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Freiheit für Fernseh-­Sa­tire!

18. April 2006

Für eine unzensierte Ausstrahlung der Fernseh-Serie „Popetown“ hat sich der HU-Ortsverband Marburg am Dienstag (18. April) ausgesprochen. Damit wendet sich die mittelhessische Regionalgliederung der Humanistischen Union (HU) gegen Versuche, die geplante Ausstrahlung der Serie im privaten

 
Fernseh-Sender NTV zu verhindern.

Für eine unzensierte Ausstrahlung der Fernseh-Serie „Popetown“ hat sich der HU-Ortsverband Marburg am Dienstag (18. April) ausgesprochen. Damit wendet sich die mittelhessische Regionalgliederung der Humanistischen Union (HU) gegen Versuche, die geplante Ausstrahlung der Serie im privaten

Fernseh-Sender NTV zu verhindern.

In einem persönlichen Schreiben hatte Dragan Pavlovic die Geschäftsführung des Berliner Senders aufgefordert, sich den Versuchen einer Zensur durch katholische Kreise nicht zu beugen. Nach allem, was über die Serie bisher bekannt ist, attackiert sie seiner Ansicht nach keineswegs christliche Glaubens-Überzeugungen. Vielmehr karikiert sie nach Auffassung des Zweiten Vorsitzenden des HU-Ortsverbands Marburg kirchliche Strukturen. Doch selbst Kritik an religiösen Inhalten wäre vom Grundrecht auf Freie Meinungsäußerung gedeckt.

Im Protest der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz gegen „Popetown“ sieht Pavlovic den Versuch einer Unterdrückung missliebiger Kirchen-Kritik. „Das erinnert fatal an den Vorwurf der Majestätsbeleidigung in vordemokratischen Staaten“, bemerkte Pavlovic. Gerade die Mächtigen müssten in einer demokratischen Gesellschaft Kritik und Satire ertragen. „Religionsgemeinschaften genießen keinen besonderen Schutz vor Kritik“, stellte Pavlovic klar. Auch sie müssten sich der demokratischen Auseinandersetzung stellen.

Das sei Anfang März auch das Ergebnis einer Podiumsdiskussion des HU-Ortsverbands Marburg zum „Karikaturen-Streit“ gewesen. Die Verweigerung einer Auseinandersetzung über Kritik deute auf fundamentalistische Eiferer hin. „Ich hätte nie geglaubt, dass wir nur zweieinhalb Monate nach unserer Diskussionsveranstaltung schon wieder mit dem Thema zu tun haben würden“, erklärte Pavlovic erstaunt. Noch mehr verblüfft ihn, dass jetzt Politiker die Zensur-Bestrebungen unterstützen, die sich beim „Karikaturen-Streit“ noch für die uneingeschränkte Meinungsfreiheit stark gemacht haben.

Bemerkenswert findet der HU-Sprecher die Tatsache, dass die Verbotsforderung sowohl bei den Mohammed-Karikaturen wie auch bei „Popetown“ von Leuten erhoben wurde, die das Objekt ihrer Kritik kaum kennen können. Schließlich ist bislang nur ein Trailer für die Fernseh-Serie zu sehen gewesen. Deswegen forderte Pavlovic abschließend, dass die Menschen auch in Deutschland Gelegenheit erhalten sollten, sich selbst ein Urteil über „Popetown“ zu bilden.

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