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Ein Orden für den Bürger­rechtler!

Mitteilungen19008/2005Seite 18

Glückwunsch zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Franz-Josef Hanke

Mitteilungen Nr. 190, S.18

Die Mitteilung des Marburger Oberbürgermeisters flatterte während des Sommerloches ins Haus: „Der Bundespräsident hat in Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen Verdienst[e] Herrn Franz-Josef Hanke … das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.“ Zur Überreichung des Preises am 8. September im Historischen Saal des Marburger Rathauses wurde sehr herzlich eingeladen.

Trotzdem, oder besser: weil solchen Auszeichnungen etwas Zweifelhaftes anhängt, möchten wir Franz-Josef Hanke aus diesem Anlass ganz ausdrücklich für sein jahrelanges Engagement in der Humanistischen Union danken. Seine Arbeit ist untrennbar mit dem Marburger Ortsverband verbunden. Seit nunmehr 18 Jahren hat er dessen Vorsitz inne. Von 1999 bis 2001 war er zudem im Bundesvorstand der HU, wobei er die Funktion des Pressesprechers übernahm, seit 2002 ist er Sprecher des hessischen Landesverbandes. Aufmerksamen Leserinnen und Lesern wird er bekannt sein: In den letzten Jahren hat sich Franz-Josef Hanke um den Diskussionsteil dieser Zeitschrift gekümmert.

Das Spektrum der Themen, mit denen sich Franz-Josef Hanke auseinandergesetzt hat, ist an manchen Stellen breiter als das der Humanistischen Union: Zwischen 1983 und 1987 engagierte er sich in der von ihm mitbegründeten „Marburger Initiative gegen den Überwachungsstaat“. Von ihr gingen zahlreiche Aktionen gegen die Volkszählung aus.

Schon damals glänzten die Marburger durch ihr konkretes Engagement. Sie beschränkten sich nicht auf papierne Argumente, sondern trugen ihr Anliegen auch auf die Straßen und Plätze. In den Jahren 1988/89 widmete Franz-Josef sich im Rahmen der Gruppe FRA-GEN den neu aufkommenden Problemen der angewandten Gentechnik, später engagierte er sich in der Marburger Friedensinitiative „Nein zum Krieg“.

Als Journalist steht Franz-Josef Hanke stets für eine verständliche Sprache gegenüber denen, die wir für unsere Arbeit gewinnen wollen. Sein großer Vorteil ist es, dass er auf die Sichtweisen anderer einzugehen weiß. So verwundert es auch nicht, dass unter seiner Obhut in Marburg eine aktive Gruppe zusammengefunden hat, die sich in regionale wie deutschlandweite Diskussionen einbringt und offen für Leute ist, deren Probleme auf den ersten Blick vielleicht nicht in den klassischen Kanon der Bürgerrechtsarbeit fallen. Entsprechend vielstimmig fallen die Stellungnahmen und Aktionen aus, von denen wir immer wieder aus Marburg hören: Neben dem großen Engagement für die sozialen Bürgerrechte protestieren sie auch, wenn Losungen der Waffen-SS historisch relativiert werden, wenn in Marburg und Umgebung öffentliche Kliniken privatisiert werden, um damit Haushaltslöcher zu stopfen, oder das Jugendamt unsinnige Sorgerechtsentscheidungen trifft.

Bleibt uns nur, den Marburgern zu ihrem aktivsten Mitglied zu gratulieren und zu hoffen, dass Franz-Josef Hanke auch weiterhin so viel Zeit und Geduld für eine lebendige Bürgerrechtsarbeit aufbringt wie bisher.

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