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Leser­In­nen­briefe

Mitteilungen Nr. 218/219 (Heft 3/4 2012), S. 28

Betrifft: Papst-Rede im Deutschen Bundestag

Zu: Johann-Albrecht Haupt: Was hat der Papst den Abgeordneten, was hat er uns zu sagen? Eine Nachlese zur Rede von Kardinal Ratzinger vor dem Deutschen Bundestag. Mitteilungen Nr. 215/216, S. 16ff.

Als langjähriges HU-Mitglied freue ich mich immer wieder über die kritisch-aufklärerischen Artikel von Johann-Albecht Haupt! In seinem erhellenden Bericht über die Rede des Papstes vor Abgeordneten des Deutschen Bundestages ist ihm allerdings ein kleiner Fehler unterlaufen, den ich hiermit korrigieren möchte: Der von ihm – Kardinal Ratzinger zitierend – genannte Wissenschaftler heißt nicht Hermann Kelsen, sondern Hans Kelsen, der sich nicht hoch genug einzuschätzende Verdienste auf dem Gebiet der Installierung von positiv legitimierten Normen und Werten erworben hat, worauf ja auch Herr Haupt hingewiesen hat. Hans Kelsen war einer der ersten, der die soziomorphe Interpretation des Kosmos insbesondere in seiner grundlegenden Untersuchung „Society and Nature“aufgedeckt und die sog. „Naturrechtslehre“ einer vernichtenden Kritik unterzogen hat. […]

Im Laufe der Zeit hat das (scholastische) Naturrecht zur Rechtfertigung der verschiedensten Formen der Unfreiheit einschließlich der Sklaverei und des Menschenhandels gedient. Noch im 19. Jahrhundert wurde die Forderung nach demokratischen Freiheitsrechten und den Menschenrechten erbittert bekämpft! (siehe auch die Enzykliken „Mirari vos“ vom 15.8.1832, „Quanta aura“ vom 8.12.1864 und „Libertas praestantissimum“ vom 20.6.1888)

Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass auch die von Ratzinger als „Gewährsquelle“ angeführte Stoa auf die chaldäisch-persische Mythologie des „Sternenstaates“ zurückgeht. – Doch von alledem will der „Gelehrte“ Ratzinger nichts wissen, was aber übliche Praxis in einer Ideologie ist, die sich kritisch-rationale Argumente unter allen Umständen vom Leibe halten will!
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal Herrn Haupt für die kontinuierlichen Kirchen-/Religionskritiken danken, weil sie einen ganz wesentlichen Bestandteil im Selbstverständnis der HU darstellen!

Gerd Kreuz, Dortmund

Integra­ti­ons­pro­bleme mit der GHI

Als seit Jahrzehnten aktives Mitglied der Humanistischen Union möchte ich hiermit meinen Unmut kundtun. Die Fusion der GHI mit der HU ist ohne ausreichende Debatte und ohne Mitgliederbefragung auf wenig demokratische Art und Weise im Hau-Ruck-Verfahren betrieben worden. Ich schließe mich der Bewertung von Theodor Ebert auf der Delegiertenkonferenz 2009 an, daß mit der Verschmelzung der GHI mit der HU ein Kuckucksei gelegt wird. Das hat sich hier im Ortsverband Frankfurt bewahrheitet. Frau Roitsch-Wittkowsky vom Bundesvorstand interessiert sich nicht für unsere Aktivitäten und nimmt schon lange nicht mehr an unseren regelmäßigen Treffen teil. Die HU steht für eine kirchenkritische Haltung und für die Werte der Aufklärung. Das war das Anliegen des Gründer-Vaters Gerhard Szczesny* und auch der aktiven HU-Mitglieder. Das Wort Aufklärung darf aus dem Wortschatz der HU nicht verschwinden. Die GHI scheint ganz andere Ziele zu haben, die mit denen der HU schwer zu vereinbaren sind. Um nur ein Beispiel zu nennen: unser verstorbener früherer stv. Ortsvorsitzende Karl Bergmann kämpfte – z.B. auf öffentlichen Podien – für die Abschaffung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen, während die ex-GHI jetzt auch noch islamischen Religionsunterricht dazupacken will.

Seit der Fusion wird jetzt schon wieder eine Namens-Debatte geführt, die zweite in drei Jahren. Manche sollten zu Kenntnis nehmen, dass die HU ein Markenzeichen ist. Wer die Presse verfolgt, sollte das mitbekommen haben. Ich bin dafür, diesen erfolgreichen Namen ohne Zusatz beizubehalten, weil er sich bewährt und gut eingeprägt hat.

Außerdem schlage ich vor, das Engagement des OV Frankfurt besser zu würdigen. Bei unseren Veranstaltungen haben wir schon öfters 80 bis 100 Besucher begrüßt, bei der ganz aktuellen Debatte „Brauchen wir den Verfassungsschutz?“ waren es 150 Gäste, darunter der ehem. hess. Justizminister von Plottnitz. An anderen Orten wie z.B. München werden schon 20 Besucher als Erfolg bewertet und der Bundesgeschäftsführer lobt das mit eigenem redaktionellen Vorspann (s. Mitteilungen Nr. 217, S. 8). Artikel aus Frankfurt werden dagegen mit relativierendem Vorspann versehen. Eine so ungleiche Behandlung ist unfair.

Seit der Fusion mit der GHI hat sich das Verhalten der Geschäftsführung verändert und nicht nur das: eigentlich war ein Zusammenwachsen beschlossen gewesen. Doch ich sehe keine Kooperation, kein Aufeinander-Zugehen seitens der ex-GHI’s. Manche fühlen sich wohl als Fremdkörper in der HU und fühlen sich wohl dabei. Vielleicht ist es an der Zeit, einmal zu evaluieren, ob die Fusion wirklich erforderlich und erfolgreich war.

Wolfgang Hoog, Frankfurt/M.

* Vgl. Szczesny, Die Zukunft des Unglaubens, http://d-nb.info/720199913

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