Bürgerrechte im World Wide Web
Bericht über den geplanten Ausbau des HU-Internetangebotes
Mitteilungen Nr. 190, S.22-23
Vor gut drei Jahren hat die Humanistische Union eine neue Internetpräsenz erhalten. Von einem neuen System versprach man sich mehr Aktualität für die Webseiten der HU. Die Gestaltung und Pflege des Webauftritts sollte nicht mehr von (einem) Dritten abhängig sein, sondern von der Geschäftsstelle bzw. anderen Interessierten gepflegt werden so die Überlegungen im Jahr 2003. Eine Webgruppe der HU entschied sich dann zusammen mit der Bundesgeschäftsführung für das Content-Management-System (CMS) PostNuke und gestaltete die neue Homepage der HU.
Bestandsaufnahme
Die Inhalte wurden im Vergleich zum vorherigen Stadium erheblich erweitert: Neben den aktuellen Pressemitteilungen enthält die Homepage seitdem einen Terminkalender und einen Bereich für verbandsinterne Dokumentationen bzw. ein Forum. Dennoch müssen wir heute konstatieren, dass viele Erwartungen leider nicht erfüllt wurden. Die Aktualität der Bundeshomepage lässt in manchen Bereichen zu wünschen übrig, der Veranstaltungskalender weist nur vereinzelte Daten auf; von einem Bürgerrechtsportal, welches auch die Geschichte unseres Verbandes wiedergibt, sind wir weit entfernt. Die eigentliche Misere bzw. Ursache dafür ist wohl darin zu sehen, dass die Pflege der Homepage lange Zeit ein Ein-Mann-Projekt war. Neben der Betreuung in technischen Fragen durch Oliver Pape war es allein Sebastian Schiek, der in zahlreichen Abendstunden die Seiten gepflegt hat – dafür möchte ich ihm noch einmal ausdrücklich danken. Nun hat sich das Bild im letzten Jahr etwas gewandelt und die Geschäftsführung zunehmend die Pflege der neuen Inhalte übernommen insgesamt aber blieb diese Arbeit an unserer Außendarstellung auf zu wenige Personen verteilt. Das hat aus meiner Sicht zwei Gründe: Einerseits wurde die Bedeutung der Homepage für die Verbandsarbeit lange Zeit unterschätzt und entsprechend wenig unternommen, um mehr Helfer/innen für dieses Projekt zu gewinnen. Hinzu kommt, dass sich das bisherige System als wenig komfortabel in seiner Bedienung erwiesen hat, was die Hemmschwelle für diejenigen, welche vielleicht mitarbeiten würden, zusätzlich anhebt. So handelt es sich bei PostNuke zwar um ein CMS, das eine dezentrale Pflege der Webinhalte erlaubt. Allerdings lässt PostNuke einen wesentlichen Vorteil solcher Systeme die Eingabe von neuen Artikeln ohne HTML-Kenntnisse (sog. RichTextEditing) vermissen. Alle Texte müssen mit HTML-Auszeichnungen eingegeben werden. Außerdem ist die Bearbeitung vorhandener Artikel recht umständlich und wird durch Fehler des Programms erschwert. Einige Funktionen wie der bereits angesprochene Terminkalender oder das als Dokumentablage genutzte interne Forum ließen sich mit dem gewählten System nicht umsetzen und wurden durch andere Programme umgesetzt, was die Pflege zusätzlich verkompliziert.
Technik ist das eine…
Aufgrund seiner leidlichen Erfahrungen mit dem bisherigen System hat Sebastian Schiek vor längerer Zeit den Wechsel auf ein neues Content-Management-System angeregt. Nach einigen Recherchen haben wir uns auf zwei Systeme konzentriert, die als Open-Source-Software (d.h. ohne Lizenzkosten) erhältlich sind und viele unserer Anforderungen an Bedienbarkeit und Funktionsumfang erfüllen. Es handelt sich dabei um Plone und Typo3. Beide haben wir uns in Testumgebungen angeschaut und Erfahrungen von anderen AnwenderInnen eingeholt. Die Entscheidung, welches der beiden Systeme letztlich zum Einsatz kommt, wird auch davon abhängen, welches für die von uns gewünschten Funktionen besser geeignet ist. Wir haben derzeit einen Anforderungskatalog ausgearbeitet, der unter anderem folgende neuen bzw. erweiterten Funktionen vorsieht:
– Wir wollen verstärkt Formulare einsetzen, mit denen Besucher unserer Seiten Informationsmaterial und Print-Publikationen (auch kostenpflichtige) bestellen können. Außerdem soll es die Möglichkeit zum Online-Spenden sowie eine elektronsche Beitrittserklärung geben. Alle Formulare werden aus Sicherheitsgründen mit einem Zertifikat über eine verschlüsselte Verbindung angeboten.
– Die Inhalte unseres Webangebotes sollen durch eine erweiterte Suchfunktion besser recherchierbar werden: Im bisherigen System werden die Texte eingebetteter Dateien (Word-/pdf-Dokumente) nicht von der Suche erfasst.
– Wir erwarten eine Unterstützung bei der Internationalisierung unserer Webseiten, um zumindest einige Inhalte in verschiedenen Sprachen anbieten zu können.
– Wir möchten eine verbesserte Zuordnung von Artikeln zu mehreren Kategorien erreichen, damit beispielsweise Pressemitteilungen nicht nur im News-Bereich, sondern auch in den passenden thematischen Abschnitten zu finden sind.
– Wir möchten eine übersichtlichere Darstellung der vorhandenen Artikel in den einzelnen Themenbereichen.
… Organisation das andere
Es wäre illusorisch zu glauben, mit einer neuen Software allein ließe sich der Zustand unserer Homepage verbessern. Deshalb begreife ich den sich jetzt abzeichnenden Umstieg als eine Chance, um eine neue Arbeitsgrundlage, eine solidere Organisation für die Pflege unserer Homepage zu schaffen. Gemeinsam mit Sebastian Schiek und Christoph Bruch, die sich sehr für den Ausbau unseres Webangebots engagiert haben, schlage ich daher folgende Initiativen vor:
Redaktionsteam: Es soll künftig ein erweitertes Redaktionsteam geben, welches die Gestaltung bestimmter Bereiche der Homepage übernimmt. Wer sich also in besonderer Weise für einen bestimmten Themenbereich der HU interessiert (das können aktuelle Themen, aber auch die Geschichte des Verbandes sein), kann sich hier aktiv einbringen, um dies in der Außendarstellung der HU stärker sichtbar zu machen. Mit dem neuen System soll es möglich sein, ohne besondere Webkenntnisse neue Beiträge zu entwerfen. Wer über grundlegende Erfahrungen in der Arbeit mit Textverarbeitungsprogrammen verfügt, kann nach einer kurzen Schulung auch ein modernes Content-Management-System bedienen. Erste Interessenten für die Mitarbeit gibt es bereits, weitere Online-RedakteurInnen sind herzlich eingeladen (s. Anzeige).
Ressortverantwortung: Der neue Bundesvorstand hat auf seiner ersten Sitzung eine Aufteilung der Arbeitsgebiete vorgenommen. Mittelfristig besteht das Ziel, dass die Vorstandsmitglieder selbständig das Webangebot für ihr Arbeitsgebiet pflegen.
Regionalisierung: In dem neuen System sollen bereits bestehende regionale Webangebote eingebunden werden. Der Regionalverband München-Südbayern und der Berliner Landesverband haben sich bereits dazu entschlossen, ihre Inhalte künftig im neuen System des Bundesverbandes zu pflegen. Andere Orts- und Regionalverbände, die bisher vielleicht keine Seiten hatten, weil sie den Aufwand fürchteten, sind herzlich eingeladen, sich am neuen Webangebot zu beteiligen oder ihre bestehenden Seiten zu integrieren. Dies bietet den Regionalgruppen zahlreiche Vorteile: Sie können ein Webangebot mit einem leistungsfähigen, aber übersichtlich zu bedienenden System aufbauen (und damit die ehrenamtliche Pflege ihrer Seite durch eine einzige Person vermeiden); sie brauchen sich nicht um die Einrichtung und Wartung des Systems zu kümmern; sie können das (dann überarbeitete) gemeinsame Design des HU-Webauftrittes nutzen und so die Erkennbarkeit ihrer Seiten steigern; und nicht zuletzt profitieren auch die Regionalseiten von der Vertiefung des inhaltlichen Angebots, die mit der Anbindung an die Seiten des Bundesverbandes einhergeht.
Zeit und Geld
Auch wenn die in Frage kommenden Softwaresysteme keine Lizenzkosten erfordern, werden die mit dem Wechsel notwendigen Arbeiten Kosten verursachen. Zum einen muss die Software auf dem Webserver installiert und an unsere Anforderungen angepasst werden. Außerdem sind das Design der neuen Seite anzulegen und die Inhalte unseres bisherigen Angebots in das neue System zu übertragen.
Nachdem die Auswahl des geeigneten Systems weitgehend abgeschlossen ist, laufen die Vorbereitungen für den Umstieg auf Hochtouren. Bis Oktober wird ein bereits vorliegender Anforderungskatalog verfeinert, in dem wir unsere Erwartungen an das neue Softwaresystem formulieren. Zugleich laufen mit verschiedenen Anbietern die Verhandlungen über deren Angebote für die Umstellungsarbeiten. Auf der Vorstandssitzung im Oktober wird dann die Entscheidung über den Auftrag für die Umstellungsarbeiten fallen. Der Start der neuen Seite ist nach den bisherigen Planungen für Anfang 2006 zu erwarten.