Politische Kunst - zwischen Zensur, Strafbefehl, Morddrohung und Papstgebet
Datum: | Samstag, 10. November 2007 |
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Nachlese
über die Veranstaltung mit dem Aktionskünstler Wolfram P. Kastner am 23.10.07 in München
Der Erich Mühsam-Saal im schwabinger Bürgerhaus ‚Seidlvilla‘ war mit neugierigen Menschen gut gefüllt anlässlich des von der HU Südbayern veranstalteten Abends mit dem Künstler Wolfram P. Kastner. Seit 1982, verstärkt seit 1994, macht dieser muntere und mutige Mann Kunstaktionen im öffentlichen Raum, indem er ‚Bilder‘ schafft, die erinnern, aufschließen, konfrontieren.
Ich selber hatte ihn vor Jahren über die Presse ‚entdeckt‘ durch Aktionen im Themenkreis NS-Vergangenheit Münchens und zum Thema Be- bzw. Entschleunigung („Bitte beeilen Sie sich“ 1995)- und war auf die konkrete Begegnung sehr gespannt.
In seinem via powerpoint mit-bebilderten Vortrag führte der Künstler die Zuhörerschaft durch einige Stationen seiner letzten Arbeiten… mit besonderer Berücksichtigung der kreativen ‚Fällung‘ eines bis jüngst unkommentiert weiter herumstehenden Gedächtnissteines an den NS-Helden Leo Schlageter bei Landsberg/ Lech (im dortigen Gefängnis schrieb ein späterer Diktator ein Buch betitelt ‚Mein Kampf‘) und seiner Aktionen anlässlich des Papst-Besuchs in München 2006.
Beruhigend zu erleben war, dass Herr Kastner angesichts der Gerichtstermine, die ihm ob seiner Interventionen mit künstlerischen Mitteln wieder und wieder von der öffentlichen Hand (Bauämter!) aufgebürdet werden, nicht verschlissen wirkt. Er scheint eher Kraft, Antrieb und fröhliche Lust daraus zu schöpfen, außerhalb des Elfenbeinturms – ‚draußen‘, im Freien‘ – mit persönlich-greifbarem Einsatz und klar kenntlich Kunst anzuwenden.
Das anschließende Gespräch mit den Besuchern der Veranstaltung war sehr angeregt. Ich möchte den Gedankenaustausch ‚frei wogend‘ nennen, selten habe ich mich im Gespräch unter Mitmenschen so angeregt, wohl und mitten in der Gegenwart gefühlt!
Florian Laber