Jugendgewalt (K)ein Thema?
Datum: | Mittwoch, 02. Juli 2014 |
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Uhrzeit: | 19:00:00 Uhr |
Podiumsdiskussion zum Verhältnis von Bürgerrechten, Freiheit und Sicherheit in Hamburg.
Mittwoch, 02.07.2014, 19:00 – 21:00
Leo-Lippmann-Saal in der Finanzbehörde
Gänsemarkt 36
20354 Hamburg
Erst kürzlich hat die Behörde für Schule und Berufsbildung die Zahl der Gewalttaten an Hamburger Schulen veröffentlicht. So wurden im Zeitraum vom 01.01.2013 – 01.04.2014 von 32 Schulen insgesamt 44 Vorfälle wie z.B. gefährliche Körperverletzungen gemeldet.
Obwohl die Zahl der Gewalttaten erschreckend hoch erscheint, sieht der Hamburger Schulsenator diese Entwicklung gelassen. Diese Zahlen spiegelten keinesfalls eine hohe Gewaltbereitschaft von Schülerinnen und Schülern wider. Die Zahl der Vorfälle im Verhältnis zur Anzahl der Schüler sei sehr gering und die Gewalt unter Jugendlichen insgesamt deutlich zurückläufig (vgl. Pressebericht BSB v. 23.05.2014).
Diese Entwicklung bestätigt auch die aktuelle Polizeiliche Kriminalstatistik Hamburg (PKS) wieder. Während 2009 noch insgesamt 3.254 unter 21-jährige Tatverdächtige bei Gewaltkriminalität ermittelt wurden, waren es 2013 nur noch 2.146 Tatverdächtige (PKS Hamburg S. 76).
Empirische Dunkelfeldstudien ergänzen die polizeilichen Hellfelddaten. Sie verzeichnen keinen Anstieg der Jugendgewalt in den letzten Jahren. Sie verweisen vielmehr auf eine erhöhte Sensibilität einer Gesellschaft, in der Gewalt weniger akzeptiert werde. Die Anzeigebereitschaft habe zudem stark zugenommen und damit das polizeiliche Hellfeld vergrößert (vgl. z.B. Wetzels P./ Enzmann, D. u.a., 2010: Jugend und Gewalt).
Ist also die heutige Aufregung über das Ausmaß der Jugendgewalt und mögliche Auswirkungen übertrieben?
Haben wir den Rückgang bei Jugendgewalt denjenigen zu verdanken, die hauptberuflich mit jugendlichen Straftätern arbeiten? Ist es in diesem Sinne die Jugendgerichtshilfe, die angemessene Unterstützung anbietet und die zu verhängenden gerichtlichen Maßnahmen sinnvoll auf den Beschuldigten abstimmt? Oder aber die Justiz, die möglicherweise eine abschreckende Wirkung auf jugendliche Straftäter ausübt? Oder können wir den Rückgang präventiven Maßnahmen zuschreiben, wie sie beispielsweise von der Schulbehörde oder der Polizei durchgeführt werden?
Über diese und ähnliche Fragen wollen wir mit Experten und mit Ihnen diskutieren.
Ausgehend von einem kurzen Einblick in das Thema möchten wir Jugendgewalt aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Hierzu werden Experten aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Polizei, Justiz (Jugendrichter) und Wissenschaft auf dem Podium über ihre Erfahrungen und den Umgang mit jugendlichen Gewalttätern berichten.
Es diskutieren:
- Dr. Christian Böhm, Leiter der Beratungsstelle Gewaltprävention der BSB
- RiAG Johann Krieten, Jugendrichter Amtsgericht Hamburg (Mitte)
- Thorsten Müller, Vorsitzender der RG Nord der DVJJ e.V.
- Dr. Dirk Enzmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg, Institut für Kriminalwissenschaften, Abt. Kriminolgie
- Reinhold Thiede, Landesjugendbeauftragter des LKA Hamburg
Moderation: Oksan Karakus & Frederick Stöwahse (Humanistische Union Hamburg)
Wir freuen uns über rege Teilnahme. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Der Eintritt ist frei.