Beitragsbild Vorbild einer humanen Medizin für selbstbestimmte Menschen: Verleihung des Fritz-Bauer-Preises 2008 an Dr. Klaus Waterstradt
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Vorbild einer humanen Medizin für selbst­be­stimmte Menschen: Verleihung des Fritz-­Bau­e­r-­Preises 2008 an Dr. Klaus Waterstradt

21. Oktober 2008
Datum: Samstag, 15. November 2008
Uhrzeit:19:00:00 Uhr

Sven Lüders

Presseinformationen zur Preisverleihung und zur Begründung der Vergabe des Fritz-Bauer-Preises 2008 an Klaus Waterstradt.

Vorbild einer humanen Medizin für selbstbestimmte Menschen: Verleihung des Fritz-Bauer-Preises 2008 an Dr. Klaus Waterstradt

Die Humanistische Union verleiht ihren diesjährigen Fritz-Bauer-Preis an den Lübecker Arzt Dr. Klaus Waterstradt. Vor dem Hintergrund des heute vorgestellten Entwurfs eines Patientenverfügungsgesetzes begründet die Vorsitzende der Bürgerrechtsorganisation, Prof. Dr. Rosemarie Will, die Entscheidung für den Preisträger: „Das Lebenswerk von Klaus Waterstradt steht in besonderer Weise für den Anspruch auf eine selbstbestimmtes Leben – von der Geburt bis zum Tod. Er hat sich für das Selbstbestimmungsrecht (ungewollt) schwangerer Frauen ebenso eingesetzt wie für die freie Entscheidung kranker und sterbewilliger Menschen. Klaus Waterstradt steht für eine humane Medizin, die ihre Behandlungsgrenzen anerkennt und ihre Patienten in deren freier Entscheidung behilflich ist, ohne ihnen erniedrigende Zwangsberatungen oder moralische Verpflichtungen aufzubürden.“ Die Bürgerrechtsorganisation verbinde ihre Preisvergabe deshalb mit der Aufforderung an den Gesetzgeber, keine neuen Reichweitenbegrenzungen oder Zwangsberatungen für Patientenverfügungen einzuführen.

Klaus Waterstradt gründete 1974 gemeinsam mit Kollegen die erste unabhängige Beratungsstelle für schwangere Frauen in Lübeck. Die bereits vor der Reform des § 218 eingeführte Beratung hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Probleme ungewollter Schwangerschaften sozial gerecht und im Sinne der freien Entscheidung der Frauen zu lösen. Klaus Waterstradt hat damit einen wesentlichen Beitrag zur Liberalisierung der Schwangerschaftsfrage geleistet.

Waterstradt gebührt darüber hinaus das Verdienst, die Grenzen einer humanen Medizin aufgezeigt zu haben. Mit der von ihm initiierten Tagung zum „Menschenwürdigen Sterben“ (1978) trug er die Probleme einer menschenwürdigen Behandlung im Krankenhaus und den Wunsch nach einem selbstbestimmten Sterben aus den Fachzirkeln heraus in die breite Öffentlichkeit. Er gehörte zu den Verfassern des ersten Musterentwurfs einer Patientenverfügung, den die Humanistische Union im gleichen Jahr vorstellte. Seit den 1980er Jahren setzt er sich dafür ein, dass die Entscheidungen sterbewilliger Menschen endlich gesetzlich anerkannt und das strafrechtliche Verbot der Sterbehilfe aufgehoben werden.

Die Humanistische Union unterstreicht mit der Preisverleihung ihre langjährige Forderung nach einer uneingeschränkten gesetzlichen Anerkennung des Patientenwillens. Mit Blick auf das Lebenswerk des Preisträgers kritisiert Rosemarie Will den heute veröffentlichten Gesetzentwurf der Abgeordneten Bosbach und Göring-Eckart: „Die zahlreichen Einschränkungen und Formvorschriften für Patientenverfügungen wiederholen die bereits in der Schwangerschaftsfrage gemachten Fehler: Die freie Entscheidung von Betroffenen wird durch finanzielle Hürden und ärztliche Zwangsberatungen eingeschränkt. Im Namen eines zweifelhaften Lebensschutzes wird behauptet, dass Dritte den Behandlungswillen des Betroffenen besser beurteilen können, als sie oder er selbst.

Der Fritz-Bauer-Preis ist die höchste Auszeichnung der Humanistischen Union. Der ideelle Bürgerrechtspreis wird im Gedenken an Dr. Fritz Bauer, den 1968 verstorbenen hessischen Generalstaatsanwalt und Mitbegründer der Humanistischen Union vergeben. Mit dem Preis würdigt die Bürgerrechtsorganisation herausragende Verdienste um die Humanisierung, Liberalisierung und Demokratisierung unserer Gesellschaft. Die Reihe der Preisträger reicht von Helga Einsele (1969) und Gustav Heinemann (1970) über Peggy Parnass (1980), Ossip K. Flechtheim (1986), Günter Grass (1997), Regine Hildebrandt (2000) bis zu Burkhard Hirsch (2006).

Der Festakt zur Verleihung des Fritz-Bauer-Preises 2008 findet am Samstag, dem 15. November 2008 um 19.00 Uhr im Lübecker Buddenbroockhaus statt. Weitere Informationen zum Preisträger, zur Preisverleihung sowie Hinweise zur Anmeldung finden Sie hier bzw. in der unten angehängten Einladung.

Für Rückfragen steht Ihnen der Geschäftsführer der Humanistischen Union, Sven Lüders, unter Tel. 030 / 204 502 56 zur Verfügung.

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