Termine / Innere Sicherheit

Tacheles: „Clan­kri­mi­na­lität“ – ein Konstrukt und seine Folgen (Freiburg)

Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe TACHELES der Humanistischen Union Baden-Württemberg, des Instituts für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Freiburg in Kooperation mit dem Arbeitskreis kritischer Jurist*innen (AkJ). Referentinnen: Michèle Winkler, Politische Referentin beim Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V., und Levi Sauer, Juristin aus Köln.

23. Oktober 2023
Ort:Universität Freiburg, Kollegiengebäude I, Hörsaal 1098, Platz der Universität 1, 79098 Freiburg
Datum: Donnerstag, 26. Oktober 2023
Uhrzeit:19:00 Uhr

Die Debatte um die „Clankriminalität“ hat seit Jahren Konjunktur. Die Konsequenz sind Razzien, rassistische Kontrollen und Kriminalisierung in migrantischen Stadtteilen und gegen migrantisierte Personen. Schon der falsche Familienname kann genügen, um auf polizeilichen Verdachtslisten zu landen. Wie und von wem „Clankriminalität“ definiert wird, ob und in welchem Verhältnis diese zur sog. Organisierten Kriminalität steht und ob sich diese tatsächlich kriminologisch nachweisen lässt, steht selten im Zentrum der Debatten. Vielleicht ist das in den Augen derer, die mit diesem Begriff arbeiten, auch gar nicht mal so schlimm. Politik, Sicherheitsbehörden und Medien haben jedenfalls eine schwerwiegende Bedrohung von Staat und Gesellschaft ausgemacht. Das stößt bei vielen auf offene Ohren.

Mahnende Stimmen verhallen, die hinter der „Clankriminalität“ einen im Ergebnis populistischen und rassistischen Kampfbegriff mutmaßen, mit dem sich trefflich Wahlkampf und Politik machen lässt. Er ist aufgrund seiner Vagheit nahezu beliebig einsetzbar und stigmatisiert pauschal Bevölkerungsgruppen, die ohnehin keine große Lobby haben.

Der Rechtsstaat ist nicht wegen der vermeintlichen „Clans“, sondern wegen des Umgangs durch Politik, Strafverfolgungsbehörden und Medien mit diesem Mythos in Gefahr. Es ist Zeit, den Begriff der „Clankriminalität“ zu dekonstruieren, um damit den Blick auf das eigentliche Problem offenzulegen: es geht um rassistisch motivierte Ausgrenzung und es sollte um die soziale Frage gehen.

Zu den Personen: Die beiden Referentinnen Levi Sauer und Michèle Winkler geben zusammen mit Mohammed Ali Chahrour, Lina Schmid und Jorinde Schulz den am 16. Oktober 2023 in der Edition Nautilus erschienene Sammelband „GENERALVERDACHT. Wie mit dem Mythos „Clankriminalität“ Politik gemacht wird“ heraus. Das Buch vereinigt 20 Beiträge, die die historischen und politökonomischen Hintergründe sowie die verheerenden Folgen der „Clan“-Debatte aufarbeiten. Es enthält zusätzlich einen Dokumentationsteil, der einerseits ein sehr konkretes Bild von den Polizeipraktiken und ihren Folgen zeichnet und andererseits Spuren des Widerstands festhält.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist wie immer kostenfrei.

Wir freuen uns über Ihren Besuch und über jede Spende.

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