Publikationen / Mitteilungen / Mitteilungen Nr. 241

Dr. Jürgen Kühling ist verstorben

Mitteilungen24105/2020Seite 18

Am 16. Dezember 2019 ist unser Mitglied Jürgen Kühling im Alter von 85 Jahren verstorben.

In: Mitteilungen 241 (1/2020), S. 18

Seit 1980 war Jürgen Kühling Mitglied der Humanistischen Union. Als er in die Humanistische Union eintrat, war Kühling Richter am Bundesverwal-tungsgericht. 1989 wurde er zum Richter des Bundesverfassungsgerichts ernannt. Dort war er bis 2001 im Ersten Senat tätig und hat als Bericht-erstatter eine Reihe wegweisender Entscheidungen vorbereitet, unter anderem die Entscheidung zur Verfassungswidrigkeit der Benachteiligung von Frauen bei Einstellungen in traditionelle Männerberufe, zur Rechtmäßigkeit von Kurzarbeitergeld bei Regionalstreiks und zur Untersagung der „Bennetton-Werbung“, weil sie Perso-en herabwürdigte.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundesverfassungsgericht war er von 2001 bis 2005 Mitglied im Bundesvorstand der Humanistischen Union. Mit seiner Arbeit im Vorstand hat er unser Wirken bis heute nachhaltig geprägt. Er initiierte u.a. 2003 die „Berliner Gespräche“ als Gegenstück zu den christlich organisierten „Essener Gesprächen“. Diese sollen einen – von kirchlicher Finanzierung unabhängigen – Raum schaffen, in dem grundlegende Probleme des Religionsverfassungsrechts diskutiert werden. Er organisierte die 1. und 2. Berliner Gespräche selbst und verschaffte damit der Humanistischen Union großes Ansehen und Respekt. Das erste von ihm organisierte „Berliner Gespräch“ war dem Selbstverwaltungsrecht der Kirchen und dem kirchlichen Arbeitsrecht gewidmet. In den 5. Berliner Gesprächen, die wir gegenwärtig vorbereiten, wollen wir in Anbetracht der neuesten Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zum kirchlichen Arbeitsrecht wieder zu diesem Ursprung zurückgehen. Dort wird auch Gelegen-heit sein, Jürgen Kühling für sein Wirken in der Humanistischen Union ausführlich zu würdigen.

Rosemarie Will

nach oben