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Datenschutz für Einstei­ge­rInnen

Mitteilungen208/20907/2010Seite 37

Mitteilungen Nr. 208/209 (1+2/2010), S. 37

Datenschutz für EinsteigerInnen

Michael Brückner, Andrea Przyklenk:
Kursbuch Datenschutz. Der Ratgeber gegen den Röntgenblick.
Mankau Verlag, Murnau 2009
285 S., 15 €, ISBN 978-3-9383-96-33-9

Der Datenschutz hat sein Nischendasein verlassen. Bemerkbar macht sich dies u.a. daran, dass Datenschutz inzwischen zum Ratgeberthema taugt. Offenbar gibt es einen Markt dafür. Auf diesem will sich das Kursbuch Datenschutz behaupten, dass seine LeserInnen über die „gefährlichsten Datenfallen“ und „die besten Abwehrstrategien“ aufzuklären verspricht. Nach einem düsteren Einstieg inklusive Big-Brother-Szenario behandelt es in sechs Abschnitten die großen Datenschutzsünden: Dem deutschen Staat werden v.a. das BKA-Gesetz, die Vorratsdatenspeicherung, biometrisierte Ausweise und Pässe und die Finanzdatenabfragen angelastet. Die Verbraucher werden vor Rabattsystemen, Gewinnspielen, Onlineplattformnen wie ebay und dem Custom Relationship Management der Firmen gewarnt. Ein Kapitel ist zudem den Gefahren des Internets, allen voran den sozialen Netzwerken gewidmet.

Das Kursbuch will wachrütteln. Es ist weniger Fachlektüre – wer sich mit den angesprochenen Themen schon einmal befasst hat, wird darin wenig Neues entdecken – sondern verschreibt sich ganz der Sensibilisierung für die Risiken eines mangelnden Datenschutzes. Mahnung und Appell sind ihm wichtiger als nüchterne Information. Es bemüht sich um eine sehr verständliche Sprache und gibtdatenschützerische Bedenken pointiert wieder. Leider schleicht sich dabei mancher Fehler im Detail ein (etwa die behauptete Nutzung der Mautdaten für Fahndungszwecke, S. 67). Dennoch bietet das Buch einen guten Einblick in die Geschichte des Privacy-Gedankens (Warren/Brandeis 1890) und klärt über grundlegende Rechtsansprüche der Bürger und Konsumenten auf. In systematischer Hinsicht fehlt im leider eine Übersicht der Grundprinzipien des Datenschutzes. Was es etwa mit Zweckbindungen oder Löschfristen auf sich hat, wird nicht verraten.

Dafür bemühen sich die Autoren, der analytischen Sicht auf die Datenschutzrisiken jeweils sinnvolle Handlungsempfehlungen für ihre LeserInnen zur Seite zu stellen. An vorderster Stelle steht bei ihnen immer wieder die Selbstbeschränkung und die Datenaskese – was allerdings den Anreiz für Datenschutz-Einsteiger mindern dürfte. Daneben empfehlen die AutorInnen die Nutzung von datenschutzfreundlichen Techniken (etwa Anoymisierungsdienste), Medienkompetenztrainings zum bewussteren Umgang mit den verschiedenen Medien und – man höre und staune – das Engagement in Bürgerrechtsorganisation wie der Humanistischen Union. So viel Werbung für die HU wie in diesem Buch war schon lange nicht mehr, immer wieder wird sie als Sachverständige zitiert. Ob allerdings LeserInnen, die bisher wenig Berührungen mit Datenschutzfragen hatten, an deren rechtspolitischer Arbeit Gefallen finden, mag dahingestellt bleiben.

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