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Filmfest „ueber Macht“: Wie war's in Berlin? Auf was ist zu achten?

30. April 2009
Datum: Freitag, 09. Januar 2009

Aus: Mitteilungen Nr. 204 (1/2009), S. 23/24

Filmfest „ueber Macht“: Wie war's in Berlin? Auf was ist zu achten?

2009 ist die Humanistische Union Filmpartner des bundesweiten Filmfestivals „ueber Macht – Kontrolle, Regeln, Selbstbestimmung“. Das von dieGesellschafter organisierte Festival wurde im Januar 2009 in Berlin eröffnet, seitdem touren die Filme durch 120 deutsche Städte. Wie waren die Erfahrungen mit der Filmpartnerschaft in Berlin? Was sollten regionale HU-Gruppen beachten, die sich am Festival vor Ort beteiligen wollen?

Grundsätzlich lohnt sich für die HU die aktive Beteiligung am Filmfestival, bietet es doch die Gelegenheit, die Arbeit der HU in einem anderen Umfeld zu präsentieren und den Abend nach unseren Vorstellungen gestalten zu können. Veranstaltungen im Rahmen des Filmfestivals können auf eine breite Palette an Werbematerial zurückgreifen, das von dieGesellschafter bereit gestellt wird. Dazu zählen Plakate, Broschüren und Flyer für die einzelnen Filme. Hinzu kommt, dass sich der organisatorische Aufwand für die HU durch die Vorleistungen der Festivalträger in Grenzen hält. Als der von uns präsentierte Film „Strange Culture/ Fremdkulturen“ am 9. Januar 2009 als erster Film des Festivals bei eisigen Temperaturen und Glatteis im Zeughauskino präsentiert wurde, waren fast alle 170 Sitzplätze besetzt, die folgenden Vorstellungen waren zum Teil noch besser besucht. „Strange Culture“ (USA 2007, Regie: Lynn Hershman Leeson) dokumentiert das Anti-Terror-Verfahren gegen den amerikanischen Künstler Steve Kurtz (s. Mitteilungen Nr. 202, S. 29). Der Film verbindet dokumentarische Techniken, Interviews mit den Betroffenen und nachgestellte Szenen.

Die Vorbe­rei­tung

Für das Filmfest gibt es einen Zeitplan, wann das Festival in welcher Stadt zu Gast ist. Dieser Plan sollte als erstes über die Bundesgeschäftsstelle abgerufen werden, um zu erfahren, ob und ggf. wann das Festival in der eigenen Stadt vorbeikommt. Wenn die eigene Stadt noch nicht auf dem Festivalplan erscheint: Das ist Eure Chance, das Filmfest zu Euch zu holen – die „Manager“ des Filmfestivals (EYZ Media) freuen sich immer über neue Stationen. Sollte die eigene Stadt bereits eingeplant sein, empfiehlt es sich, schnell den Kontakt zum lokalen Koordinator aufzunehmen.

Die eigentliche Organisationsarbeit für das Filmfest vor Ort liegt in der Hand dieses Koordinators. In Berlin war das beispielsweise die FreiwilligenAgentur Kreuzberg-Friedrichshain. Der lokale Koordinator ist für die wichtigsten Vorbereitungen zuständig: das Kino organisieren, die Filme für die Vorstellungen besorgen, das Festival-Infomaterial besorgen und verteilen (Hilfe ist gerade hier natürlich erwünscht!). In den Händen der Filmpartner – wie der HU – liegt dagegen die konkrete Gestaltung des Abends. „Strange Culture“ wird neben der HU von einer ganzen Reihe bundesweiter Filmpartner präsentiert, mit denen wir häufiger zusammen arbeiten: der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, das Aktionsbündnis Freiheit statt Angst, der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine. Dazu kommen eventuell noch von dieGesellschafter angesprochene lokale Filmpartner, in Berlin war das beispielsweise die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst. Eine Übersicht, wer lokaler Koordinator des Filmfestivals in einer Stadt ist und welche Filmpartner vor Ort ansprechbar sind, ist über EYZ Media oder die Bundesgeschäftsstelle der HU zu erfahren. Diesen Kreis der Filmpartner sollte mensch ansprechen, wenn eine lokale Beteiligung der HU am Filmfestival geplant ist. Für die frühzeitige Absprache empfiehlt sich ein kleines Treffen, bei dem über die Gestaltung der Diskussionsrunde, über interessante Podiumsgäste aus der Region und die Werbung gesprochen werden kann. Bei der Vorbereitung des „Filmabends“ sollte auf ausreichend Vorlaufzeit geachtet werden (gerade vor den Sommer- und Semesterferien), um neben der Tagespresse auch eventuell vorhandene Stadtmagazine, Partei- und Vereinszeitungen in die Werbung einbeziehen zu können, etwa mit einer Reportage über ein „ueber Macht“-Thema und/oder eine Vorstellung der Filme. (Diese Idee konnten wir in Berlin mangels Zeit nicht verwirklichen. Deshalb: Achtet auf den Vorlauf!)

Der Abend und das Podium

Die Beteiligung der HU am Filmfestival sollte natürlich sichtbar sein: Neben der Besetzung des Podiums sollte daher auch ein Infotisch eingeplant werden, mit dem sich die HU den Gästen vorstellt. Ihr solltet frühzeitig klären: Wer übernimmt die Betreuung des Tisches? Der Stand sollte vor und nach dem Film betreut werden, wenn die HUler durch Namensschilder erkennbar sind, umso besser. Und nicht vergessen: Rechtzeitig Infommaterial in der Bundesgeschäftsstelle anfordern, damit diese ausreichend vorhanden sind. (Unter Umständen können die Materialien während des gesamten Festivals im Kino liegen bleiben.)

Und nun zum politischen Kern des Abends, der Podiumsrunde: Deren Gestaltung liegt in den Händen der Filmpartner, also z.B. der HU. dieGesellschafter erwarten lediglich ein ausgewogenes, kontrovers besetzes Podium und eine politische, nicht zu sehr am Einzelfall haften bleibende Diskussion. Für die Berliner Filmrunde hatten wir neben Rosemarie Will einen Vertreter des Landeskriminalamtes, einen Vertreter des Aktionsbündnis Freiheit statt Angst und eine Künstlerin der NGBK, moderiert wurde die Runde von Christian Rath (taz). Aus meiner Sicht war das Berliner Podium zu groß und unterschiedlich besetzt, weshalb nach dem Film fast keine Diskussion stattfand. Meine Empfehlungen sind deshalb:

  • ein kleines Podium, zum Beispiel ein Bürgerrechtler, ein politisch engagierter Künstler, ein Sicherheitspolitiker/ Sicherheitsbeamter
  • Moderator genau auswählen.

Ich denke, am interessantesten ist eine Diskussion, die den Film als Ausgangspunkt für eine Diskussion über die deutschen Verhältnisse nimmt. In Frage kommen etwa:

  • Künstlerische Aufklärung vs. Sicherheitsapparate: Wo endet die Freiheit der Kunst?
  • Praxis der Verdachtsgewinnung dt. Sicherheitsbehörden (z.B. Verfahren gegen Andreij Holm u.a. mutmaßliche Mitglieder der „militanten gruppe“);
  • Veränderungen des Sicherheitsgefühls nach 9/11;
  • Verhältnis Sicherheit zu Freiheit.

In jedem Fall sollte die Diskussion auf dem Podium nicht zu lang sein, damit das Publikum einbezogen werden kann. Als zeitlicher Rahmen empfiehlt sich für die Diskussion etwa 30-45 Minuten einzuplanen. Mit dem Film, den Festivaltrailern und der Begrüßung ergibt das ungefähr zwei Stunden – für eine Abendveranstaltung schon ziemlich lang. Wichtig ist, mit der Diskussion sofort nach dem Film zu beginnen, damit das Publikum nicht in gewohnter Manier aus dem Kino flüchtet und dann niemand mehr für die Diskussion da ist.

Die Nachbe­rei­tung

Obwohl wir es nicht geschafft haben (naja, mit diesem Artikel dann doch) sollte die Veranstaltung auch gemeinsam ausgewertet werden und ein Nachbericht ist für all jene, die nicht dabei sein konnten, auch schön. Daher denkt frühzeitig an Fotoapparate, Mikrofone und Notizblöcke.

Axel Bussmer
Landesvorstand HU Berlin-Brandenburg

Informationen/Kontakte:
EYZ Media:
office@eyzmedia.de   
Festivalseite:
www.ueber-macht.de

Der aktuelle Spielplan des Filmfestivals und Muster der Werbematerialien können in der Bundesgeschäftsstelle abgerufen werden. Dort ist auch eine Ansichtskopie des Films verfügbar.

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