Ein Beitrag zur Anonymität im Internet
Initiative für einen neuen TOR-Server der HU. In: HU-Mitteilungen Nr. 228 (1/2016), S. 10/11
Nach der Verabschiedung des neuen Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung in Deutschland plant die HU nicht nur eine weitere Verfassungsbeschwerde gegen das Überwachungsgesetz, sondern will auch praktisch dazu beitragen, dass anonyme Kommunikation im Internetzeitalter zumindest teilweise möglich bleibt. Eine kleine Initiativgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, erneut einen HU-TOR-Server (als Exit-Node) zu installieren und zu betreiben. Dafür suchen wir Mitstreiter/innen, die uns mit technischem, organisatorischem oder juristischem Know how sowie finanziell unterstützen – dazu gleich mehr.
Warum ein TOR-Server?
Bei TOR (The Onion Router) handelt es sich um ein Übertragungsprotokoll für Kommunikationsdaten im Internet, mit dem die Identität von Internetnutzer/innen geschützt werden kann. Der Datenaustausch zwischen Internetnutzer/in und Webanbieter/in erfolgt dabei in beide Richtungen über eine Kaskade von TOR-Servern, die jeweils nur die in der Informationskette benachbarten Zwischenstationen des Übertragungsweges, also höchstens Quelle oder Ziel der Kommunikation kennen – aber nie beide. Mit Hilfe von TOR lassen sich sensible Webseiten (etwa von Beratungsstellen) anonym besuchen, ohne das der/die Betreiberin die Identität der Besucher/in erfährt.
Das TOR-System basiert auf einem Netzwerk von Servern, die über die ganze Welt verstreut sind und Kapazitäten für die Übertragung verschlüsselter Informationen bereitstellen. Durch seine Netzwerk-Struktur vermeidet TOR, dass die Integrität des Netzes durch einen Angriff auf zentrale Server ausgehebelt werden kann. Da die zugrundeliegende Software des TOR-Netzes zudem quelloffen ist, kann die Gefahr heimlicher Hintertüren oder Schwachstellen in der Software, die für verdeckte Angriffe nutzbar sind, weitgehend ausgeschlossen werden. Die strukturelle Offenheit des TOR-Systems ist ein wesentlicher Grund für seine Beliebtheit und große Verbreitung. Mit dem von der HU angebotenen Server würde die Übertragungskapazität des stark frequentierten TOR-Netzwerk erhöht und der Komfort des Dienstes verbessert.
Unterstützung gesucht
Für die technische Betreuung des Servers haben sich zwei versierte Mitglieder gefunden, die die Administration des Servers übernehmen. Der eigentliche Arbeitsaufwand mit einem solchen Server beginnt jedoch erst nach der Inbetriebnahme: dann ist mit zahlreichen Fragen von Webbetreibern und Ermittlungsbehörden zu rechnen, die bei mutmaßlichen Rechtsverstößen über das TOR-Netzwerk den HU-Server als vermeintlichen Übeltäter ausmachen. Darüber hinaus würden wir Neuanwendern der TOR-Dienste gern behilflich sein, wenn sie bei ihrem Start in die Welt der anonymen Kommunikation auf Probleme stoßen. Für all diese Aufgaben wünschen wir uns ein ehrenamtliches Support-Team, das sich die anstehenden Arbeiten aufteilt. Für dieses Team planen wir im März ein Auftakt-Treffen, um sich gegenseitig kennen zu lernen und sich gemeinsam ein technisches und juristisches Grundverständnis zu erarbeiten, damit später alle kohärent auf die wichtigen Fragen antworten können.
Mitglieder und Interessierte, die uns in dieser Weise beim Betrieb des TOR-Servers helfen wollen, melden sich bitte in der HU-Geschäftsstelle bei Sven Lüders (s. Impressum).
Für den TOR-Server bitten wir außerdem um Spenden – schließlich kostet der Betrieb eines solchen Servers auch Geld, das v.a. für die Bereitstellung der Hardware und die Übertragungskapazitäten benötigt wird. Zweckgebundene Spenden bitte an
Konto Nummer 3074 200
IBAN: DE53 1002 0500 0003 0742 00
bei der Bank für Sozialwirtschaft
(BIC: BFSWDE33BER)
Stichwort: TOR-Server.
Wir freuen uns, wenn sich viele Mitstreiter/innen finden, die unser Vorhaben unterstützen.