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Jasager Neinsager Ansager

Mitteilungen09/2001Seite 78

Mitteilungen Nr. 175 S. 78

Diese dokumentarische Aufführung über den 20. Juli, den
Remer-Prozeß und das Fernsehen der Fünfziger Jahre ist
sicherlich von besonderem Interesse für HU-Mitglieder,
auch wenn nur wenige selbst eine der Aufführungen in
Braunschweig betrachten werden können. Dargestellt werden
historische Zusammenhänge um die Person des 1968
verstorbenen HU-Mitbegründers Dr. Fritz Bauer. In der Aufführung
mit dem Titel „Jasager Neinsager Ansager“ wird
der berühmte Prozess gegen den ehemaligen Generalmajor
Otto Ernst Remer teilweise rekonstruiert und in den
politischen und kulturellen Zusammenhang der Jahre
1950-1952 gestellt. Das Stück ist konzipiert für 7 Sprecherinnen
und Sprecher.
Die Aufführung beginnt mit einem Einblick in die öffentlichen
Versammlungen der Sozialistischen Reichspartei
(SRP), auf denen Remer die Widerstandskämpfer des
20. Juli als Landesverräter verunglimpfte, „die vom
Ausland bezahlt wurden“. Es folgen wesentliche Teile der
Gerichtsverhandlung: die Gutachten von Prof. Iwand, Prof.
Angermair und des ehemaligen Kriegstagebuchschreibers
Percy Schramm; die wichtigsten Abschnitte der Plädoyers
von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer und des Remer-Verteidigers
Wehage; das Urteil. Als Textmaterial verwendet
werden ferner mehrere Aufsätze von Fritz Bauer über das
Widerstandsrecht und zahlreiche Briefe verschiedenster
Herkunft, die während des Prozesses im März 1952 an das
Oberlandesgericht Braunschweig geschrieben wurden.
Ergänzt wird die Aufführung durch Texte über das deutsche
Fernsehen der Fünfziger Jahre, hat dieses Medium
doch in starkem Maße einen Neuanfang symbolisiert und
Zukunftshoffnungen in die Wohnzimmer gebracht, aber
gleichzeitig dazu beigetragen, die NS-Zeit zu verharmlosen
und NS-Mitläufer mit wichtigen Aufträgen zu versehen.
Dies wird an zwei Beispielen verdeutlicht: am ersten deutschen
Original-Fernsehspiel „Es war der Wind“ und an
einem Programmbeitrag des nationalsozialistischen Liederund
Filmkomponisten Norbert Schultze. Einen ergänzenden
Eindruck vom Leben der Bevölkerung und von der
Politik des Kalten Krieges vermitteln zahlreiche Filme aus
bisher unveröffentlichen Archivbeständen und aus Kinowochenschauen.

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