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Marburger Leuchtfeuer an Rolf Schwendter

Mitteilungen Nr. 201, S. 30/31

Marburger Leuchtfeuer an Rolf Schwendter

(FJH) „Ich bin noch immer unbefriedigt.“ Dieses Lied veröffentlichte Rolf Schwendter 1970 als Antwort auf den Rolling-Stones-Song „I can’t get no Satisfaction“ auf seiner ersten Schallplatte „Lieder zur Kindertrommel“. Bei der Verleihung des „Marburger Leuchtfeuers für Soziale Bürgerrechte“ am 30. Juni 2008 sang der Preisträger seinen Song im Historischen Saal des Marburger Rathauses.
Prof. Dr. Dr. Dr. Rolf Schwendter ist bereits der vierte Träger des Marburger Leuchtfeuers. Mit Schwendter würdigten die Stadt und der HU-Ortsverband Marburg auch 2008 wieder eine herausragende Persönlichkeit. In seiner Begrüßung skizzierte Oberbürgermeister Vaupel die wesentlichen Stationen im bisherigen Leben des Kasseler Devianz-Forschers, Polit-Aktivisten, Autors, Liedermachers, Regisseurs und engagierten Streiters für eine Kultur der Selbstbestimmung und Sozialen Gerechtigkeit. Schwendter sei „ein Aufklärer im besten, klassischen Sinne“, hieß es in der Preisbegründung. „Er ist eine Art intellektueller Zehnkämpfer“, fasste Jury-Sprecher Jürgen Neitzel das vielfältige Wirken des Preisträgers zusammen. Der rote Faden im Gesamtwerk Schwendters sei die gelebte Überzeugung eines Demokraten, der für volle kulturelle, politische und soziale Teilhabe aller Menschen eintritt.
Der Schauspieler Uli Düwert vom „Schnaps- und Poesie-Theater Marburg“ übernahm die Laudatio. Darin hob er Schwendters Einflüsse auf die Anti-Psychiatrie-Bewegung, die Bewegung hin für alternative Betriebe und Ökonomien, für Gesundheitsläden und das Mainzer „Open-Ohr-Festival“ hervor. Einmal mehr wurde deutlich: Schwendter hat in unterschiedlichsten Bereichen nachhaltige Spuren hinterlassen.
Vermutlich werde das Marburger Leuchtfeuer auch weiterhin notwendig bleiben, hatte Oberbürgermeister Vaupel bereits in seiner Begrüßung erklärt. Dieser Prognose schloss sich der Preisträger in seiner Dankesrede an: „Bedauerlicherweise fürchte ich, dass die Vergabe des Marburger Leuchtfeuers noch auf längere Sicht hin erforderlich sein wird. Um die sozialen Bürgerrechte steht es nach wie vor schlecht. Den allermeisten Menschen, sofern sie nicht selbst unmittelbar betroffen sind, erscheinen selbst die Allgemeinen Bürger- und Menschenrechte als zu viel… Entgegen der berühmten Sätze von Voltaire und Rosa Luxemburg besteht ihnen die Meinungsfreiheit zuvörderst für die jeweils eigene Meinung, die Pressefreiheit für das Recht, auf möglichst marktschreierische Weise viel Geld zu verdienen, das Asylrecht für das Ensemble von Maßnahmen, viele Menschen vom jeweiligen Staatsgebiet außen vor zu halten.“
In seiner Dankesrede wies Schwendter darauf hin, dass sich für ihn mit dem Preis in gewisser Hinsicht ein Kreis schließe. Er ermögliche es ihm, seine Dankesschuld an die Humanistische Union abzutragen: „Als ich vor einigen Jahrzehnten noch ein jüngerer Mensch war, waren es nicht allzu selten gerade Mitglieder der Humanistischen Union, von welchen ich am meisten gelernt habe. Beispielsweise nenne ich hier den Mitbegründer der Zukunftsforschung, Ossip Flechtheim, den vor wenigen Wochen verstorbenen engagierten Psychoanalytiker Hans Kilian sowie meinen langjährigen Kollegen Ulrich Sonnemann.“

Ausführliche Informationen zum Marburger Leuchtfeuer finden sich unter: http://leuchtfeuer.hu-marburg.de/.

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