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Laudatio zur Verleihung des Fritz-­Bau­e­r-­Preises an Dieter Schenk

Mitteilungen18208/2003Seite 8

Mitteilungen Nr. 182, S.8

Als ich die Laudatio für das heutige Fest vorbereitete, habe ich meine Jurastudenten an der Lodzer Universität gefragt, für die Dieter Schenk als Ehrenprofessor bereits seit 5 Jahren Vorträge über die Geschichte des Nationalsozialismus hält: woran liegt es, dass sie alle so gern seine Vorlesungen besuchen und darauf immer wieder mit standing ovations reagieren ? Als Antwort bekam ich zu hören: „Das ist eine strahlende Persönlichkeit“. Dann, ein bisschen eifersüchtig, habe ich weiter gefragt: was strahlt denn aus dem Kollegen Professor Schenk? Und die Studenten haben mir geantwortet: „Die Ehrlichkeit seiner Worte und die Ehrlichkeit der Art und Weise seiner Äußerung.“ Diese Antwort meiner Studenten hat bewirkt, dass ich wieder eine ethische Formel gesucht habe, die ich hiermit gegenüber Dieter Schenk ausdrücken möchte und die er jetzt bestätigt mit seinem Lebenslauf und mit seinem Schaffen.

Diese ethische Formel möchte ich – mit Ihrer, meine Damen und Herren, intellektuellen Teilnahme und Unterstützung formulieren als eine Begründung für den Fritz-Bauer-Preis, welchen, in wenigen Momenten, der Held des heutigen Festes – Dieter Schenk erhalten wird.

Die Analyse seines Lebens und seiner Tätigkeit führt mich zur tiefen Überzeugung, dass es nur eine Formel gibt, die das ganze Schaffen von Dieter Schenk mit seiner Schriftstellerei und mit seiner Tätigkeit enthalten würde, und sie lautet so: der Gegensatz der Liebe ist nicht der Hass, sondern die Gleichgültigkeit. Diese Gleichgültigkeit macht uns Menschen zu bloßen Objekten und deswegen ist die Gleichgültigkeit für Böse schlimmer als Böse in sich selbst.

Die Tätigkeit und das Werk Dieter Schenks bildet ein edelmütiger, konsequenter und moralisch wie faktografisch begründeter Widerstand gegen dieses Übel. Dieter Schenk hat dieses Übel der Gegenwart sowohl in seiner Tätigkeit als Kriminalbeamter, als auch auf den Karten der Nazi-Geschichte als Schriftsteller und Publizist enthüllt und entdeckt. Nicht gleichgültig bleiben und es anderen nicht erlauben, sich zu verstecken hinter einem Gleichgültigkeitsvorhang gegen das Böse sowohl der Gegenwart als auch gegen das Böse der Nazi-Geschichte ist seine Mission. Dieses Böse verfolgt Dieter Schenk mit eine detektivischen Eindringlichkeit, und er benützt dabei die Werkzeuge seiner Forschungswerkstatt mit großer Perfektion. Er verwendet Werkzeuge aus verschiedenen Fachgebieten wie denen der Geschichte, der Psychologie, der Kriminologie, als auch des Rechts und der Ethik.

Die Ergebnisse der Verwendung aller dieser Werkzeuge finden wir in seiner reichen Schriftstellerei.

Seine Ehrlichkeitsausstrahlung, über die jüngere Zuhörer seiner Vorträge an der Lodzer Universität berichtet haben, hat eine Quelle in der Sauberkeit seines Herzens, in der Weise seiner Einfühlung und in seiner Empfindlichkeit. Diese Empfindlichkeit macht aus ihm einen meisterhaften und empathiefähigen Beobachter.

Diese Eigenschaften finden wir in seinen Büchern „Der Wind ist des Teufels Niesen. Die Geschichte eines jungen Zigeuners“ (1992) und „Der weisse Elefant“ (1995).

Diese edelmütigen Eigenschaften seiner Persönlichkeit bestimmten Dieter Schenk als Kriminalbeamter. Er war zwölf Jahre beim Hessischen Landeskriminalamt, überwiegend als Leiter der Rauschgiftzentralstelle, und insgesamt fünf Jahre Leiter einer Kriminalpolizeidienststelle. 1981 wurde er Kriminaldirektor in der Stabstelle Interpol des Bundeskriminalamtes Wiesbaden. Er reiste in über 60 Staaten auf allen Kontinenten, überwiegend aber in die Dritte Welt und in Krisenländer. Das, was er dort erfuhr, erlebte, was die Seiten seiner Seele berührte, finden wir in literarischer Transformation in seinen Büchern „Es geschah vor meinen Augen. Amnesty International Isabels Geschichte“ (1993) und „BKA – Die Reise nach Beirut. Ein politischer Tatsachenroman“ (1995) wiedergegeben.

Zeigend das Böse und seine Opfer studiert Dieter Schenk auch seine Ätiologie. Dabei weist er nicht nur auf seine Mechanismen hin, sondern auch auf die Menschen, die dafür verantwortlich sind nicht nur wegen der unmittelbaren Täterschaft, aber auch wegen der Gleichgültigkeit, was unter anderem das Buch „Tod einer Polizistin. Die Geschichte eines Skandals“ (2000) zeigt.

Für die Bekämpfung der Pathologie in Gesellschaft und Wirtschaft ist es notwendig die vielseitige Natur der Ursachen zu verstehen, wovon das Buch „Wirtschaftsverbrechen. Der innere Feind der freien Marktwirtschaft“ (1992), dessen Mitherausgeber Dieter Schenk ist, handelt.

In seinen Untersuchungen will Dieter Schenk die Handlungsmotive der Menschen, über die er schreibt, kennen lernen. Er sucht ihre Ratio zu egründen, untersucht ihre Denkungsweisen, er ist geduldiger Zuhörer verschiedener Argumente, Rechte und sogar Vertraulichkeiten. Dank dieser Untersuchungsmethode entstand auch sein Buch „Der Chef. Horst Herold und das BKA“ (1998).

Den untersuchten Stand der Dinge beschreibend, stellt Dieter Schenk immer wieder die Frage: Warum geschah es so, wie war das möglich? Suchend nach der Antwort auf diese Frage, untersucht er auch diejenige Vergangenheit, die so viele gerne vergessen möchten. Er verfolgt und weist auf konkrete Personen als Täter hin. Dabei weist er nachdrücklich darauf hin, dass die Tatsache, dass diese Personen sich aller Verantwortung entzogen haben, nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart beeinträchtigt und belastet, sondern auch unsere Zukunft. Diese Einsicht finden wir besonders in seinem Buch mit dem Titel: „Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA“ (2001) dargelegt und entfaltet.

Aus dem ganzen Schaffen von Dieter Schenk erfolgt für den Leser vor allem ein Gedanke: Gleichgültigkeit gegen das Böse, das Böse der Vergangenheit und der Gegenwart macht uns für dieses Böse mitverantwortlich. Niemand kann uns von dieser Verantwortung befreien – nur wir selbst durch unsere eigenen Stellungnahmen im jeweiligen Wertesystem. Aber solche Selbstbestimmung im Wertesystem verpflichtet uns auch zum Ziehen der Konsequenzen im Verhältnis zu uns selber. Dieter Schenk hat den Mut, das alles, was er seinen Lesern übermittelt und das, was er verkündet, auch an sich zu wenden. 1990 beantragte er beim Bundeskriminalamt seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand. Aber dieser Schritt hatte keinen Einfluss auf die Entschlossenheit in der Erfüllung seiner Mission, weil diese Entscheidung Schenks innere Mission ganz offensichtlich bestätigte.

Dieter Schenk, enthüllend das Böse, fühlt sich verantwortlich für das Schicksal der von dem Bösen getroffenen Opfer, und auch für das Schicksal ihrer Angehörigen. Mit seinem Verhalten lehrt er, dass so lange wie es uns nur möglich ist, wir die Pflicht haben, geschehenes Unrecht wieder gut zu machen. Auch uns befreit nicht die Gnade der späten Geburt von der Verpflichtung, das Böse der Vergangenheit mitzuempfinden und moralische Schäden wieder gut zu machen.

Nach der Veröffentlichung des Buches „Die Post von Danzig. Geschichte eines deutschen Justizmords“ (1995), das zur Aufhebung des Unrechtsurteils des deutschen Gerichts gegen die Verteidiger der Polnischen Post geführt hat, beteiligte sich Dieter Schenk mit großem Einsatz an der Entschädigung für lebende Familienmitglieder polnischer Postmänner, die er persönlich kennen gelernt hat und für die er ein Symbol ist – ein Deutscher, der ihren Glauben an den Sinn der Geschichte und an den Sinn von Worten wie „Wahrheit“ und „Gerechtigkeit“ wiederherstellte. Die Einwohner von Danzig wünschten sich, dass er einer von ihnen wird, indem sie ihm vor wenigen Monaten die Ehrenbürgerschaft ihrer Stadt zuerkannt haben. Diese Entscheidung Danziger Bürger ist von großer Bedeutung, weil es sich in Danzig um eine immer noch lebendige Geschichte handelt, die am 1. September 1939 begann und die Dieter Schenk mit seiner Person und mit seinem, in diesen Tagen gerade erscheinenden Jugendbuch „Wie ich Hitler Beine machte. Eine Danziger Polin im Wiederstand“ aufgreift und würdigt.

Wir alle hier Anwesenden haben ein Gefühl für die symbolische Bedeutung, dass Dieter Schenk gerade heute den Fritz-Bauer-Preis erhält, am hundertsten Jahrestag der Geburt des Namenspatrons dieses Preises. Und wie viel diese beiden hervorragenden Persönlichkeiten miteinander verbindet.

Wenn ich in der Hauptkommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen die polnische Nation in Warschau die polnischen Unterlagen der Frankfurter Auschwitzprozesse geforscht habe, konnte ich nicht verstehen, warum erst in der 1. Hälfte der 60er Jahre die deutsche Justiz sich die Mühe gemacht hat, nach Auschwitz-Birkenau zum Lokaltermin zu kommen, um mit eigenen Augen diejenige Realität zu sehen, über die die Anklageschrift gegen die angeklagten Naziverbrecher berichtete. Erst die Erkenntnis der Rolle, die der Staatsanwalt Fritz Bauer in Vorbereitung der Auschwitzprozesse gespielt hat, konnte mir verstehen, dass ohne die führende, edle, moralisch verpflichtende Tätigkeit dieser großen Person, deutsche Richter wahrscheinlich nie nach Auschwitz hinfahren wollten. Die Mission des Lebens von Fritz Bauer hat sich in vielen Fäden der Tätigkeit und des Schaffens von Dieter Schenk fortgesetzt.

Dieter Schenk begnügt sich nicht mit der Enthüllung des Verbrechens, mit seiner präzisen Beschreibung, mit der Identifizierung der Täter. Er stellt die Frage, warurn diese entlarvten Täter nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen worden sind. Er will die Ätiologie der im Namen der nationalsozialistischen Ideologie begangenen Verbrechen zeigen, in allen historischen und politischen Kontexten die Nichtverfolgung der Nazitäter in der Bundesrepublik Deutschland aufzeigen. Solch eine Untersuchung ist auch das Buch mit dem Titel „Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter Forster und die NS-Verbrechen in Danzig-Westpreussen“. Sowohl zu der deutschen als auch zu der polnischen Ausgabe hatte ich die Ehre, das Vorwort zu schreiben. Mit Spannung beobachtete ich die Arbeit des Autors an diesem Buch und vor allem seine Studien zu Forsters Prozess vor dem polnischen Obersten Nationalgerichtshof, von dem der Gauleiter 1948 zur Todesstrafe verurteilt wurde. Der Professor der Lodzer Universität Mieczyslaw Siewierski, der Lehrer meines Lehrers, war der Ankläger in diesem Prozess. Ich stehe in der Tradition beider dieser Juristen. Deshalb war für mich die Beurteilung von Dieter Schenk so wichtig, ob der Prozess, in dem der Staatsanwalt M. Siewierski für die Todesstrafe plädierte, gerecht war, im Sinne des fair trial.

Das war ein fairer Prozess schrieb Dieter Schenk in seinem Buch. Mit tiefer Genugtuung empfand ich diese Feststellung, die ich auch mit zahlreichen anderen polnischen Prozessen verbinde, von denen ich den größten Teil persönlich untersuchte. In diesen Prozessen wurden nach dem Krieg Täter der Naziverbrechen verurteilt – fast fünftausend Deutsche, Österreicher und Volksdeutsche.

In diesem zuletzt genannten Buch schrieb Dieter Schenk jedoch auch, dass der Prozess, in dem 1946 der Bischof von Danzig, Karl Maria Splett, wegen Zusammenarbeit und Unterordnung gegenüber Forster verurteilt wurde, ein stalinistischer Schauprozess war. Auch in diesem Fall hat der Autor Recht mit seiner Beurteilung des Prozesses. Zwar sollte man diesen Prozess als eine Ausnahme in der polnischen Justiz bezeichnen, jedoch die Feststellung von Schenk veranlasste mich zum Suchen nach der heute entsprechenden und notwendigen Lösung dieser Frage.

Dem Helden dieser Laudatio verdanke ich mithin die Anregung, polnische Prozesse der Täter von Naziverbrechen zu untersuchen, um die Antwort auf die Frage zu finden, ob Angeklagten in diesen Prozessen nur für eigene, von ihnen begangene Verbrechen verantwortlich gemacht wurden, ob bestrafende Urteile nicht möglicherweise gegen den Grundsatz der individuellen Verantwortung für begangene Taten verstießen. Ob diese Prozesse womöglich gar mit der gemeinsamen Verantwortung aller vor den polnischen Gerichten stehenden Deutschen belastet waren.

Um die Quelle solcher Gefährlichkeit zu verstehen, muss man an die abschließenden Sätze aus dem Tagebuch von Stephan Ernst erinnern. Das Tagebuch betitelte der Autor „Über den Krieg Großdeutschlands gegen die Juden von Warschau in den Jahren 1939-1943“ und er unterbrach die Beschreibung über das, was er im Warschauer Ghetto erlebte, unter dem Datum 28. Mai 1943 schreibend in den letzten Sätzen: „Wir haben von den Deutschen den Grundsatz gemeinsamer (kollektiver) Verantwortung gelernt (…) sie haben uns wie eine Meute tollwütiger Hunde behandelt und wenn der Tag der Abrechnung kommt, wird es sich zeigen, dass wir fleißige und gelehrige Schüler sind, weil wir verstanden haben, dass jeder Deutsche eine Bestie ist und der Strafe auf Grund des Grundsatzes der gemeinsamen (kollektiven) Verantwortung unterliegt“.

Das erste Werk, herausgegeben 1945, geschrieben vom Professor des Strafrechts der Lodzer Universität Emil Rappaport, hatte einen symbolischen Titel „Das Volk Verbrecher – über die gemeinsame Verantwortung des deutschen Volkes“. In diesem Werk bezeichnete der Autor und begründete umfangreich dogmatische Grundlagen der strafrechtlichen Verantwortung jedes erwachsenen Deutschen für die Beihilfe durch passives Verhalten zu den im Namen des deutschen Volkes begangenen Verbrechen. Das Werk von Rappaport war eines der ersten meiner Lektüren, die ich als Jurastudent gelesen habe. Ich musste alles das, was Dieter Schenk in seinen Büchern schrieb, aufmerksam lesen und lange Gespräche mit dem Autor führen, um das zu verstehen: dass das Unrecht keine Nationalität hat.

Nur die Täter dieser Verbrechen und ihre Opfer haben ihre Nationalität. Aber ein Unrecht an sich selbst hat keine Nationalität. Ich verstehe emotionell das, was Stephan Ernst empfand, ich verstehe auch die dogmatische Argumentation vom Professor Rappaport und ich bin stolz darauf, dass ich von dieser Stelle, als polnischer Staatsanwalt, sagen kann: Dank dem, was Fritz Bauer getan hat, dank dem, was Dieter Schenk geschaffen hat, haben wir alle hier Anwesenden das Gefühl, dass Unrecht einen eigenen und nicht bloß nationalen Inhalt hat, so wie die Gerechtigkeit eine eigene und nicht bloß eine nationale Gestalt hat. Und das bestätigt meine Überzeugung, sowohl die Reaktion der Studenten der Lodzer Universität auf die Vorlesungen von Dieter Schenk als auch die heutige Veranstaltung der Verleihung des Fritz-Bauers-Preises an Ihn. Diesen hervorragenden Personen, sowohl Fritz Bauer als auch Dieter Schenk verdanke ich auch meine eigenen Überzeugungen, die ich wagte und wage, mit Ihnen zu teilen. Dass das Unrecht an sich selbst keine Nationalität hat, ist zu meinem – in meiner Rolle als polnischer Staatsanwalt – Motto geworden und hat eine moralische Verpflichtung geschaffen, Strafverfahren auch in denjenigen Sachen zu führen, in denen Täter der Verbrechen während des Krieges und auch nach dem Krieg Polen waren, und denen sowohl Juden als auch Deutschen zum Opfer gefallen sind.

Dieter Schenk zeigt, welch große Bedrohung für Menschenrechte, für Demokratie und für axiologische Grundsätze des Rechtsstaates die passive Einstellung gegenüber dem Unrecht gerade in den zum Schutz dieser Funktionen berufenen Institutionen, den zum Rechtsschutz der Bürger berufenenen Institutionen wie Polizei, Staatanwaltschaft und Justiz hat. Dieter Schenk deckt diese Mechanismen auf, zeigt gleichzeitig die Eigenschaften und Mentalität der Menschen, die dafür verantwortlich sind, auf und, dass diese Mechanismen auch in einem Staat, der sich selbst als Rechtsstaat bezeichnet, funktionieren.

Er bewahrt davor, dass – wenn ein Vertreter des Rechtsstaates ins Ausland reist, dorthin, wo Unrecht herrscht und Menschenrechte mit Füßen getreten werden, dieser sich selbst mitverantwortlich macht wegen einer passiven Einstellung gegenüber den Mechanismen der Macht, die aus den eigenen Staatsbürgern Opfer von Staatsgewalt werden lassen. Wenn wir eine passive Einstellung gegen Unrecht des Staates hinnehmen, wenn wir gleichgültig gegen das Leiden derjenigen Menschen sind, denen der eigene Staat die Menschen- und Bürgerrechte versagt, dann machen wir uns mitverantwortlich für dieses Unrecht.

Dieter Schenk verkündet, dass wir uns aus dieser Verantwortlichkeit nicht befreien können – sagend: Das ist kein Unrecht unseres Staates. Er bestätigt durch seine Schriftstellerei, Tätigkeit und sein Schaffen ethische Kodexnormen des Rechtsstaatsfunktionärs. Diese Normen sind in Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz gültig. Die Verletzung dieser Normen durch Passivität und Gleichgültigkeit ist genau so schädlich für den Rechtsstaat wie die aktive Unterbrechung der Normen. Diese Passivität gegen Unrecht schafft Möglichkeiten, die zum Anstieg und zur Bestärkung des Unrechts führen. Diese Passivität verursacht eine Atrophie unserer Fähigkeit, die Wege des Bösen zu verstehen. Diese Passivität wird schlimmer als das Böse in sich selbst. Ohne diesen Grundsatz zu verstehen und im bürgerlichen Leben zu verwirklichen, ist es nicht möglich, im Rahmen des Rechtsstaates den Staat der Bürger zu errichten.

Mit dem Fritz-Bauer-Preis für Dieter Schenk verbindet die Humanistische Union mit einem Bogen diese beiden hervorragenden Personen. Ich bedanke mich bei der Humanistischen Union, dass ich als polnischer Staatsanwalt heute neben dem Staatsanwalt Fritz Bauer stehen konnte, begründend in Form dieser Laudatio die Verleihung des Fritz-Bauer-Preises an Dieter Schenk.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

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