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Vorge­stellt: Das Bildungs­werk der Humanis­ti­schen Union NRW

Mitteilungen19203/2006Seite 20-21

Mitteilungen Nr. 192, S.20-21

Ältere HU-Mitglieder werden dieser Vorstellung nicht bedürfen, aber nach längerer Zeit wollen wir einmal wieder einen etwas ausführlicheren Einblick in unsere Lage und Arbeit geben.

1971 gründeten Mitglieder der Humanistischen Union in Essen einen Trägerverein für das Bildungswerk zur Unterstützung ihrer Bildungsaktivitäten. Mitte der 70er Jahre wurde das Bildungswerk als förderungsfähig nach dem damals neu geschaffenen nordrhein-westfälischen Weiterbildungsgesetz anerkannt. Bis 1980 gelang eine schnelle Ausweitung der Bildungsangebote, so dass auch hauptberufliche Mitarbeiter/innen eingestellt werden konnten. Das sind seit 1979 Norbert Reichling und seit 1980 Paul Ciupke. 1993 kam Heidi Behrens dazu. Das Bildungswerk spezialisierte sich alsbald auf die Anliegen der politischen Bildung und wurde daher Partner zunächst der Landeszentrale für politische Bildung und ab Mitte der 90er Jahre auch der Bundeszentrale für politische Bildung. Damit ist eine besondere Förderung verbunden (die aber im Falle der Bundeszentrale recht schmal ausfällt).

Aus dem Verein „Bildungswerk der Humanistischen Union“ heraus wurde als zweite Einrichtung eine wissenschaftlich-pädagogische Arbeitsstelle entwickelt, die nun seit acht Jahren aktiv ist. Deren Arbeitsschwerpunkte sind Bildungsgeschichte, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der SED-Herrschaft, das Lernen an besonderen Orten wie Gedenkstätten und Museen, das biografische Lernen und die Chancen politischer Bildung in der Einwanderungsgesellschaft. Produkte dieser Aktivitäten sind Sammelbände, fachwissenschaftliche Expertisen, Fachkonferenzen und Fortbildungsveranstaltungen zu Themen und Methoden der politischen Bildung. Die Mitarbeiter/innen des Bildungswerks wirken auch in Redaktionen von Fachzeitschriften und bundesweiten und regionalen Expertenarbeitsgruppen mit.

Koope­ra­ti­onen und Themen

Das Bildungswerk ist ein aktives Mitglied in regional und bundesweit agierenden Fachverbänden, so dem Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB), dem bedeutendsten Fachverband der politischen Bildung, und der Landesarbeitsgemeinschaft für eine andere Weiterbildung NRW (LAAW), die entstanden ist aus dem Zusammenschluss vor allem von Friedens-, Frauen- und Öko-Bildungswerken. Die Zusammenarbeit mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen und Bürgerinitiativen ist bei aller Professionalisierung eine wichtige Säule der Arbeit geblieben.

Die Arbeitsschwerpunkte des Bildungswerks bestehen in Angeboten historisch-politischen Lernens zum Nationalsozialismus aber auch zur SED-Diktatur, in Gedenkstättenfahrten, politischen Städte- und Regionalerkundungen, Studienreisen nach Ostmitteleuropa, Lehrerfortbildungen im Bereich Reformpädagogik und der kritischen Medienbildung. Veranstaltungen zu Bürgerrechtsthemen sind immer wieder geplant worden, kamen aber in den letzten Jahren oftmals mangels Teilnehmerresonanz nicht zustande.

Das Veranstaltungsvolumen beträgt zur Zeit ca. 40 Wochen- und Wochenendseminare und 20 Kurse mit etwa 1200 Teilnehmern im Jahr. Die meisten Veranstaltungen werden natürlich nicht vom hauptberuflichen Team selbst durchgeführt, sondern von nebenberuflich Lehrenden.

Fusion als Antwort auf die schlechten Rahmen­be­din­gungen der Bildungs­a­r­beit

Das herausragende Ereignis im Jahr 2005 bildete die zum Jahresende vollzogene Fusion des Bildungswerks der Humanistischen Union mit dem ebenfalls in Essen tätigen Hannah-Arendt-Bildungswerk. Seit Anfang 2006 arbeiten die beiden Institutionen unter dem Namen Bildungswerk der Humanistischen Union weiter, es gibt neben der Hauptgeschäftsstelle in der Kronprinzenstraße 15 eine Nebenstelle in Essen-Altenessen auf dem Gelände der Zeche Carl, einem soziokulturellen Zentrum. Diese Nebenstelle wird von Katja Schütze als pädagogischer Mitarbeiterin geleitet. Zu den bisherigen Arbeitsschwerpunkten sind insbesondere die Medienbildungskompetenzen des früheren Hannah-Arendt-Bildungswerkes hinzugekommen.

Die Fusion ergab sich als Notwendigkeit aus den Bestimmungen des 1999 novellierten Weiterbildungsgesetzes, das nach einer Übergangszeit von sechs Jahren die Förderung kleinerer Bildungswerke nicht mehr vorsieht und damit eine gesicherte Weiterexistenz des Hannah-Arendt-Bildungswerks unmöglich machte. Schon seit 2004 gibt es bereits eine gut funktionierende Kooperation des Bildungswerks der Humanistischen Union mit dem DGB-Bildungswerk NRW. Diese ebenfalls aus den Zwängen des novellierten Gesetzes resultierende Kooperation wird durch die Fusion nicht tangiert und besteht weiter fort.

Die Aussichten für eine Institution, die immer noch und auch auf Dauer einer öffentlichen Bezuschussung bedarf, können nicht blendend sein: Unsere Landeszuschüsse sind in den letzten Jahren bereits um 15 Prozent gekürzt worden und werden wohl weiter schrumpfen. Mit diesem Schwund finanzieller Ressourcen geht leider eine Verschärfung der Anforderungen einher (Qualitätsmanagement, Statistik, Berichtswesen, Akquise und Durchführung von vielen Einzelprojekten usf.). Wir haben durch unsere Flexibilität und durch Personalabbau bzw. Gehaltsverzicht dennoch überleben können und sind auch weiterhin nicht resigniert: Das Bildungswerk hat noch viel vor!

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