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Chancenlos, rechtlos und ausge­lie­fert? Tagung zu aktuellen Problemen des Straf­voll­zugs am 17./18. September 2010 in Bremen

Mitteilungen208/20907/2010Seite 26

Mitteilungen Nr. 208/209 (1+2/2010), S. 26

Freiheitsentzug ist der intensivste Eingriff in Grundrechte, der dem Staat zur Verfügung steht. Er wirkt weit über die Zeit des eigentlichen Vollzuges einer Freiheitsstrafe oder einer Sicherungsverwahrung hinaus. Dementsprechend sind Ziele und Ausgestaltung des Strafvollzugs, die Beachtung und Umsetzung von Bürgerrechten im Strafvollzug sowie die Chancen von Inhaftierten nach ihrer Entlassung von grundlegender Bedeutung. Derzeit besteht ein breites Bedürfnis, über offenkundig bestehende Probleme zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen. Dabei geht es z.B. um die Ungleichbehandlung von Gefangenen vor allem nach der Föderalismusreform, die den Bundesländern die Gesetzgebungskompetenz für den Bereich des Strafvollzuges zugewiesen hat. Es geht um die Auswirkungen des Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, der Teile der deutschen Regelung zur Sicherungsverwahrung für nicht vereinbar mit der Europäischen Konvention für Menschenrechte erklärt hatte. Und es geht um die täglich präsente Gewalt, der Gefangene ausgesetzt sind.

Die Fachtagung beschäftigt sich mit neueren Entwicklungen im Strafvollzug aus theoretischer und praktischer Sicht. In drei Blöcken wird es um die „Exklusion des Anderen“, „Bürgerrechte im Strafvollzug“ und „Gewalt im Strafvollzug“ gehen. Diese grundsätzlichen Zugänge werden durch jeweils zwei ReferentInnen sowie eine anschließende Diskussion mit weiteren ExpertInnen auf handhabbare Fragen konkretisiert.

Tagungsort & Anmeldung

Die Tagung findet an der Universität Bremen statt: Hörsaalgebäude GW1HS, Universitätsallee, 28359 Bremen.
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei möglich. Es wwird um eine vorherige Anmeldung gebeten, im Internet unter www.humanistische-union.de/shortcuts/anmeldung/, per Fax 030 / 204 502 57 oder E-Mail service@humanistische-union.de.

Programm

Freitag, 17. September 2010

17.00 Uhr   Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Rosemarie Will, Bundesvorsitzende der HU

Strafvollzug in Deutschland im Jahre 2010 – eine Bestandsaufnahme
Dr. Jens Puschke, Bundesvorstand der HU

anschließend Diskussion im Plenum

18.45 Uhr   Exklusion des Anderen

Braucht unsere Gesellschaft Strafe? Welche Alternativen gibt es im
Vergleich zum deutschen Strafvollzugssystem?
Prof. Dr. Gaby Temme, Polizeiakademie Niedersachsen

Exklusion durch Strafvollzug über das Wegsperren hinaus
Klaus Jünschke, Kölner Appell gegen Rassismus

anschließend Diskussion auf dem Podium

gegen 20.30 Uhr  Empfang

Samstag, 18. September 2010

9.00 Uhr   Bürgerrechte im Strafvollzug
Humanismus und Strafvollzug
Prof. Dr. Johannes Feest, Strafvollzugsarchiv an der Universität Bremen 

Schutz der Bürger- und Menschenrechte im Strafvollzug
Dr. h. c. Harald Preusker, ehem. Sächsisches Staatsministerium der Justiz

anschließend Diskussion auf dem Podium

10.45 Uhr   Kaffeepause

11.15 Uhr   Gewalt im Strafvollzug

Totale Institution. Gewalt im Strafvollzug als inhärente Gegebenheit
Jochen Goerdeler, Staatsanwaltschaft Itzehoe

Zum Umgang mit Gewalttätern im Strafvollzug
Dr. Ingke Goeckenjan, Universität Osnabrück

anschließend Diskussion auf dem Podium

13.00 Uhr   Ergebnisse der Tagung und Ausblick

Ende der Tagung gegen 14.00 Uhr

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