Publikationen / Mitteilungen / Mitteilungen Nr. 247

Bericht von der Mitglie­der­ver­samm­lung

Am 3. und 4. September traf sich die Humanistische Union zu ihrer Mitgliederversammlung in Berlin. Sie fand im ehemaligen Gebäude des „Neuen Deutschland“ im Friedrichshain statt.

Am Freitagabend vor der MV erfolgte ein Austausch zum Krieg in der Ukraine und der Positionierung der Humanistischen Union dazu.

 

Samstag 03.September 2022

Die MV begann mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden. Zunächst wurden die Formalia abgearbeitet und festgestellt, dass die Mitglieder satzungsgemäß geladen wurden, die Tagesordnung bekannt war und die Mitgliederversammlung beschlussfähig sei.

Zur Tagungsleitung wurde Stefan Hügel gewählt. Das Protokoll übernahm Katharina Rürup. Till Müller-Heidelberg und Tobias Baur wurden zur Antragskommission bestimmt.

Die Tagesordnung wurde mit einer Änderung beschlossen: die Diskussion sollte nach den einzelnen Berichten erfolgen, nicht pauschalisiert am Ende der Berichte.

Nun berichtete zunächst Stefan Hügel für den Vorstand über das vergangene Jahr. Er wies darauf hin, dass der Vorstand durch verschiedene Rücktritte stark unterbesetzt gewesen sei und sich dennoch bemüht habe, seinen Aufgaben nachzukommen. Neben einer Auflistung der Presseerklärungen erwähnte er auch die beiden virtuellen Regiotreffen, in denen starke Kritik an der Arbeit von Vorstand und Geschäftsstelle geübt wurde.

Auch die folgende Aussprache war nicht unkritisch: Es wurde von verschiedener Seite noch einmal auf den Weggang von Ingmar Kumpmann und die nicht ausreichende Beschäftigung der HU mit der Corona-Krise verwiesen. Diese Kritik wurde von Franz-Josef Hanke aufgegriffen, der aber einen gesamtgesellschaftlichen Mangel an Diskussionskultur beklagte und kein spezifisches Versäumnis der HU sah. Dem stimmten auch andere zu, die betonten, es ginge um die Eröffnung von Diskussionsräumen, die die HU bieten könne bzw. müsse.

Für die Geschäftsstelle berichtet Carola Otte über die Finanzlage und die Mitgliederentwicklung. Die Mitgliederzahlen sind weiterhin rückläufig. Die Finanzen bilden diese Entwicklung nicht vollständig ab, da aufgrund der im Berichtsjahr immer noch schwelenden Pandemie wenige Veranstaltungen in Präsenz stattfanden. In der nachfolgenden Diskussion wurde auf einige Unstimmigkeiten im Bericht hingewiesen, die Carola Otte nach der MV klären wollte.

Nach Abschluss dieser Diskussion wurde der Revisionsbericht vorgestellt. Eine Revision wurde nur durch einen der Revisoren des Jahres 2021 (Jakob Bach) durchgeführt, da eine Terminfindung mit Mathias Meis, dem zweiten Revisor, aus familiären Gründen nicht möglich war. Jakob Bach prüfte zusätzlich noch den Zeitraum 2018 bis 2020, da auch für diesen Zeitraum eine Revision bisher nicht stattgefunden hatte.

Die Aussprache und Diskussion zum Revisionsbericht gestaltete sich lebhaft, da Ulrich Fuchs – der Revisor des Zeitraum 2019-2020 – anwesend war und sich über mangelnde Revisionsgelegenheiten beklagte. Aufgrund des vorliegenden Berichtes käme eine Entlastung des Vorstandes für ihn nicht infrage. Till Müller-Heidelberg stellte den Antrag, den Vorstand für den gesamten Zeitraum zu entlasten – Ulrich Fuchs antwortete mit dem Gegenantrag, eine Entlastung lediglich für das Jahr 2021 auszusprechen. Mit großer Mehrheit wurde der Antrag von Till Müller-Heidelberg zur Entlastung des Vorstandes angenommen.

Mit diesem positiven Ausgang des ersten Teils der Mitgliederversammlung verabschiedete man sich in die Mittagspause. Nach dem Mittagessen gab es eine Führung zum Friedhof der Märzgefallenen (s.u.)

Am Samstagnachmittag wurde die MV mit der Wahl der Verbandsgremien fortgesetzt. Zunächst wurde das Schiedsgericht gewählt. Zur Verfügung gestellt haben sich dankenswerterweise Werner Bergmann, Udo Kauß, Helga Lenz, Till Müller-Heidelberg und Roland Otte. Als Revisoren wurden Jakob Bach und Naomi Imanishi gewählt. Johann-Albrecht Haupt kandidierte erneut für das Amt des Diskussionsredakteurs und wurde mit grosser Mehrheit wiedergewählt.

Nun folgten die Vorstellung und Wahl der Kandidaten und Kandidatinnen für Vorsitz und Vorstand. Stefan Hügel, der seit letztem Herbst kommissarisch das Amt des Vorsitzenden ausübte, erklärte sich bereit, für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren. Die Wahl des Vorsitzenden erfolgte im Netz und im Saal geheim.

Stefan Hügel wurde mit 18 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen zum neuen Vorsitzenden gewählt und nahm die Wahl dankend an.

Wolfram Grams kandidierte erneut für den Vorstand. Neu kandidierten: Marlis Dürkop-Leptihn, Johannes Feest, Thomas Messerer und Andrea Zielinski. Nicht wieder kandidieren: Tobias Baur und Martin Kutscha. Andrea Zielinski war nicht anwesend, hatte ihre Kandidatur aber im Vorfeld schriftlich erklärt und wurde von Tobias Baur vorgestellt. Thomas Messerer war nicht anwesend, hatte seine Kandidatur aber ebenfalls im Vorfeld schriftlich erklärt und wurde von Katharina Rürup kurz vorgestellt. Biografische Angaben zu den Kandidaten sind unter https://www.humanistische-union.de/ueber-uns/vorstand/ zu finden.

Alle Kandidaten wurden mit großer Mehrheit (und einigen Enthaltungen) gewählt.

Obwohl alle Kandidaten gewählt wurden, fehlt dem neuen Vorstand noch ein Mitglied, weshalb bei der nächsten Mitgliederversammlung 2023 ein Mitglied des Bundesvorstandes nachgewählt wird.

Mit der Wahl des neuen Vorstands endete der erste Teil der Mitgliederversammlung.

 

Sonntag, 04. September

Fortsetzung der Mitgliederversammlung mit einem Impulsreferat von Stefan Hügel zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) und Politik. Stefan Hügel griff hierbei zurück auf sein Referat bei der HU-Con 2018 (abgedruckt in den Mitteilungen https://www.humanistische-union.de/publikationen/mitteilungen/240/publikation/kuenstliche-intelligenz-und-buergerrechte/) und ergänzte es um neuere Entwicklungen. Einen Schwerpunkt des diesjährigen Vortrages bildeten Microtargeting und die Auswirkungen auf politische Entscheidungen.

In der folgenden Diskussion wies Rosemarie Will darauf hin, dass noch vor wenigen Jahren auch in der Humanistischen Union KI für ein Problem der ferneren Zukunft gehalten worden sei. Inzwischen habe man sich aber auf verschiedenen Ebenen ausführlich mit der Thematik beschäftigt – nicht zuletzt im kommenden Heft der vorgänge zu KI. Stefan Hügel präzisierte, die HU habe sich weniger mit KI als mit den gesellschaftlichen Folgen von KI zu befassen. Diesen Aspekt vertiefte Wolfram Grams, der die möglichen Auswirkungen der KI auf die sozialen Rechte der Menschen in den Blick nahm. Anhand des Beispiels geplanter Pflegeroboter skizzierte er eine Zukunft, in der menschlicher Kontakt zum Privileg der Bessergestellten werden kann. Das bürgerrechtliche Thema der Zukunft sah Grams im Einzug der Maschinen in Bereiche, die auf menschliche Beziehungen angewiesen sind.

Nach diesem Impulsreferat und der folgenden Diskussion wurde der zweite Tag der Mitgliederversammlung begonnen:

Da der Antragskommission keine Anträge vorlagen, entfiel dieser Teil und es blieb dem neuen Vorsitzenden nur, sich bei den Mitgliedern und der Geschäftsstelle zu bedanken und sie zu verabschieden. Damit endete gegen 11:30 die Mitgliederversammlung 2022 der Humanistischen Union.

Katharina Rürup und Red.

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