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Für Klaus Waterstradt war die Humanität unserer Rechts­ord­nung stets mehr als eine Frage allgemeiner Prinzipien des Rechts

16. November 2008
Datum: Samstag, 15. November 2008

Rosemarie Will

Die Rede der Bundesvorsitzenden

Für Klaus Waterstradt war die Humanität unserer Rechtsordnung stets mehr als eine Frage allgemeiner Prinzipien des Rechts

Lieber Klaus,
sehr geehrte Familie Waterstradt,
liebe Mitglieder der Humanistischen Union,
werte Gäste,

ich begrüße Sie im Namen der Humanistischen Union, jetzt nicht nur der Lübecker, sondern der gesamten Bundes-Union. Mein Name ist Rosemarie Will, ich bin die Bundesvorsitzende der Humanistischen Union.

Wir wollen heute zum 29. Mal den „Fritz Bauer Preis“ verleihen. Zum ersten Mal ist dieser Preis 1969 an Helga Einsele verliehen worden. Fritz Bauer war 1968 verstorben. Man war sich damals in der Humanistischen Union schnell einig, dass der ständigen Erinnerung an diesen in jeder Hinsicht seienden Ausnahmejuristen, den Mitbegründer der Humanistischen Union ein Denkmal gesetzt wird müsste. Dies tat man mit dem nach ihm benanntem Preis. In der Begründung für den „Fritz Bauer Preis“ heißt es:

„Zum Gedenken an das Gründungs- und Vorstandsmitglied Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen von 1955 bis 1968, stiftete die Humanistische Union einen Preis für besondere Verdienste um die Demokratisierung, Liberalisierung und Humanisierung der Rechtsordnung in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Preis soll alljährlich an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen werden, die sich im Sinne der Überzeugung Fritz Bauers und der Bestrebungen der Humanistischen Union in allgemeiner Weise oder auf einem besonderen Gebiet darum bemüht haben, der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit in unserer Gesetzgebung, der Rechtssprechung und dem Strafvollzug Geltung zu verschaffen.“

Der Preis wird also an Personen verliehen, die dem Vorbild Fritz Bauers nacheifern, beziehungsweise in besonderer Weise sich für die Bestrebungen der Humanistischen Union einsetzen. Waren die ersten Preisträger, so wie Helga Einsele 1969, noch Freunde und Weggefährten von Fritz Bauer, so änderte sich das in markanter Weise mit den Preisträgern in den achtziger Jahren. Die Preisträger dieses Jahrzehnts stehen für die wechselnden und sich erweiternden politischen und grundrechtlichen Brennpunkte in der Bundesrepublik. Insoweit kann der „Fritz Bauer Preis“ durchaus als ein grundrechtliches Konjunkturbarometer in unserem Lande verstanden werden.

Damit sind wir bei unserem heutigen Preisträger. Warum ehren wir ihn in besonderer Weise? Für Klaus Waterstradt war die Humanität unserer Rechtsordnung stets mehr als eine Frage allgemeiner Prinzipien des Rechts. Sein Engagement ist von der Überzeugung geprägt, das sich die Humanität einer Gesellschaft vor allem darin zeigt, wie sie mit den existenziellen Problemen der Menschen umgeht, von der Geburt über die Krankheit bis zum Tod.

Ich will nur kurz daran erinnern, dass Klaus Waterstradt 1974 die erste unabhängige Beratungsstelle für schwangere Frauen in Lübeck einrichtete. In der Einrichtung fanden Schwangere eine fachkundige Beratung vor. Er wusste, dass man keine moralischen Forderungen zu erheben hatte oder mit strafrechtlichen Sanktionen drohen sollte. Er gab vielmehr vor, dass man ihre Sorgen und Probleme in den Mittelpunkt zu stellen habe. Klaus Waterstradt war sich stets bewusst, dass ein vermeintlicher Lebensschutz oft das Gegenteil bewirke und mit gesundheitlichen Risiken für die betroffenen Frauen einhergeht. Deshalb unterstütze er vorbehaltlos die Entscheidung der Schwangeren, ob nun für oder gegen das Kind.

Diese grundsätzliche, existenzielle Haltung war für Klaus Waterstradt das Eintreten für Grundrechte. Er hat noch sehr viel mehr geleistet, in vielen sehr verschiedenen Gebieten. Ich möchte die nicht alle im Einzelnen hervorheben und damit der Laudatio vorgreifen. Wichtig ist für uns, das wir uns entschlossen haben, grundrechtliche Probleme so stark mit diesen existenziellen Fragen der Selbstbestimmung am Lebensanfang und am Lebensende zu verbinden.

Klaus, du bist für uns ein Vorbild! Und ich bin jetzt gespannt was Elisabeth Kilali zu Deiner Würdigung im Einzelnen vortragen wird.

Die Verleihung des Fritz-Bauer-Preises an Dr. Klaus Waterstradt fand am 15. November 2008 im Lübecker Buddenbrookhaus statt. Mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Preisträgers waren alle Rednerinnen um möglichst kurze Beiträge bemüht.

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