Themen / Rechtspolitik

Rauchen ist schließlich eine Sucht

01. März 2000

Mitteilung Nr. 169, S. 2

Lieber Genosse Klaus Lennartz,

da ich nicht nur Bundesvorsitzender der ältesten deutschen Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union bin, sondern auch SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Bingen, erlaube ich mir diese Anrede. In den Zeitungen letzte Woche wurde über das Rauchverbot in Lufthansa-Flügen geschrieben und Du wurdest persönlich zitiert mit der Forderung, wieder das Rauchen in den Lufthansa-Flügen zuzulassen und der wörtlichen Begründung: „Das führt zu Aggressivitäten. Rauchen ist schließlich eine Sucht.“

Ich will nicht mit Dir über das Rauchverbot bei Lufthansa-Flügen streiten, sondern nur über Deine Begründung. Denn die Begründung, weil Rauchen eine Sucht sei, müsse man es auch auf Lufthansa-Flügen erlauben, führt konsequenterweise dazu, daß Du Dich für die Entkriminalisierung der heute illegalen Drogen einsetzen mußt, denn schlimmer als der einstündige Nikotinentzug auf dem Flug von Frankfurt nach Berlin für den süchtigen Raucher, ist doch wohl die Kriminalstrafe und ggf. das Gefängnis für den Drogensüchtigen! Wenn Du Dich zunächst in der SPD-Fraktion und dann im ganzen Bundestag für eine Entkriminalisierung der heute illegalen Drogen einsetzen willst, hast Du die volle Unterstützung (nicht nur) der Humanistischen Union, denn mit der Argumentation der Sucht argumentieren wir schon lange, daß dies die einzige Krankheit in Deutschland sei, die vom Staat mit dem Staatsanwalt und dem Richter, statt mit Medikamenten und Ärzten „behandelt wird“.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Dr. Till Müller-Heidelberg, Bundesvorsitzender

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