Beitragsbild Martin Kutscha 1948 - 2022 Martin Kutscha 2014
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Martin Kutscha 1948 - 2022

04. November 2022

Am 5. September 2022 starb Martin Kutscha. Mit ihm verliert die Humanistische Union ein Mitglied des Bundesvorstandes. Martin Kutscha war der Humanistischen Union viele Jahre eng verbunden. Er war stets zur Stelle, wenn sein Engagement und seine Expertise benötigt wurden. Als Jurist und Verfassungsrechtler brachte er sich auf vielfältige Weise in die Arbeit ein. In der politischen Diskussion streitbar argumentierend, achtete er stets die Andersdenkenden.

Martin Kutscha wurde 1948 in Bremen geboren. Nach seinem Studium an den Universitäten Kiel, Marburg und Hamburg, das er 1977 mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen und der Promotion zum Dr. iur. abschloss, arbeitete Martin Kutscha zunächst als Rechtsanwalt, dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl des Staatsrechtlers Ekkehart Stein in Konstanz. Im Jahre 1990 wurde er auf eine Professur für Staats- und Verwaltungsrecht an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin berufen.

Martin Kutscha galt in den Organisationen, denen er helfend zur Seite stand und die sein umfangreiches Wissen und seine Haltung immer wieder nachfragten, als ein kritischer Jurist, der mit seinem profunden juristischen Fachwissen Juristinnen und Juristen, aber auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Disziplinen beeindruckte. Mir imponierte in unserer Zusammenarbeit im Bundesvorstand der Humanistischen Union sein sozialwissenschaftliches Verständnis und seine Fähigkeit, Politikwissenschaft mit seiner eigenen Disziplin zu verknüpfen. Das führte zu brillanten Einschätzungen aktueller politischer Prozesse.

Bereits vor meiner Zusammenarbeit mit Martin Kutscha in der Humanistischen Union war mir sein Name durch die Vielzahl seiner Veröffentlichungen bekannt. Immer wieder mischte er sich in aktuelle politische Debatten ein: in den Blättern für Deutsche und internationale Politik befasste er sich unter anderem dezidiert mit dem Sozialabbau und den Entwicklungen des Neoliberalismus. Ein immer wiederkehrendes Thema in den VORGÄNGEN und anderen Organen war der Verfassungsschutz und der mit dem sogenannten Schutz der Verfassung einhergehende Demokratieabbau. Erneut musste sich Martin Kutscha in die aktuell wieder aufflammende Debatte um die Berufsverbote einbringen. Jeder seiner Aufsätze, jede Publikation besaß Biss. Wenn wir Martin Kutscha in der aktuellen politischen Debatte, die die Humanistische Union zu führen hatte, brauchten, war er zur Stelle. Er vertrat die Organisation fachlich präzise, engagiert und mit Würde.

Im Verlauf seines Berufslebens war Martin Kutscha oft die sachverständige Stimme in Anhörungen der Innen- und Rechtsausschüsse von Landtagen und des Deutschen Bundestages. Neben seiner Arbeit in der Humanistischen Union und dem Bundesvorstand war auch seine Mitgliedschaft in der deutschen Sektion der IALANA bedeutsam, der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms. Viele Jahre lang war Martin Kutscha Bundesvorsitzender der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen. Auch stand er dem Institut für Weltanschauungsrecht vor, dass er mit begründete und zu dessen Beirat er gehörte.

Mit Martin Kutscha verliert die Humanistische Union einen unermüdlichen Streiter für Demokratie und Bürgerrechte. Wir verlieren einen klugen Mitstreiter, der für die Sache mit Herz und Verstand eintrat, Der mit einem großen Vorrat an Humor stritt und dabei größten Sachverstand walten ließ. Wir vermissen ihn.

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