Vorwort
Aus: ders. (Hrsg.), Strafvollzug in Deutschland. Strukturelle Defizite, Reformbedarf und Alternativen, S. 5
Der Alltag im deutschen Strafvollzug und im Vollzug anderer freiheitsentziehender Maßnahmen ist nur selten Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Obwohl ca. 80.000 Personen unmittelbar und noch weit mehr mittelbar von den Auswirkungen einer straftatbedingten Freiheitsentziehung betroffen sind, werden in den Medien nur einzelne, spektakuläre Fälle thematisiert, die mit der alltäglichen Vollzugswirklichkeit selten etwas gemein haben. Gerade diese Vollzugswirklichkeit und die ihr zugrundeliegenden gesellschaftlichen, rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sind jedoch der Gradmesser für einen menschenwürdigen, rechtsstaatlichen und sinnstiftenden Umgang mit Inhaftierten.
Die Humanistische Union, die älteste deutsche Bürgerrechtsvereinigung, nimmt sich seit ihrer Gründung vor 50 Jahren des Themas Strafvollzug in rechtlicher wie in tatsächlicher Hinsicht an. Der vorliegende Band ist aus einer Tagung der Humanistischen Union in Bremen im September 2010 hervorgegangen, bei der über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Praktikerinnen und Praktiker über drängende Probleme im Zusammenhang mit dem deutschen Strafvollzugssystem diskutierten.
Die Beiträge, die Eingang in diesen Band gefunden haben, weisen vielfältige Zugänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie Zustände und Entwicklungen beim Umgang mit Gefangenen detailliert analysieren und Schlussfolgerungen präsentieren, wie erkannte Fehlentwicklungen korrigiert und Mängel beseitigt werden könnten.
Die Humanistische Union und ich möchten uns bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung bedanken, die sich der mühsamen Aufgabe stellen, durch ihre Tätigkeit Missstände aufzudecken, abzumildern und zu beseitigen und die im Austausch mit anderen ihre Erfahrungen weitergeben und selbst neue Impulse aufnehmen. Unser Dank gilt des Weiteren der Holtfort-Stiftung für die finanzielle Unterstützung der Tagung.
Ganz besonders möchte ich mich bei Professor Johannes Feest bedanken, ohne dessen Hilfe die Tagung so nicht hätte stattfinden können. Auch der Geschäftsführerin der Humanistischen Union Martina Kant und dem Geschäftsführer Sven Lüders spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus für ihre intensive Mitgestaltung bei der Vor- und Nachbereitung der Tagung. Zu guter Letzt gilt mein Dank Professor Ulrich Eisenberg und den Autorinnen und Autoren dieses Bandes.
Freiburg, im Februar 2011 Jens Puschke