Beitragsbild Statements der Preistragenden zur Verleihung des Fritz-Bauer-Preises 2023: Rastatt, 14. Oktober 2023
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Statements der Preis­tra­genden zur Verleihung des Fritz-­Bau­e­r-­Preises 2023: Rastatt, 14. Oktober 2023

Dankesrede von Hauke Engels

Sehr geehrte Anwesende,

ich bin Hauke Enge Engels, 19, und ich studiere Medizin.

Erst einmal möchte ich mich von meiner Seite aus dafür bedanken, dass die anderen Beschwerdeführenden und ich diesen Preis entgegen nehmen dürfen.

Außerdem möchte ich mich dafür bedanken, dass der Preis dieses Jahr im Sinne des Klimaschutzes vergeben wurde. Weil die Humanistische Union damit, so wie das BVerfG 2021, dem Klimaschutz die Wichtigkeit zugesteht, die er so dringend nötig hat.

Daher macht mich die Vergabe dieses Preises hoffnungsvoll, nicht in Lethargie zu versinken und nicht Nichts zu tun. Sondern macht mich hoffnungsvoll, dass wir gemeinsam handlungsfähig sind und die Klimakrise bewältigbar ist.

Und nicht zuletzt macht es mir Hoffnung, dass durch ausreichenden Druck von Seiten der Zivilgesellschaft, ausreichenden Druck von Seiten deutscher Gerichte und vielleicht auch eines Tages durch ausreichenden Druck von Seiten der Politik die Zukunft kommender Generationen lebenswert bleibt.

Vielen Dank!

Hauke Engels

Dankesrede von Yi Yi Pruei

Liebe Gäste,

Liebe Mitglieder der Humanistischen Union,

Liebe Mitkläger*innen,

es ist für uns eine große Ehre, diesen Preis zu erhalten. Ich danke Ihnen für die Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit. Es ist ebenso die Arbeit von einigen verstorbenen Kolleg*innen, die mit diesem Preis geehrt wird. Heute denken wir an Sie.

Dieser Preis bedeutet auch viel für die Menschen in Bangladesch, mit denen ich gearbeitet habe. Für die Menschen, die schon jetzt mit der Realität der Klimakrise leben und von Erdrutschen, Überschwemmungen und Dürren betroffen sind. Dieser Preis zeigt, dass ihre Stimmen gehört werden.

Wir sind dankbar für die Unterstützung, die wir international und in Deutschland erhalten haben. Dieser Preis macht diejenigen sichtbar, die schon jetzt unter den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels leiden.

Lassen Sie uns diese Menschen nicht vergessen.

Und lassen Sie uns nicht vergessen, dass die Anstrengungen zur Bekämpfung der Klimakrise noch immer nicht ausreichen.

Lassen Sie uns nicht vergessen, dass wir weiter zusammenarbeiten müssen, um die Regierung in Deutschland und in anderen Ländern davon zu überzeugen, die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten.

Dieser Preis gibt uns die Möglichkeit, über Klimagerechtigkeit zu sprechen. Wir freuen uns, dass das Bundesverfassungsgericht die Bedeutung von Klimagerechtigkeit anerkannt hat und dass die Humanistische Union es mit diesem Preis ebenso tut.

Ich weiß, dass es nicht einfach ist, die Empfänger*innen des Fritz-Bauer-Preises auszuwählen. Wir wollen diese besondere Chance daher nutzen, um auf alle juristischen und gerichtlichen Maßnahmen sowie die innovativen und einzigartigen Ansätze aufmerksam zu machen, die das Streben nach Klimagerechtigkeit vorantreiben. Wir fühlen uns geehrt und sind dankbar, dass die Arbeit von engagierten Bürger*innen inner- und außerhalb Deutschlands anerkannt wird.

Lassen Sie uns weiterhin für Klimagerechtigkeit zusammenstehen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Yi Yi Prue

Dankesrede von Andreas Sanders

Ich freue mich sehr über den Fritz-Bauer-Preis. Ich danke den Mitgliedern und dem Vorstand der Humanistischen Union ganz herzlich für diese Auszeichnung!

„Unbequem und unerschrocken der Gerechtigkeit und Menschlichkeit Geltung verschaffen“, so steht es in der Begründung. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dafür einmal einen Preis bekomme. Die Nachricht darüber war auch erschreckend. Weil sie etwas über den Zustand der Welt sagt. Menschenrechte sollten doch genauso unumstößlich sein wie die grundlegendsten Naturgesetze.

Man sollte meinen, die Menschheit müsste eine natürliche Tendenz haben, sich immer weiter in Richtung globaler Achtung der Menschenrechte, Gerechtigkeit und ausgleichender Fairness zu entwickeln. Den Naturgesetzen nach würde das allen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Aber die Realität sieht anders aus.

Menschen verlieren aufgrund des Handelns anderer Menschen ihre Lebensgrundlage, ihren Lebensraum, sogar das Leben selbst. Auch in der EU und auch innerhalb Deutschlands dreht es sich längst nicht darum, allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Im Gegenteil, die Unterschiede werden dramatisch vergrößert.

Wie kann das sein? Was ist los mit dieser Gesellschaft, mit dieser Politik?

Mit der Vernichtung von Lebensgrundlagen und der Missachtung von Menschenrechten kann man schnell reich werden. Weil es ein Prinzip der Ungleichheit ist. Genau das Gegenteil vom grundlegenden Wirkprinzip der natürlichen Ordnung. Menschengemachte Ordnungen, die von der natürlichen Ordnung abweichen, können nicht nachhaltig sein.

Sich gegen die aus politischem und wirtschaftlichem Handeln resultierenden Menschenrechtsverletzungen zu wehren, mit hohem Engagement zu wehren, ist mit hohem Armutsrisiko verbunden. Ich darf das so sagen, ich spreche aus Erfahrung.

Ich habe jahrelang gekämpft. Ich habe versucht, ein Leben im Ausgleich mit meiner Mitwelt zu leben. Verändert hat sich kaum etwas.

Doch – ich bin wohnungslos geworden, und Ende Oktober 2023 werde ich voraussichtlich obdachlos.

Unbequem und unerschrocken wird es weitergehen.

In Deutschland werden tagtäglich Menschenrechte verletzt. Die Zeit reicht hier nicht, eine Auswahl aufzuzählen (die finden Sie auf meiner Webseiteii). In so einem Land kann man auf Dauer nicht leben. In einem Land, in dem immer wieder neu – inzwischen unverhohlen – die Verfassung gebrochen wird, gehen Menschlichkeit und Frieden verloren. In so einem Land will ich nicht leben.

Darum bitte ich jetzt um Asyl.

Ich richte meine Bitte um Asyl an Menschen, die es noch verstehen, MIT der Natur zu leben. Das werden bevorzugt Menschen selbstverwalteter indigener Gemeinschaften sein. Ich habe selbst weit zurückliegende indigene Wurzeln in Nordamerika.

Sie sollen wissen, ich komme nicht mit materiellem Reichtum. Mir waren und sind Menschen und die Natur, in der wir leben und ohne die wir nicht überleben können, wichtiger als privat angehäuftes Geld.

Wenn mir Asyl angeboten wird und ich in einer Gesellschaft willkommen bin und mit meiner Arbeit ein auskömmliches teilhabendes Leben haben kann, bin ich glücklich.

Das ist in Deutschland, wo ich jetzt noch lebe, nicht so.

Außerdem appelliere ich an die Menschen in Deutschland und die von deutschen Missständen betroffenen Menschen in anderen Ländern: Duldet KEINE Menschenrechtsverletzungen, keine Missstände, keinen Schaden, den ihr durch deutsche Politik oder deutsches Wirtschaftsverhalten erleidet. KLAGT! Bringt jeden einzelnen Fall zur Klage. Am besten so zahlreich, dass die Richter*innen selbst die Legislative und Exekutive auffordern, die zahlreichen Missstände endlich zu beenden!

Andreas Sanders

i Hierbei handelt es sich um eine aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte Version der Dankesrede.

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