Publikationen / Mitteilungen / Mitteilungen Nr. 249

Berichte aus den Regionen

Berlin-­Bran­den­burg: Vesper – Menschen­rechte aktuell: Triage – Wem wird zuerst geholfen?

Am 27. Juli war der HU-Landesverband Berlin-Brandenburg federführend für die „Vesper – Menschenrechte aktuell“ verantwortlich. Die von der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte, der Internationalen Liga für Menschen-rechte, der Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation und uns organisierte Reihe beschäftigt sich einmal im Monat mit einem menschen- und bürgerrechtlich wichtigem Thema. Dieses Mal ging es um die Frage der Triage.

Auf dem Podium waren Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann, Wissenschaftsethikerin und Rektorin der Evangelischen Hochschule Rheinland–Westfalen–Lippe, Prof. Dr. Rosemarie Will, Rechtswissenschaftlerin, Verfassungsrichterin a. D. des Landes Brandenburg, und Dr. Andrea Zielinski, Kultur- und Sozialanthropologin. Dr. Philip Dingeldey, Co-Geschäftsführer der Humanistischen Union und hauptamtlicher Redakteur der vorgänge, moderierte.

An dem Abend wurden juristische, medizinische, ethische und politische Aspekte des Themas angesprochen.

Die informative Veranstaltung kann auf unserem YouTube-Kanal angesehen werden: https://www.youtube.com/@humanistischeunionberlin-b8156/videos

Axel Bussmer

Marburg: Keine Krimi­na­li­sie­rung der Letzten Generation! HU Marburg beteiligte sich an Demon­s­tra­tion am 31. Mai

Gegen die Kriminalisierung der „Letzten Generation“ hat sich die Humanistische Union Marburg ausgesprochen. Nach den Hausdurchsuchungen bei Aktiven der Klimaschutzbewegung hat die HU Marburg zu einer Demonstration von „Fridays for Future“ am 31. Mai in Marburg aufgerufen.

Vor gut 300 Anwesenden hat der Marburger HU-Regionalvorsitzende Franz-Josef Hanke auf dem Marburger Bahnhofsvorplatz eine Rede zur Notwendigkeit bürgerschaftlichen Engagements in einem demokratischen Rechtsstaat und zur verfassungsmäßigen Verpflichtung zu wirksamem Klimaschutz gehalten. Mit Befremden wies er dabei darauf hin, dass die schärfsten Angriffe gegen Aktionen der „Letzten Generation“ ausgerechnet von Politikerinnen und Politikern gekommen waren, die selber durch ihr eigenes Handeln oder Unterlassen für die Nichtbeachtung notwendiger Maßnahmen zu mehr Klimaschutz verantwortlich seien. Auch wenn man nicht alle Aktionsformen der „Letzten Generation“ befürworte, sei ihre Einstufung als angeblich „terroristische“ oder „kriminelle“ Organisation gemäß Paragraph 129a des Strafgesetzbuchs (StGB) auf jeden Fall unverhältnismäßig.

Außer Hanke sprach bei der Kundgebung vor dem Marburger Hauptbahnhof auch die Grüne Kommunalpolitikerin Barbara Schlemmer aus dem Vogelsberg. Im Anschluss an die Reden zog die Demonstration zum Erwin-Piscator-Haus (EPH), wo sie sich mit 200 Teilnehmenden eines zweiten Demonstrationszugs der „Letzten Generation“ mit dem Marburger SPD-Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies an der Spitze zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung vereinte. Nachdem wirksame Maßnahmen zu umfassendem Klimaschutz auch weiterhin nicht in ausreichendem Maße erfolgen, ruft die HU Marburg nun auch zum weltweiten Klima-streik am 15. September auf.

 

Franz-Josef Hanke

Marburg: Liebe statt Hass! Serpil Unvar erhält das Marburger Leuchtfeuer 2023

Das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ haben die Stadt Marburg und die Humanistische Union (HU) am 20. Juli der Hanauerin Serpil Temiz Unvar verliehen. Vor knapp 60 Anwesenden überreichten Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Jury-Sprecher Egon Vaupel im Historischen Saal des Marburger Renaissance-Rathauses der Aktivistin für Bildungsgerechtigkeit die undotierte Auszeichnung.

„Du hast das Schlimmste durchgemacht, was Menschen überhaupt erleben können“, sagte die Berliner Kabarettistin Idil Baydar in ihrer bewegenden Laudatio zu der Preisträgerin. „Aber Du hast daraus Kraft geschöpft und Mut, für die Ziele Deines ermordeten Sohnes zu kämpfen.“

Nach dem rassistischen Attentat am 19. Februar 2020 hatte Serpil Unvar die „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ gegründet. Ihr Sohn Ferhat war – ebenso wie acht weitere junge Menschen – von einem Hanauer Rassisten ermordet worden. Sein Wunsch nach Bildungsgerechtigkeit hat die Mutter zur Gründung der antirassistischen Bildungsinitiative veranlasst.

„Ich kann nicht hassen“, erklärte die Preisträgerin in ihrer Dankesrede. „Dann wäre ich ja genauso wie der, der meinen Sohn ermordet hat.“ Darum setzt sie sich mit ihrer Bildungsinitiative für Bildungsgerechtigkeit und gegen Rassismus im Bildungswesen ein.

Ein gutes Dutzend junger Leute aus der Bildungsinitiative waren zur Preisverleihung nach Marburg gekommen. Die Forderung nach einem „unabänderlichen Asylrecht als Konsequenz der Nazi-Diktatur“ wie auch mehrere weitere politische Aussagen waren „Balsam für ihre Seelen“. In einem kleinen Stadtrundgang waren ihnen berühmte Marburgerinnen und Marburger wie der Erfinder Denis Papin, der Jurist Friedrich Carl von Savigny oder seine Ehefrau Gunda von Brentano sowie der Marburger Student Michail Lomonossow nahegebracht worden, die allesamt über einen sogenannten Migrationshintergrund verfügen.

Die HU Marburg hat weitere gemeinsame Aktivitäten mit der Bildungsinitiative aus Hanau vereinbart. Die positive Energie der jungen Leute aus Hanau beschrieb die Laudatorin Idil Baydar treffend: „Das waren zwar weniger als 60 Menschen, aber sie hatten die Power von 300!“

Links zu Videos und Manuskripten zur Preisverleihung hat die HU Marburg auf der Internetpräsenz des Marburger Leuchtfeuers zusammengestellt unter: https://marburger-leuchtfeuer.de/2023/07/21/beruehrend-serpil-unvar-erhielt-marburger-leuchtfeuer/

 

Franz-Josef Hanke

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