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Ein Polizist als Bundes­vor­sit­zender der HU ?

Mitteilungen18208/2003Seite 1

Mitteilungen Nr. 182, S.1

Seit 16 Jahren bin ich Mitglied des Bundesvorstandes der HUMANISTISCHEN UNION (nachdem ich vorher bereits mehrere Jahre als Pressesprecher fungiert hatte), zum ersten Mal vor 8 Jahren haben die Delegierten mich zum Bundesvorsitzenden gewählt. Die Arbeit hat mir meistens Spaß gemacht (sonst hätte ich nicht so lange durchgehalten), aber nach so langer Zeit intensiver ehrenamtlicher Tätigkeit hoffe ich auf das Verständnis der Delegierten, daß ich aufhören möchte. Gleichzeitig wird auch meine langjährige Stellvertreterin, Ingeborg Rürup, sich nicht wieder zur Wahl stellen und Nils Leopold kandidiert nicht wieder für den Bundesvorstand, da er mittlerweile das Amt des Bundesgeschäftsführers übernommen hat.

Da nur zwei meiner Amtsvorgänger ebenso lange Bundesvorsitzende waren wie ich, habe ich schon auf der letzten Delegiertenkonferenz vor zwei Jahren gebeten, Mitglieder in den Bundesvorstand zu wählen, die auch meine Nachfolge im Bundesvorsitz antreten können. Ich bin den Delegierten der letzten Delegiertenkonferenz sehr dankbar, daß sie diesem Wunsch nachgekommen sind. Der gegenwärtig amtierende Bundesvorstand ist in meiner langen aktiven Tätigkeit für die HUMANISTISCHE UNION einer der besten, harmonischsten und effektivsten Bundesvorstände, die ich kennengelernt habe.

In den letzten Jahren sind zwei Uraltthemen der HUMANISTISCHEN UNION verstärkt in das Zentrum ihrer Aktivitäten gerückt – das Verhältnis von Staat und Kirche sowie die Innere Sicherheit. Mit dem ehemaligen Bundesverfassungsrichter Dr. Jürgen Kühling, der die Berliner Gespräche federführend betreut, haben wir einen herausragenden Exponenten für das Thema Staat / Kirche; er wird auch wieder kandidieren. Das Thema Innere Sicherheit ist ebenfalls im gegenwärtigen Bundesvorstand durch mehrere Mitglieder hervorragend vertreten. Von diesen möchte ich Reinhard Mokros der Delegiertenkonferenz als meinen Nachfolger empfehlen; der gesamte Bundesvorstand unterstützt diesen Vorschlag.

Als auf meinen Vorschlag hin der damalige Düsseldorfer Polizeipräsident Hans Lisken 1995 den Fritz-Bauer-Preis erhielt, hat dies manche HU-Mitglieder befremdet. Und doch: Wie unangefochten erscheint heute diese Entscheidung von damals.

So wird es nach meiner festen Überzeugung auch mit Reinhard Mokros sein, wenn die Delegiertenkonferenz ihn zum Bundesvorsitzenden wählt. Er ist Polizeidirektor, war lange in der aktiven Polizei tätig und ist gegenwärtig Dozent an der Fachhochschule der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Er ist Schüler von Hans Lisken und so verwundert es nicht, daß er in vollem Umfang die Positionen der HUMANISTISCHEN UNION im Bereich Innere Sicherheit vertritt. Und wer könnte glaubhafter und überzeugender in der Öffentlichkeit die HU-Positionen in diesem Bereich vertreten als jemand, der die polizeiliche Tätigkeit kennt, dem man nicht entgegenhalten kann, er wisse ja nicht, wie die Praxis aussieht. Gerade das öffentliche Eintreten eines aktiven Polizisten für Bürgerrechte, für Demonstrationsrechte, gegen Lauschangriffe, gegen Telefonüberwachung, gegen geheimdienstliche Tätigkeiten der Polizei und verdeckte Ermittler usw. wird der HUMANISTISCHEN UNION die für unser Anliegen so notwendige öffentliche Resonanz verschaffen.

Eine der wichtigsten Aufgaben eines jeden Vorsitzenden ist es, für die Nachfolge zu sorgen. Ich bin überzeugt, daß ich mit dem Vorschlag, Reinhard Mokros zum Bundesvorsitzenden der ältesten deutschen Bürgerrechtsorganisation zu wählen, meine Aufgabe erfüllt habe, und ich bitte die Delegierten herzlich, diesem Vorschlag zu folgen.

Dr. Till Müller-Heidelberg (Bundesvorsitzender)

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