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"Der Fall Modrow" - Filmvor­füh­rung mit anschlie­ßender Podiums­dis­kus­sion

16. November 2011
Datum: Mittwoch, 16. November 2011
Uhrzeit:18:00:00 Uhr

Mittwoch, 16. November 2011, 18 Uhr

Ein Film über die Strafprozesse gegen Hans Modrow

Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin (Ostflügel), Unter den Linden 6, Berlin-Mitte (S/U-Bahnhof Friedrichstraße, Tram: M1, 12, Bus: 100, 200, TXL)

Dr. Hans Modrow stieg in der DDR als SED-Funktionär bis zum 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden auf. In der Zeit der sowjetischen Perestroika galt er im Westen wie im Osten als der Hoffnungsträger in der DDR. Als die Wende kam und Honecker stürzte, wurde Modrow Ministerpräsident der DDR. Er war derjenige Regierungschef, der sich dem Willen des Volkes nach freien Wahlen beugte und nahm Vertreter des Runden Tisches in die Regierung auf.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden gegen Hans Modrow zwei Strafverfahren wegen Wahlfälschung und wegen Meineides durchgeführt. Der Film berichtet über diese Prozesse, soweit sie in Dresden stattgefunden haben. Im Film werden dazu die Beteiligten an den Prozessen interviewt. Normalerweise sollen Richter nur durch ihre Urteile sprechen und ansonsten schweigen. Im Fall Modrow ist es anders: Richter und Staatsanwälte waren bereit, das, was sie in den Prozessen gegen Hans Modrow bewegt hat, vor der Kamera zu offenbaren. Im Einzelnen haben sich den Interviews gestellt:

  • Dr. Hans Modrow, Angeklagter
  • Dr. Friedrich Wolff, Strafverteidiger
  • Rainer Lips, Vorsitzender Richter der erstinstanzlichen Verfahrens wegen Wahlfälschung und Meineides
  • Thomas Spiegelhalter, Vorsitzender Richter im letztinstanzlichen Wahlfälschungsprozess
  • Hans-Peter Kotyrba, Vorsitzender Richter im letztinstanzlichen Prozess wegen Meineides
  • Martin Uebele, Staatsanwalt im Wahlfälschungsprozess
  • Helmut Renz, Staatsanwalt im Meineidsprozess.

Obwohl die Protagonisten des Films – bis auf den Angeklagten – alle Juristen sind, richtet sich der Film nicht nur an ein Fachpublikum. Es ist ein Film für zeitgeschichtlich und politisch Interessierte, die immer schon wissen wollten, wie die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit durch die bundesdeutsche Justiz funktionierte. Die Interviewten sprechen nicht viel über strafrechtliche Details, sondern zuerst über sich selbst, über die Hintergründe, Motive und Emotionen während der Prozesse. Zum Schluss beziehen sie Stellung zu der Frage, ob diese Prozesse politische Prozesse waren und was durch sie ihrer Meinung nach bewirkt wurde. Der Zuschauer hört sieben verschiedene Positionen darüber, welchen Sinn es gemacht hat, die DDR-Vergangenheit mit den Mitteln der Strafjustiz aufzuarbeiten.

Die anschließende Podiumsdiskussion geht der Frage nach, welchen Sinn und welche Chancen die strafrechtliche Aufarbeitung der Vergangenheit hat.
 
ReferentInnen:

  • Prof. Dr. Klaus Marxen (em. Strafrechtler an der Humboldt-Uni, Richter am Kammergericht Berlin a.D.)
  • Prof. Dr. Bernhard Schlink (Autor, em. Verfassungsrechtler an der Humboldt-Uni)
  • Dr. Volkmar Schöneburg (Strafrechtler, Justizminister des Landes Brandenburg)
  • Prof. Dr. Rosemarie Will (Filmemacherin, Verfassungsrechtlerin an der Humboldt-Uni)
  • Moderation: Micha Plöse (akj-berlin)

Eine Veranstaltung des arbeitskreis kritischer juristinnen und juristen an der Humboldt-Universität (akj), http://akj.rewi.hu-berlin.de/vortraege/16112011.html.

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