin, in Kooperation mit dem Landesverband Kinder- und Jugendfilm Berlin und Stichting Art 1 und gefördert von der Botschaft des Königreiches der Niederlande Berlin die Präsentation des Projektes QUEER FACES MIGRANT VOICES statt. QUEER FACES MIGRANT VOICES ein deutsch-niederländisches Kooperations-Projekt für junge Geflüchtete der LGTB Community, die vor kurzem nach Deutschland oder den Niederlanden gekommen sind. Das Projekt gibtihnen den Raum und die Stimme sich mit ihrer kulturellen, sexuellen und religiösen Identität zu befassen. Coaches helfen den Teilnehmern in technischen wie auch persönlichen Fragen.

Diese Fragen werden zu Geschichten, die die TeilnehmerInnen auf Festivals, Websites, einem Podcast Channel sowie über verschiedenen Radiosender teilen. Im Anschluß an die Präsentation zeigen wir in Kooperation mit dem International Queer & Migrant Film Festival Amsterdam, den Dokumentarfilm HOMØE (D 2017) von Bin Cheng über junge drei junge LGBTIQ*-Geflüchtete in Deutschland. Festivaldirektor Chris Belloni wird den Film präsentieren in Anwesenheit von Regisseur Bin Cheng (angefr.).

Das Programm am Samstag dreht sich um reproduktive Rechte weltweit. Der Kurzfilm CARE IN CHAOS (USA 2017, Europa-Premiere) von Lindsey Beyerstein und Martyna Starosta begleitet die junge Verwaltungsleiterin einer Abtreibungsklinik in North Carolina. Zu ihrem Arbeitsalltag gehören übergriffige Protestaktionen von Abtreibungsgegnern, die Patientinnen und Personal einschüchtern und eine örtliche Polizei, die bei diesen Gesetzesübertritten scheinbar nur wegschaut. Danach folgt der Langfilm DAS SCHIFF (VESSEL, USA 2014) von zeitgemäßer, provokanter und mobilisierender Film über die Arbeit von Diana Whitten über das Projekt „Women on Waves“ der Ärztin Rebecca Gomperts, die angesichts der zunehmenden Illegalisierung von Abtreibungen weltweit zunächst Abtreibungen auf einem Schiff in den Offshore-Gewässern anbietet und Frauen darin ausbildet, sich selbst sichere Abtreibungen mit Tabletten zu verschaffen, indem sie von der WHO abgesegnete Protokolle nutzen. Wir erleben das Entstehen eines Untergrund-Netzwerkes von ermutigten, informierten AktivistInnen, die an der Schnittkante der globalen reproduktiven Rechte arbeiten, die Frauen vertrauen, die Abtreibung selbst

durchzuführen. VESSEL ist Rebecca Gomperts‘ Geschichte: von einer Frau, die eine Berufung gehört und beantwortet hat, und eine äußerst unwahrscheinlich Idee zu einer globalen Bewegung transformiert hat. Im Anschluß an die Vorführung findet ein Gespräch statt mit Berliner Expert*innen und Aktivist*innen für internationale reproduktive Rechte, in Kooperation mit American Voices Abroad Berlin.

Als Weltpremiere zeigen wir Kathrin Lemckes Dokumentarfilm SHE WORKS HARD (D 2017), derElemente des kontrollierten sozial Experiments, Inszenierung, Mockumentary, theoretische Überlegungen verbindet, um anhand eines utopischen postkapitalischen Szenarios Arbeit in Zukunft – und was das auch für die Gegenwart bedeuten kann, zu analysieren. Die Regisseurin wird bei der Vorführung anwesend sein.

Drei Filme des Programms befassen sich mit dem sogenannten NSU-Komplex, mit einem historischen Exkurs zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit. 6 JAHRE, 7 MONATE UND 16 TAGE – DIE MORDE des NSU von Sobo Swobodnik (D 2016) bezieht sich im Titel auf den Zeitraum, in dem der „Nationalsozialistische Untergrund“ zehn Morde an Migranten und einer deutschen Polizistin verübt haben. Der Regisseur nähert sich essayistisch in lyrischem Schwarz-weiß dieser unvergleichlichen rechtsextremistischen Mordserie ausschließlich mit Bildern der zehn Tatorte, als stumme Zeugen der Anklage, der Reflexion und Erinnerung. Diese Bilder werden ergänzt von einer Textcollage, bestehend aus Zeitungsmeldungen, Ermittlungsprotokollen, Prozessaussagen, den Statements von Hinterbliebenen und Fachleuten – gelesen von Schauspielern des Berliner Ensembles – die wiederum eingebettet werden in eine Musik-Ton-Komposition des Berliner Musikers Elias Gottstein („Guaia Guaia“). Die Orte treten in den Dialog mit den Stimmen der Hinterbliebenen, der Ermittlungsbehörden, der Presse und finden ihren Widerhall in einem tonalen und musikalischen Reflexionsraum. Anschliessend findet ein Gespräch mit Sobo Swobodnik und Elias Gottstein statt, in Kooperation mit der Humanistischen Union. Ergänzend dazu zeigen wir Die NSU-PROTOKOLLE – DAS VIERTE JAHR, eine vom SZ-Magazin produzierte szenische Lesung der Prozessprotokolle. Im vierten Jahr lesen die Schauspieler*innen Sandra Hüller, Stefan Hunstein und Ulrich Matthes; in diesen Protokollen befinden sich die erstmalige Aussage der Angeklagten Beate Zschäpe. Mit dem Wunsch der jungen Bundesrepublik, die Verbrechen der Nazis schnell zu vergessen und das Wirtschaftswunder zu genießen – und die verheerenden Folgen dieser Verdrängung für die Opfer – setzt sich der DEFA-Kriminalfilm CHRONIK EINES MORDES (DDR 1964) von Joachim Hasler auseinander. Angelica Domröse spielt die Jüdin Ruth Bodenheim, deren Famile von dem SA-Mann Zwischenzahl ermordet wurde. Als dieser nach dem Krieg zum Bürgermeister ihrer Stadt gewählt wird, begeht sie die im Filmtitel benannte Tat. Der Filmhistoriker Detlef Kannapin führt in den Film ein.Gemeinsam mit dem Lichtblick Kino zeigt das Festival zum Abschluss am 18. Oktober, dem 40. Todestag von Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe, den Episodenfilm DEUTSCHLAND IM HERBST (D 1978 von R.W. Fassbinder, Volker Schlöndorff, Alexander Kluge, Edgar Reitz, Katja Rupé, Alf Brustellin, Berhnhard Sinkel u.a.). Anschliessend findet eine Diskussion mit Zeitzeugen des „deutschen Herbstes“ statt.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter www.oneworld-berlin.de

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