vorgänge Nr. 192: Wandel der Öffentlichkeit

vorgänge Nr. 192: Wandel der Öffent­lich­keit

Wandel der Öffent­lich­keit

vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, 49. Jahrgang, Heft 4 (Dezember 2010)

 

Als das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel” 1962 der Bundeswehr attestierte, „bedingt abwehrbereit” zu sein, witterte der Bundesverteidigungsminister einen „Abgrund von Landesverrat”, ließ den Herausgeber festnehmen und musste doch nach wenigen Wochen auf Druck der Öffentlichkeit diesen wieder freilassen und selbst zurücktreten. Der abgewehrte Angriff auf das selbsternannte „Sturmgeschütz der Demokratie” war die Sternstunde klassischer Öffentlichkeit.

Knapp fünfzig Jahre später trägt das Geschütz den Namen Wikileaks, es verbreitet im Internet weltweit für jedermann einsehbar 250.000 Dokumente voller Interna der amerikanischen Diplomatie und bringt damit die US-Regierung in die Bredouille. Auch diese sieht sich vor einem Abgrund von Landesverrat, ihre Gegenmaßnahmen erweisen sich allerdings als hilflos. Das Material ist jedermann zugänglich, dem „Spiegel” bleibt die Aufgabe, es publikumsgerecht aufzubereiten. Es ist die Sternstunde der neuen Öffentlichkeit – und so die Ankündigungen des Wikileaks Chefs Julian Assange nicht übertrieben sind, werden ihr weitere folgen.

Die beiden Ereignisse markieren den Wandel der Öffentlichkeit in den letzten Jahren.

 

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