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Thema: Humani­sie­rung des Stafvoll­zugs

vorgängevorgänge 6-196904/2019Seite 201
von gh

aus: vorgänge Nr. 6/1969, S. 201

Dieses Heft ist in einer Reihe von Artikeln dem Problem der Reform des Strafvollzugs gewidmet.

Anlaß für diese Schwerpunktsetzung ist die erstmalige Verleihung des Fritz-Bauer-Preises durch die Humanistische Union an Frau Dr. Helga Einsele, Leiterin der Hessischen Straf- und Untersuchungshaftanstalt für Frauen in Frankfurt-Preungesheim und – wegen ihrer jahrzehntelangen Bemühungen um „etwas Besseres als Strafvollzug“ – von Heinemann berufenes Mitglied der Großen Strafvollzugskommission, die eine Vorlage zur Reform des Strafvollzugs erarbeiten soll.

Der Fritz-Bauer-Preis, den die Humanistische Union nach dem plötzlichen Tode ihres Mitbegründers, des Hessischen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer, am 30. Juni 1968 stiftete, wird Helga Einsele am 16. Juli, dem Geburtstag Bauers, im Rahmen einer Veranstaltung in der Frankfurter Frauenstrafanstalt selbst überreicht werden.

Dieses Heft enthält u. a. einen Beitrag von Helga Einsele selbst, in dem sie ihre revolutionierenden Vorstellungen davon, was als Resozialisierungssystem für Gesetzesbrecher anstelle des bisherigen Strafvollzugs treten soll, entwickelt. Aus dem Nachlaß von Fritz Bauer können wir einen Aufsatz „Im Kampf um des Menschen Rechte“ veröffentlichen, der 1955 zwar bereits in einem Sammelband verschiedener Autoren „Wegweiser in der Zeitwende“ im Ernst-Reinhardt-Verlag München/Basel erschienen, aber doch weitgehend unbekannt geblieben ist. Er hat den Vorzug, vielleicht die einzige publizistische Äußerung Bauers zu sein, die seinen Weg zum Vorkämpfer einer Erneuerung, einer Humanisierung des Rechtssystems autobiographisch motiviert. Der Aufsatz erscheint jetzt zusammen mit drei anderen Nachlaßtexten in einem Paperback des Verlags C. F. Müller, Karlsruhe, die – mit einem Vorwort von Prof. Herbert Jäger – unter dem Titel „Vom kommenden Strafrecht“ vereint wurden. Die trotz ihrer Schmalheit bedeutende Broschüre macht begierig auf eine kommende Gesamtausgabe der Schriften Fritz Bauers. Manfred Amend, dem Nachlaßverwalter und Herausgeber des Bändchens, dem C.F. Müller-Verlag und dem Reinhardt-Verlag danken wir für die Abdruckrechte.

Heinz Brakemeier versucht eine kritische Würdigung von Helga Einseles Engagement. Weitere Beiträge zur Sache werden von Birgitta Wolf, Gerhard Deimling, einer Schülergruppe von Amnesty International und der Berliner Arbeitsgruppe Strafvollzug der Humanistischen Union beigesteuert. Die Dokumentation wird in den folgenden Heften fortgesetzt.

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