Bericht über die Lage im Bildungswerk der Humanistischen Union Bayern e.V.
Mitteilungen Nr. 193, S. 24
Anlässlich seiner Sitzung im Dezember letzten Jahres in München hatte der HU-Bundesvorstand auch den Vorstand des bayerischen Bildungswerkes zu einem Treffen eingeladen. Dem Vorstand des Bildungswerkes gehörten damals Friedrich Nolte (Vorsitz), Johannes Glötzner (Stellvertreter) und Ulrich Fuchs an. Der Bundesvorstand verfolgte mit diesem Treffen das Ziel, sich über die Situation des Bildungswerkes, seine Arbeit und Veranstaltungen zu informieren und mit den Aktiven des Bildungswerkes in Kontakt zu kommen. Der Kontakt zwischen HU-Vorstand und Bildungswerk war in den letzten beiden Jahren nur sporadisch. Obwohl das Bildungswerk ein eigenständiger Verein ist, gehört es seiner Entstehung und seinen Protagonisten nach zum engen Umfeld der HU, was sich nicht zuletzt in der Nutzung dieses Namens ausdrückt. Daher verpflichtet die Satzung des Bildungswerkes auch dessen Vorstand, alle Treffen, Protokolle und Beschlüsse sowie die Finanzangelegenheiten gegenüber der HU transparent zu machen; Rosemarie Will wies bei dem Treffen in München nochmals auf diese Verpflichtungen hin.
Herr Nolte, der den Vorsitz des Bildungswerks vor zwei Jahren übernommen hatte, gab zu Beginn des Treffens einen Bericht über die Arbeit des Bildungswerkes. Aus den Finanzübersichten der letzten drei Jahre, die wir anlässlich der Sitzung von Johannes Glötzner erhielten, ging hervor, dass das Bildungswerk seit längerem in eine finanzielle Schieflage geraten ist. Seit Jahren gibt es keinerlei staatliche Zuschüsse zur Bildungsarbeit mehr, die laufenden Aktivitäten konnten nur durch Darlehen seitens einzelner Mitglieder finanziert werden. Daran änderte auch der monatliche Mietzuschuss des HU-Bundesverbandes in Höhe von 76 nichts. Nach dem Treffen, auf dem einige Fragen zur finanziellen Situation des Bildungswerkes (z.B. offene Verbindlichkeiten) sowie zur Arbeit des Vereins (z.B. fehlende Protokolle der Mitgliederversammlungen) offen blieben, forderte der HU-Vorstand Herrn Nolte auf, diese möglichst zeitnah zu klären.
Anfang März wurde der Bundesvorstand durch einen Schriftwechsel darüber informiert, dass Veränderungen hinsichtlich der Räumlichkeiten anstehen, in denen das Büro des Bildungswerks untergebracht ist. Die Eigentümergemeinschaft der Enhuberstraße hatte am 22. Dezember 2005 erhebliche Nachforderungen für Nebenkosten in den Jahren 2004 und 2005 gestellt und für den 1. März 2006 eine Mieterhöhung angekündigt. Angesichts der knappen Finanzlage des Bildungswerkes sah sich Herr Nolte zu einer Kündigung des Mietverhältnisses gezwungen, die laut Schriftwechsel zwischen dem von Herrn Nolte beauftragten Anwalt und den Vertretern der Eigentümergemeinschaft zum 31. März diesen Jahres erfolgen sollte.
Darüber hinaus wurden dem Bundesvorstand nach der Sitzung in München erhebliche Differenzen zwischen den Vorstandsmitgliedern des Bildungswerkes bekannt. Einmal ging es um strittige Eintritte neuer Mitglieder in das Bildungswerk, dann waren Unklarheiten über den finanziellen Zustand des Bildungswerks oder die Einrichtung eines neuen Kontos Anlass für gegenseitiges Misstrauen. Immer wieder forderten die Beteiligten den Bundesvorstand, v.a. in Person von Rosemarie Will, auf, sich zu den vorgetragenen Auseinandersetzungen zu äußern. Sie hat dies aufgrund der lückenhaften Informationen, die sie zu den Streitfragen erreichten, bisher abgelehnt. Gleichwohl der HU-Vorstand dem Bildungswerk gern helfen will, wieder zu einer konstruktiven, bürgerrechtlichen Bildungsarbeit zu kommen, wollte er vorschnelle Parteinahmen in den stark personifizierten Auseinandersetzungen vermeiden. Stattdessen haben Rosemarie Will und die Geschäftsführung seit März diesen Jahres immer wieder auf ein Treffen aller Mitglieder des Bildungswerkes gedrängt, an dem auch Vertreter des Bundesvorstands teilnehmen würden.
Mit Schreiben vom 2. Mai informierte Herr Nolte die HU darüber, dass er angesichts bestehender unerfüllter finanzieller Verbindlichkeiten einen Insolvenzantrag für das Bildungswerk gestellt hat. Zugleich teilte er aufgrund der be-stehenden inhaltlichen Differenzen gegenüber den anderen Vorstandsmitgliedern mit, dass er seine Vorstandsfunktion im Bildungswerk mit sofortiger Wirkung niederlege.
Über den Umfang der bestehenden Verbindlichkeiten war von ihm keine Information zu erhalten. Rosemarie Will hat daraufhin die verbleibenden Vorstände, Johannes Glötzner und Ulrich Fuchs, gebeten, die Gründe des Insolvenzantrags zu prüfen und diesen ggf. zurückzuziehen. Außerdem hat sie die beiden eindringlich aufgerufen, eine Mitgliederversammlung des Bildungswerkes einzuberufen. Wir halten dies für unerlässlich, um die bestehenden Differenzen zu klären, die finanzielle Lage zu sondieren und die mögliche Weiterarbeit des Bildungswerkes zu besprechen. Rosemarie Will hat ihre Bereitschaft erklärt, an diesem Treffen teilzunehmen. Sie wird für alle Fragen der Kooperation mit der Humanistischen Union zur Verfügung stehen.
Nachdem Johannes Glötzner mit Schreiben vom 1. Juni ebenfalls als Vorstandsmitglied des Bildungswerk zurücktrat, ist die Zukunft des Vereins weiter ungewiss. Wir hoffen, dass sich angesichts der prekären Situation möglichst viele aktive Mitglieder des Bildungswerkes Bayern melden, die bereit sind, beim Neuaufbau des Vereins mitzuwirken.
Sven Lüders