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Otto Schily tilgt die Organi­sierte Krimi­na­lität

Mitteilungen09/1999Seite 66

Mitteilung Nr. 167, S. 66

Berlin-Charlottenburg
Kantstraße 152
Paris Bar

In jedem Jahr, wenn die weißen Blütenblätter der Kirschbäume verflogen sind und der Duft von frischem Heu uns umspielt, zelebriert der Bundesinnenminister vor der Bundespressekonferenz die Kriminalitätsstatistik des Vorjahres.
Sie ist immer voller Geheimnisse. Ist die Kriminalität gestiegen oder gesunken, wenn der Minister zehn Vergewaltigungen mehr als im Vorjahr gesteht, aber gleichzeitig fünf Morde an der Vorjahreszahl fehlen? Oder: Warum ist der Ladendiebstahl ein Delikt mit der höchsten Aufklärungsquote und gleichzeitig der fast höchsten Dunkelziffer?
In diesem Jahr ist ein neues Rätsel zu lösen. Die Organisierte Kriminalität ist spurlos verschwunden; kein einziger Fall wird noch in dem dicken Statistikheft gemeldet. Im Vorjahr hatte sich die Organisierte Kriminalität noch behaglich auf vielen Seiten geräkelt, hatte verstohlen Manfred K. wie einem Komplizen zugeblinzelt.
Auf meine erschrockene Nachfrage erfuhr ich unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit: Otto Sch. hat die OK verboten, einfach verboten, von einem zum anderen Tag einfach verboten. Da die Organisierte Kriminalität nur ein Phantom gewesen sei, stehe dies einem Minister frei. Als ich verwirrt fragte, was Abgeordnete davon halten sollten, die im Glauben an die Organisierte Kriminalität für härtere Strafgesetze gestimmt hätten, tönte von hinten die spöttische Stimme von Gerhard Sch.: „Selber schuld“!
Inzwischen hat Otto Sch. die Organisierte Kriminalität über den Innenhof, vorbei an dem Brunnen mit der ausgetrockneten Fontaine, in den Keller bringen lassen, in dem die Moralpaniken verwahrt werden.

Ulrich Vultejus

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