Bericht über die Preisverleihung "Aufrechter Gang" am 18.5.2000 in München
Datum: | Donnerstag, 01. Juni 2000 |
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Mitteilung Nr. 170, S. 43
Der Preis „Aufrechter Gang“ wurde zum 11. Mal am 18.5. verliehen. Das Ehepaar Anneliese und Dr. Klaus Lintzmeyer aus Irschenberg wurde zur Anerkennung des Mutes ausgezeichnet, mit dem sie sich gegen die Mißachtung rechtstaatlicher Verfahrensweisen zur Wehr setzten, womit die eng kooperierende CSU-Seilschaften auf lokaler und höchster Regierungsebene die Durchsetzung wirtschaftlicher Einzelinteressen im bayrischen Alpenraum betreiben. Die HU in Bayern hat verfolgt, wie die staatlichen Behörden den legalen Wider-stand gegen die, allen Naturschutzvorgaben widersprechenden Projekte, der Rotwanderschließung und der besonders bekannt gewordenen Errichtung einer McDonalds Autobahnraststätte auf dem Irschenberg, durch Verfahrenstricks mißachtet haben – durch die Beschneidung der Entscheidungsfreiheit der zuständigen Gremien und die vorbeugende Einflußnahme übergeordneter Stellen, bis zur Staatskanzlei. Folglich waren alle Einwände und Petitionen der betroffenen Bürger und verschiedener Verbände erfolglos und auch eine breite Unterstützung durch die lokalen und überregionalen Medien konnte dagegen nichts ausrichten. Der Grund für die Auszeichnung der Preisträger ist ihr Widerstand gegen diese Entmündigung der Bürger. Die Laudatio hielt Herr Steiniger als Geschäftsführer des Bundes Naturschutz in Bayern und die eindrucksvolle Schilderung der Geschichte des mühsamen Widerstandes schlossen die Preisträger mit einem Zitat von Seneca: Nicht weil es schwer ist handeln wir nicht, sondern weil wir nicht handeln wird es schwer. Die landesweit bekannte Musikgruppe „Bayrischer Diatonischer Jodelwahnsinn“ begleitete die Preisver-leihung im überfüllten großen Saal der Schwabinger Seidlvilla mit passenden Nummern und der Abend klang aus in gelöster Stimmung bei Wein und Brot.
Besonders sei noch erwähnt, daß kürzlich ein leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Hans Leyendecker, von den Grünen in NRW einen Preis gleichen Namens für seine Rolle bei der Aufdeckung der Schwarzkontenaffäre der CDU erhielt. Das wurde von der HU-München sehr begrüßt und mit der Wunschvorstellung verbunden, daß Preise für den „Aufrechten Gang“ auch in anderen Bundes-ländern vergeben würden, um dort ebenfalls – wie es in unserer Preisverleihung heißt – „diejenigen zu belohnen, die mit ihrem Beispiel anderen Menschen Mut machen, für ihre eigenen Rechte einzutreten – oder auch für die anderer, die sich selbst nicht helfen können – um so an einer lebendigen politischen Zukunft mit zu arbeiten“. Das ist wohl gerade heute besonders dringend nötig.
Wilhelm T. Hering