Beitragsbild Papa Ratzi unerwünscht. Frankfurter Veranstaltung zum Berliner Papstbesuch
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Papa Ratzi unerwünscht. Frankfurter Veran­stal­tung zum Berliner Papstbesuch

11. Oktober 2011
Datum: Dienstag, 11. Oktober 2011

Aus: Mitteilungen Nr. 214 (3/2011), S. 35-36

Papa Ratzi unerwünscht. Frankfurter Veranstaltung zum Berliner Papstbesuch

(PM) Als der Papst vor dem Parlament predigte, demonstrierten Tausende in Berlin gegen den Staatsbesuch der letzten Diktatur in Europa – doch nicht jeder konnte werktags in die Hauptstadt fahren, zur Demonstration „Der Papst kommt“. Die Frankfurter HU bündelte den Protest im Rhein-Main-Gebiet – in bester aufklärerischer Tradition: Peter Menne las aus „Opus Diaboli“ von Karlheinz Deschner. Düster waren die Wahrheiten über das Treiben der Kirche nicht erst seit Gründung ihres Vatikanstaates. Doch Helge Nyncke hellte die Stimmung mit witzig-bissigen Satiren auf. Gekonnt persiflierte er die karnevalesken Kostümierung des Papstes: Helge Nyncke trat mit weißem Umhang und aus alter Baseball-Mütze ausgeschnittenem rundem Käppi auf. Frankfurts Club Voltaire war gut besucht, manche Gäste sogar aus Frankreich, Duisburg oder Weilburg angereist, um kirchenkritische Texte von den beiden zu hören.

Bevor Peter Menne mit Deschner einen Streifzug durch die neuere Geschichte – die Nazi-Geschichte, mit der der Vatikan sehr verbunden ist – unternahm, stellte Helge Nyncke dessen Staatschef vor – im Originaltext: „Das Dilemma der Gleichzeitigkeit von Glaube und Geschichte“ besteht für Papst Ratzinger darin, dass man entweder versucht, „Christologie auf der Ebene des Historischen zu beweisen“, oder sich dazu entschließt, sie „schlicht auf das Belegbare zu reduzieren“, oder aber, da beide Wege nicht zum Erfolg führen können, „der Historie ganz zu entfliehen und sie als überflüssig für den Glauben hinter sich zu lassen“. Und wenn man sich schon dergestalt flugs des unangenehmen Ballasts der Geschichte, insbesondere der Kriminalgeschichte des Christentums entledigt hat, fällt es umso leichter, Sätze zu formulieren wie den, dass „da, wo Gott den Menschen außer Sichtweite gerät, auch der Friede verfällt und die Gewalt mit vorher ungeahnten Grausamkeiten überhandnimmt“.

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