1991

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„Aufrechter Gang“ 1991 für Siegfried Krempl

 

Siegfried Krempl, lebt als Polizeiobermeister in München. Er stammt aus der Oberpfalz und hat in den 16 Jahren seiner Zugehörigkeit zur bayerischen Polizei eine Wandlung durchgemacht, die aus seinen persönlichen Erfahrungen im Polizeidienst resultiert. Er bemerkte bei vielen Kollegen eine latente Ausländer- und Frauenfeindlichkeit im Umgang mit den Bürgern. Und er beobachtete eine große Neigung, offensichtliche Mißstände im Polizeiapparat nach außen zu verschleiern und intern einfach zu ignorieren. Da nahm er Abschied von seinem ursprünglich unkritischen Verhalten, das ganz dem eines traditionellen Polizisten entsprach. Er suchte Gleichgesinnte.

Die Folge war, daß er zu der Arbeitsgemeinschaft ‚Kritische Polizisten‘ stieß, die bundesweit etwa 200 Mitglieder hat, also nicht besonders groß ist. Trotzdem hat sie für ihr Wirken bereits Anerkennung gefunden, so z. B. durch die Verleihung des Gustav-Heinemann-Preises. Polizeiintern erfahren die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft allerdings keine Ehrungen, sondern sie sind einer ganzen Palette von Maßregelungen und Benachteiligungen unterworfen. Diese haben wohl alle zum Ziel, den Betroffenen den Mut zu nehmen, aber Siegfried Krempl läßt sich nicht entmutigen. Er bekennt sich weiterhin offen zu den Zielen der ‚Kritischen Polizisten‘, die Mißstände im Polizeiapparat von innen her aufgreifen wollen, anstatt auf ihre Aufdeckung von außen zu warten.

Für diese mutige Haltung wird Siegfried Krempl vom Ortsverband München der Humanistischen Union der diesjährige Preis ‚Aufrechter Gang‘ als Anerkennung und symbolische Unterstützung verliehen.

Die Preisverleihung fand am 16. 10. 1991 in München in der Seidlvilla statt. Die Laudatio hielt Dr. Klaus Hahnzog, MdL SPD.

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