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Kurt Singer verstorben

Aus: Mitteilungen Nr. 207 (Heft 4/2009), S.34

(JG) Am 16. September 2009 verstarb unser langjähriges Mitglied Kurt Singer im Alter von 80 Jahren. Erstmals tauchte sein Name in den Mitteilungen 97 der HU im Dezember 1981 auf, und dort gleich zwei Mal: Da wird aus seinem Protestbrief an den Intendanten des Bayerischen Rundfunks wegen eines dort ausgestrahlten Hetzartikels gegen die Teilnehmer einer Friedensdemonstration (u.a. Böll, Ranke-Heinemann, Gollwitzer, Eppler) zitiert. Und es wird ein Vortrag von ihm in München angekündigt, in dem er sich für eine „humane Schule“ einsetzt.

Diese beiden Erwähnungen zeigen exemplarisch die Schwerpunktthemen des Engagements des Professors für Pädagogische Psychologie und Schulpädagogik an der Uni München: Einsatz für eine friedliche Welt und eine menschenwürdige, demokratische Erziehung, gepaart mit Zivilcourage. Beides zeigt sich noch einmal exemplarisch in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Preises „Aufrechter Gang“ an den pazifistischen und antirassistischen Lehrer Wunibald Heigl 1993 – in Ausschnitten abgedruckt in den Mitteilungen 145 vom März 1994 – mit folgender Passage: „Nichts hemmt den pädagogischen Fortschritt in der Schule mehr, als die undemokratischen Verhältnisse, die in ihr herrschen: die Unterordnung, bürokratische Regelung, Zensur und machtbehauptetes Vorgesetztenverhalten. Dem entspricht auf der anderen Seite die unvorstellbare Gehorsamsbereitschaft von Lehrerinnen und Lehrern. In Autoritätshörigkeit opfern sie ihre pädagogische Freiheit und passen sich an.“

Kurt Singer hat sich nie angepasst; er ist unerschütterlich seinen Weg gegangen für eine humane Gesellschaft und eine humane Weltordnung, bis zuletzt.

Kurt Singer / Werner Dietrich (1981): „…eine gewisse Schlampigkeit der Kleidung“. Kommentar der Woche, Mitteilungen der Humanistischen Union Nr. 97, S. 35.
Kurt Singer (1994): Aufrechter Gang. Obrigkeitlicher Zwang in einer Gesellschaft, die sich demokratisch nennt. Über Freiheit und Unfreiheit von Lehrerinnen und Lehrern, Mitteilungen der Humanistischen Union Nr. 145, S. 15-16.

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