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Christen für das gemeinsame Schulfach Ethik

18. Dezember 2008

Aufruf

Aus: Mitteilungen Nr. 203, S. 18

(Red.) In Berlin läuft derzeit die zweite Stufe des Volksbegehrens „Pro Reli“, mit dem eine gleichnamige Initiative den bisher freiwilligen Religionsunterricht zu einem Wahlpflichtfach aufwerten will. Obwohl die Initiative mit dem Slogan „Mehr Wahlfreiheit“ wirbt, geht es ihr jedoch darum, dass sich Schüler künftig zwischen Religions- oder Ethikunterricht entscheiden müssen. Nachdem die beiden christlichen Kirchen „Pro Reli“ massiv unterstützen, melden sich jetzt Christen zu Wort, die sich für den Erhalt des gemeinsamen Ethikunterrichts aussprechen. Wir dokumentieren im Folgenden ihren Aufruf.

Das Volksbegehren „Pro Reli“ erweckt durch die Unterstützung der beiden großen Kirchen und einiger Religionsgemeinschaften den Eindruck, als gäbe es keine guten Gründe für Christinnen und Christen, den Ethikunterricht als gemeinsames Schulfach für alle Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.
Um solchem Eindruck zu wehren, wenden wir uns mit diesem Aufruf an die Öffentlichkeit.

Weil auch wir „der Stadt Bestes suchen“ (Jer. 29, 7), begrüßen wir die mit dem Schuljahr 2006/2007 erfolgte Einführung des Ethikunterrichtes als ordentliches Lehrfach für alle Jugendlichen der 7. bis 10. Klassen in Berlin. Dieser Unterricht bietet Jugendlichen unterschiedlicher religiöser, weltanschaulicher, kultureller und sozialer Herkunft und Prägung die Möglichkeit, über ihre Werte und Lebensvorstellungen miteinander und nicht gegen- oder übereinander zu reden. Sie können gemeinsame Werte entdecken, Respekt gegenüber anderen Positionen einüben und lernen, Unterschiede zu tolerieren. Gemeinsame Werte, Respekt und Toleranz sind für das friedliche Zusammenleben der Menschen in einer multikulturellen und multireligiösen Stadt wie der unseren unverzichtbar.

Religions- und Weltanschauungsunterricht kann in Berlin wie bisher freiwillig von der 1. bis zur 13. Klasse besucht werden; in den Schuljahren 7 bis 10 nun zusätzlich zum Ethikunterricht. Wir halten Freiwilligkeit in der Entscheidung für einen Bekenntnisunterricht für angemessen. Sie dient der Entfaltung einer religiösen oder weltanschaulichen Beheimatung der jungen Menschen.
Wir bedauern, dass die Initiatoren des Volksbegehrens mit der Kampagne „Pro Reli“ den Ethikunterricht als gemeinsames Schulfach abschaffen wollen. Denn das wäre die Folge einer Wahlpflicht zwischen Ethikunterricht und Religions- bzw. Weltanschauungsunterricht. 

Wir sehen in dem Berliner Modell eines gemeinsamen Pflichtfaches Ethik und eines freiwilligen Religions- und Weltanschauungsunterrichts eine auch für andere Bundesländer nachahmenswerte Regelung. Ihre Übernahme würde helfen, dass die öffentliche Schule der Pluralität und den ethischen Herausforderungen unserer Gesellschaft angemessen begegnet. Großbritannien gibt mit dem staatlich verantworteten Pflichtfach zur Einführung in die großen Weltreligionen hierfür ein gutes Beispiel.
Der gemeinsame Ethikunterricht in Berlin ist ein sehr junges Fach, das weiter entwickelt und sorgfältig begleitet werden muss. Wir erwarten deshalb, dass Inhalten und Konzepten für das neue Fach viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.  

Wir rufen die Christen und alle Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserer Stadt und in Deutschland dazu auf, das gemeinsame Berliner Schulfach Ethik zu unterstützen.
Berlin am 2. Dezember 2008

ErstunterzeichnerInnen:
Niederländisch-ökumenische Gemeinde, Berlin – Ökumenisches Netzwerk „Initiative Kirche von unten“ (Ikvu) Bonn – Aktionskreis Halle (AKH) – Studienrätin Ingrid von Bahder – Pfarrerin Almuth Berger – Gerlinde Bernsdorf – Gerd Börner – Prof. Dr. Michael Bongardt – Ursula Broghammer, Halle – Lehrerin Barbara und Dr. Peter Bruger – Bettina und Dr. Jan Diestelmeyer – Monika und Dr. Gregor Doberschütz, Leipzig – Brigitte Draeseke, Magdeburg – Dr. Erika Drees, Stendal – Dr. Eugen Drewermann (Theologe und Psychotherapeut), Paderborn – Enno Ebbert – Antje Eberhardt – Silvia und Prof. Dr. Eugen Eichhorn – Pfarrerin Karin Elmer – Dr. Wernfried Fieber, Halle – Pfarrer Stephan Frielinghaus – Antje und Dr. Klaus Galley – Joachim Garstecki, Magdeburg (Theologe) – Gerlind Gebauer – Kornelia und Josef Göbel (Theologe) – Katharina Göbel – Bernd Göhrig (Theologe), Frankfurt/a.M. – Margret und Klaus Gubener, Bad Freienwalde – Dr. Heidi und Hanns-Uwe Günther, Zöberitz – Dr. Barbara Hähnchen – Herbert Hahn, Worbis – Martin Haesner – Kornelia und Jonas Hellinger – Rudolf Hickel (Theologe) – Helmut Hiller, Dessau – Hildegard Hoffmann (Theologin und Katechetin) – Pfarrer Dr. Willibald Jacob – Barbara Jokiel, Gütersloh – Siegfried Kalski, Halle – Elke Kaminski (Ethiklehrerin) – Elke und Georg Kehrt – Rita Keil – Eva-Maria Kenngott (Fachdidaktikerin LER) – Dr. Erhard Kinzel, Brachstedt – Annemarie und Klaus Körner, Petershagen – Dorothea Körner (Theologin) – Peter Kriesel (Theologe und Pädagoge), Brandenburg – Christian Lange (Theologe) – Pfarrerin Gisela Lattmann-Kieser – Coletta Kromer – Prof. Dr. Jürgen Lott, Bremen (Theologe und Religionspädagoge) – Pfarrer Martin Lotz – Inga Lotz-Bartelsen – Pfarrer Dr. Karl Martin – Anneliese Mikowski (Lehrerin) – Almut Mohrmann – Barbara Mühle – Anne und Karl Moschek (Katechetin/Theologe), Leipzig – Lieselotte Müller (Pädagogin) – Ahmad Ohadi – Norbert Perner, Magdeburg – Irmela und Pfarrer Georg Pfeil – Dr. Ursula Pfender (Pädagogin) – Dr. Reinhard Piechocki, Kasnewitz – Isabelle Pignal (Franz./Deutschlehrerin), Grenoble – Ruth Priese (Theologin) und Prof. Karl-Heinz Priese – Monika Rebitzki – Astasia Regner, Nienburg – Regina Reichert – Ekkard Remoli, Leipzig – Erdmute Remoli – Pfarrerin Marianne Remoli, Wernigerode – Pfarrerin Irmela Richter – Christoph Rinneberg, Wermbach – Renate Romberg – Daniela und Matthias Schebera – Dr. Norbert Schenke, Dresden – Pfarrer Hans Simon – Waldtraut und Dr. Udo Skladny (Theologe) – Marga Schmidt, Groß-Gerau – Prof. Dr. Helmut Schmidt – Pädagogin Charlotte und Prof. Dr. Alf Schönfeld – Christina Schrape – Dr. Angelika Schrem (Psychologin) – Gert Schubert (Schulrat und Religionslehrer) – Pfarrerin Friederike Schulze – Antje Schwarzer – Gerhart Streicher (Theologe), Ilmenau – Christa und Markus Strobl – Pfarrer Willi Verstege, Nienburg – Christa und Dr. Klaus Wazlawik – Fabian Weber – Pfarrer Henning von Wedel – David Wieblitz – Dr. Peter Wilms, Halle – Annemarie und Bernhard Willner (Theologe), Herzberg – Ute und Klaus Winkelmann (Katechetin/Theologe), Herne – Angelika Zilm  

Kategorie: Aufruf, Religion: Schule

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