Publikationen / Mitteilungen

Schröder, Blair und Rembre­mer­deng II

Mitteilungen12/2001Seite 112

Mitteilungen Nr. 176 S. 112

Sie müssen Ihren blöden Kopf auch überall vornedran haben. Gemeint ist damit der Bittsteller, Karl Valentins Spritzbrunnenaufdreher Brandstetter respektive Brandstifter, der um die Gunst des Zweirats, pardon Geheimrats Müller und seines Komplizen Baron von Rembremerdeng buhlt und sich anheischig macht, dessen Funktäne auf- und zuzudrehen und seinen eigenen kleinen (ganz kleinen) Spritzbrunnen im eigenen Heimgarten.
Unsere Gerhard Brandstetter und Toni Brandstifter suchen sich im Andienern vor Dabbeljuh Rembremerdeng gegenseitig zu übertreffen, wozu sich noch der entsetzliche Fratz, der rücksichtslose, mediengeile und nur auf eigenen Vorteil bedachte Berlusconi-Bubi gesellt, der ganze Stolz seines Papis, ganz narrisch mit dem Radio.
Über diese drei schrieb schon vor 40 Jahren Erich Kästner: Unser Heerführer und deren Wortführer marschieren, wie Kinder nun einmal sind, munter Trompete blasend an der Tête der amerikanischen Wachtparade, und er attestierte noch früher den damaligen deutschen Wortführern und profezeite somit den heutigen wildes Anschmiegen an den großen Bruder überm großen Teich, die sich dabei wie Goethes Zauberlehrling aufführen. Kästner hoffte, dass jemand rechtzeitig den gesunden Menschenverstand, die Phantasie und den Mut aufbringe, zu den (Atom-)bomben und deren Generalvertretern zu sagen: „Besen! Besen! Seids gewesen!“
Rembremerdeng und seine ihn umhudelnden und vor ihm herumwuselnden hemmungs- und bedingungslos ergebenen Vasallen haben die gleichen primitiven und eindimensionalen Denkmuster: sie kennen nur aufdrehen und abschalten!
Nun: Kästners Trompeten und Goethes Wassereimer sind harmlos und Valentins Spritzbrunnen ließen sich mühelos wieder abstellen…
Übrigens nennt Karl Valentin sein Bittsteller-Stück eigentlich ein Trauerspiel; bei dem kann man aber – so endet es – aa no was lerna! Also: !

Schröder, Blair und Rembremerdeng I ist in den Mitteilungen Nr. 167 (Sept. 1999) abgedruckt. Die hier verwendeten Zitate sind aus: Karl Valentin: Der Bittsteller, in: ders., Gesammelte Werke, München, 1961, S. 283-98; Erich Kästner: Ostermarsch 1961; in: ders., Werke Band VI, München, 1998, S. 662-7; Erich Kästner: Ein politischer Eilbrief (November 1954), in: ders., Werke Band VI, München 1998, S. 615-7

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